"Wir wollen etwas bewirken!"

"Zukunft einkaufen" in St. Joseph Münster-Süd

Das war eine Initialzündung. „Mit dem Einstieg in das Projekt „Zukunft einkaufen – glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster“ ging ein Ruck durch die Kirchengemeinde“,
erinnert sich Udo Schonhoff. „Das Entwickeln neuer Ideen verbindet die Gemeindeteile St. Joseph, Heilig Geist und St. Antonius und die 40 Gruppen über frühere Gemeindegrenzen und über Generationen hinweg und lässt uns zusammen wachsen.“
 

Die Schonhoffs halten stolz die "Zukunft einkaufen"-Plakette in ihren Händen.

Udo Schonhoff und seine Söhne Philipp, Sebastian und Tobias (v.l.) sind stolz auf die Auszeichnung von St. Joseph Münster-Süd als Ökofaire Kirchengemeinde.

© Bistum Münster/Karola Wiedemann

Der 56–jährige ist, ebenso wie seine drei Söhne, Tobias, 28 Jahre, Sebastian, 26 Jahre, und Philipp, 22 Jahre, ehrenamtlich aktiv in der Gemeinde. Er und die von seinen drei Söhnen vor vielen Jahren mitgegründete Fairhandelsgruppe haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Gemeinde St. Joseph Münster-Süd als eine der ersten Gemeinden im Bistum Münster bereits in der Pilotphase des Projekts im Herbst 2017 von Weihbischof Stefan Zekorn mit der Plakette „Ökofaire Gemeinde“ ausgezeichnet wurde.

Im Juni 2018 wurde die Pilotphase beendet und die Initiative vom Bistum Münster offiziell gestartet, so dass jetzt alle Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen im Bistum Münster diese Auszeichnung bekommen können. Voraussetzung für die Auszeichnung „Ökofaire Kirchengemeinde“ oder „Ökofaire Einrichtung“ – das ist „Level Eins“ des Umweltmanagementsystems „Zukunft einkaufen – glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster“ – ist eine Selbstverpflichtung der Gemeinde oder Einrichtung, fünf von vorgegebenen zehn ökofairen Kriterien in den folgenden drei Jahren zu erfüllen.

Hätte es die Auszeichnung schon eher gegeben, hätte St. Joseph Münster-Süd, ebenso wie viele andere Gemeinden, sie wohl schon vor Jahren verdient. Allein mit dem Engagement der Fairhandelsgruppe hat die Gemeinde längst die Hürde der fünf Kriterien erfüllt: Verköstigungen, Geschenke und Kaffee kommen in der Gemeinde selbstverständlich aus fairem Handel. Mit zahlreichen Initiativen und Veranstaltungen engagieren sich insbesondere die ca. 20 jungen Leute in der Fairhandelsgruppe für die Ausweitung des fairen Handels, für gerechtere Wirtschaftsstrukturen und für bessere Lebensbedingungen für Kleinbauern in Entwicklungsländern - sie haben hier einen Schwerpunkt in der Gemeindearbeit gesetzt. „Wir wollen etwas machen, etwas bewirken“, beschreiben Sebastian, Tobias und Philipp unisono stellvertretend für ihre Fairhandelsgruppe die Motivation der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich dort für fairen Handel engagieren. „Junge Menschen haben meist kein Geld für Spenden, aber sie können sonntags faire Produkte verkaufen und so direkt den Produzenten in fernen Ländern und mit dem kleinen Erlös zusätzlich beispielsweise Obdachlosen hier vor Ort helfen“, ergänzt Udo Schonhoff „In unserer Gemeinde haben sie großen Ehrgeiz, möglichst viel umzusetzen. Sie initiieren laufend neue zusätzliche Abnehmer und Verkaufsstellen, auch außerhalb der Gemeinde. Und sie beschäftigen sich in Veranstaltungen und bei der Kooperation mit Ghana mit ungerechten Strukturen. Junge Menschen wollen etwas tun.“

Neben dem Engagement für fairen Handel kommen in der Gemeinde nur noch Mehrweggeschirr und Recyclingpapier zum Einsatz. Das bedeutet, dass ca. 100 Hauptamtliche in den vier Kindertageseinrichtungen, einem Familienzentrum, einem Altenheim und den drei Gemeindeteilen an der ökofairen Ausrichtung ebenso mitwirken, wie 400 ehrenamtlich Aktive. Zur Gemeinde gehören ca. 15.000 Mitglieder.

Die Initiative des Bistums hat dort den Ehrgeiz angefacht, alle Kriterien zu erfüllen und Level zwei, die nächste Stufe des Umweltmanagementsystems, zu erklimmen. „Auch das hat der Pfarreirat bereits einstimmig beschlossen. Wenn es den Goldstandard gibt, dann wollen wir ihn erreichen!“, ist für Udo Schonhoff eine immer stärkere ökofaire Ausrichtung der Gemeinde vom Energieverbrauch bis hin zu den Baumaterialien das Ziel. Dabei ist der Übergang zum nächsten Level immer freiwillig und mit der Entscheidung für die Auszeichnung „Ökofaire Gemeinde“ keinesfalls zwangsläufig verbunden. Aber wenn eine Gemeinde oder Einrichtung sich dafür entscheidet, unterstützt das Bistum Münster mit seiner Initiative gerne bis zur EMAS-Zertifizierung, einer international anerkannten Umweltzertifizierung.

Dennoch gilt auch hier, der Weg ist das Ziel. Jede kurz-, mittel- und langfristig geplante und umgesetzte Maßnahme hilft, die Welt im Sinne der päpstlichen Enzyklika Laudato si ein wenig gerechter und besser zu machen.

Karola Wiedemann