
Die Drucker laufen heiß: Thorsten Dütsch von der Caritas für die Stadt Münster muss tausende Rechnungen neu schreiben.
© Caritas für das Bistum Münster / Michael BönteDie Folgen sind immer wieder Nachforderungen, zum Teil für Zeiträume von mehreren Monaten. Den Einrichtungen, aber auch den betroffenen Familien fehlt jede Planungssicherheit. „Die Halbwertzeit geltender Zahlen ist extrem kurz“, sagt Thorsten Dütsch, der bei der Caritas für die Stadt Münster im Referat Leistungsabrechnung arbeitet. „Meine Kollegen und ich wissen manchmal, dass die Rechnungen, die wir gerade rausschicken, schon bald wieder neu geschrieben werden müssen, weil laufende Verhandlungen mit den Kassen neue Zahlen festlegen werden.“
Der Aufwand ist enorm. Und treibt für Dütsch Stilblüten: Als er vor einigen Wochen einen Stapel von etwa 3000 neu kalkulierten Rechnungen rausschicken wollte, ging der Drucker an seinem Arbeitsplatz in die Knie. „Er war überlastet, wollte einfach nicht mehr.“ Dütsch zog in ein Büro in einer anderen Caritas-Einrichtung in Münster um, damit die restlichen Briefe noch rausgehen konnten. Wohl wissend, dass die Zahlen in diesen Schreiben schon bald überholt sein könnten. „Ich habe jetzt für eine Altenhilfe-Einrichtung eine Neuberechnung der Vergütungssätze für die Investitionskosten rückwirkend zum 1. Januar 2023 erhalten – das muss ich jetzt wieder alles stornieren und nacharbeiten.“
Was die Pflege-Einrichtungen wirtschaftlich gefährdet und den zentralen Abrechnungsstellen einen enormen Aufwand beschert, ist für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen bisweilen tragisch. „Wenn es plötzlich Nachforderungen von mehreren tausend Euro gibt, kommen sie an Grenzen.“ Dütsch führt dann nicht selten Anrufe mit verzweifelten und erbosten Angehörigen. Besonders traurig stimmen ihn dabei Gespräche mit Angehörigen mittlerweile verstorbener Menschen. „Sie können mit dem Tod etwa ihrer geliebten Mutter gar nicht abschließen, weil ihnen immer wieder neue Rechnungen ins Haus flattern.“
Die Forderungen der Caritas haben an Deutlichkeit deshalb nichts verloren. „Die Pflegekassen müssen endlich in die Pötte kommen und rechtzeitig neue Verhandlungen aufnehmen – vier bis fünf Wochen bevor die alten Preise abgelaufen sind“, sagt Dütsch. „Wenn wir eine Rechnung rausschicken, muss sicher sein, dass die Zahlen auch wirklich gelten und nicht nach Monaten wieder umgeschrieben werden müssen.“ Der Bearbeitungsstau bei den Pflegekassen und dem LWL muss dafür schnellstmöglich aufgelöst werden, so der Caritasmitarbeiter. „Damit Pflegebedürftige ihre Versorgung verlässlich planen und die Einrichtungen ihre Kosten verbindlich kommunizieren können.“
Text: Caritas für das Bistum Münster
Von Recke bis Recklinghausen, von Emmerich bis Lengerich – die Caritas im Bistum Münster ist für Menschen in Notsituationen da. Ob Jung oder Alt, Alleinstehend oder Großfamilie, mit Behinderung oder Migrationshintergrund, körperlicher oder psychischer Erkrankung. Unter dem Motto „Not sehen und handeln“ sind 80.000 hauptamtliche Mitarbeitende und 30.000 Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz. Für die Hilfe vor Ort sorgen 25 örtliche Caritasverbände, 18 Fachverbände des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und 3 des SKM – Katholischer Verein für Soziale Dienste. Hinzu kommen unter anderem 57 Kliniken, rund 150 Einrichtungen der Behindertenhilfe, 205 Altenheime, 105 ambulante Dienste, 115 Tagespflegen, 27 Pflegeschulen, 89 Kindertageseinrichtungen und 22 stationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe.