„Wir übertrumpfen uns vor Begeisterung alle gegenseitig“

Erste Kita in Münster erhält Auszeichnung als „ökofaire Einrichtung“

Mitten in Münster-Gievenbeck Natur erleben und gärtnern: Das ist Realität in der Kindertagesstätte St. Michael 1 am Besselweg in Münster. Die Kita ist jetzt nach dem Umweltmanagementsystem „Zukunft einkaufen – Glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster“ auf Level 1 ausgezeichnet worden und kann sich damit „ökofaire Einrichtung“ nennen.

Vor sprießenden Salatpflanzen in einem Hochbeet der Kita konnte Thomas Kamp-Deister, Projektleiter der Initiative und Referent für Schöpfungsbewahrung im Bistum Münster, die Kinder und Erzieherinnen mit einem Märchen zum Erfolg nachhaltigen Handelns begeistern und anschließend die Plakette und die Urkunde überreichen. 

Denn Erfolg haben auch die Kitakinder und ihre Erzieherinnen: In ihrem Außengelände findet sich eine Naschecke mit Erdbeeren und Himbeeren. In ihrem von Sponsoren gespendeten Hochbeet wächst Salat. Und in einem Beet daneben sprießen Zwiebeln und Knoblauch, fachmännisch gemulcht mit einer Lage Heu. Ganz neu ist die Abgrenzung, ein insektenfreundlicher Totholz-Zaun aus Pfählen und dazwischen quer gelegtem Schilf. In einer anderen Ecke lädt ein Sinnesgarten mit einer duftenden Kräuterspirale, heranwachsenden Erbsen und einem Kompostbehälter Kinder und Insekten gleichermaßen zum Besuch ein. 
Auch in anderen Bereichen ist die Kita ökofair ausgerichtet: Da stehen beispielsweise Spielgeräte aus recyceltem Kunststoff im Außengelände, Elternbriefe werden papiersparend vorrangig per Mail verschickt, was den Erzieherinnen auch das Eintüten erspart. Es gibt kein Einweggeschirr. Und die Kinder gehen bei jedem Wetter nach draußen. „Wir übertrumpfen uns alle gegenseitig, weil wir so begeistert sind“, erläutert Doris Hoeter, zuständige Verbundleiterin der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser, das engagierte Miteinander von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kindern und Eltern für nachhaltiges Handeln in der Kita. 

Kinder und Erzieherinnen der Kita St. Michael 1 freuen sich mit Kathy Hürländer (hinten 2. von links), Doris Hoeter (hinten Mitte) und Thomas Kamp-Deister (rechts) über die erfolgreiche Auszeichnung als „ökofaire Einrichtung“.

Kinder und Erzieherinnen der Kita St. Michael 1 freuen sich mit Kathy Hürländer (hinten 2. von links), Doris Hoeter (hinten Mitte) und Thomas Kamp-Deister (rechts) über die erfolgreiche Auszeichnung als „ökofaire Einrichtung“.

© Karola Wiedemann

Doris Hoeter hat vor etwa einem Jahr den Prozess mit der Initiative „Zukunft einkaufen“ gestartet und für den gesamten Kitaverbund einen ökofairen Arbeitskreis gegründet, in dem alle sechs Einrichtungsleiterinnen und jeweils eine weitere Mitarbeiterin vertreten sind. Dort werden vor allem Ideen aus den Kitas ausgetauscht. Manches bleibt als Idee und Projekt in einer Kita, anderes wird in allen Kitas umgesetzt. Beispielsweise die Aufforderung an die Eltern, Ausrangiertes aus ihrem Haushalt anstatt in den Müll zu geben, in die Kita zu bringen, haben alle Kitas ausgesprochen. Dort landen dann beispielsweise Löffel anstelle neuer Plastikschaufeln in der Sandkiste. Das spart Ressourcen und es bringt die Eltern mit ins Boot. 

„Unsere Begeisterung und unser Engagement in der Kita fixen auch die Eltern an“, ist die Erfahrung von Kathy Hürländer, Einrichtungsleiterin in der Kita St. Michael 1. „Und die Kinder tragen das nachhaltige Handeln in die Familien.“ So benutzen inzwischen alle Kitas anstelle von Plastiktüten Stoffbeutel, die von den Eltern gewaschen werden, um Wechselwäsche der Kinder mit nach Hause zu geben. Die Kitas handeln nach dem afrikanischen Sprichwort: „Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten, viele kleine Dinge tun, können das Gesicht dieser Welt verändern“.