Marlies Schmidt-Menke lächelt, als sie diese kurze Episode mitbekommt. Die Fachstellenleiterin Sprach- und Integrationsarbeit im HDF, das zum katholischen Bildungsforum im Kreisdekanat Wesel gehört, freut sich über die engagierte Beteiligung der erwachsenen Schülerinnen und Schüler. „Wir haben einen Lehrplan, der für die spätere Sprachprüfung wichtig ist und entsprechend angewendet wird. Aber es werden auch aktuelle Themen aufgearbeitet und besprochen, der Krieg in der Ukraine spielt da immer wieder eine Rolle“, erklärt sie. Vom aktuellen Thema ausgehend wird dann, mit deutschen Vokabeln, einmal der Bogen zum Lehrplan geschlagen, aber auch zu Themen, die in Deutschland von Bedeutung sind.
Die Nachfrage nach den Sprach- und Integrationskursen, die nicht nur für Geflüchtete aus der Ukraine angeboten werden, ist groß, allein im Herbst starten drei neue Angebote beim HDF. Die Berechtigung zur Teilnahme bekommen die Männer und Frauen beim Jobcenter oder der Ausländerbehörde, mit dieser können sie sich einen Anbieter aussuchen. „Insbesondere die Frauen sind gut untereinander vernetzt“, erklärt Marlies Schmidt-Menke. Über Mund-zu-Mund-Propaganda werden Empfehlungen ausgesprochen und so kommen viele Lernwillige schließlich zum HDF. „Als der Krieg in der Ukraine begann, haben auch wir uns gefragt, wie wir helfen können“, erinnert sie sich. Das Haus der Familie sei, ebenso wie andere Institutionen, gut mit der Stadt vernetzt. „Bei der Integration sind wir als Kirche ein wichtiger Partner“, weiß Marlies Schmidt-Menke. Erst ging es um Wohnungen und Kleidung, dann begann die Suche nach Sprach- und Integrationskursen. „Wir konnten durch Festangestellte und Honorarkräfte kurzfristige Angebote machen, dabei kam uns auch die gute Verbindung zur Pfarrei vor Ort zugute. Dort wurde schnell und unbürokratisch geholfen, sei es bei Raumbedarf oder der Frage nach einem Klavier für einen gemeinsamen Gesangsabend“, erinnert sie sich lachend.
Anders als bei der Frage nach dem Recycling sind sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Sprach- und Integrationskurses in einem einig: „Es ist sehr wichtig, etwas über das Land zu wissen und die Sprache zu lernen“, fasst eine Teilnehmerin die Gruppenmeinung zusammen. „Wir möchten“, betont sie, „mit den Leuten hier kommunizieren können – und auch für unsere Kinder in der Schule und bei der Arbeit ist die Sprache wichtig.“
Im Bildungsforum im Kreisdekanat Wesel ist die Entwicklung des Sprach- und Integrationsbereichs zu einem Aushängeschild und Alleinstellungsmerkmal geworden, sagt Geschäftsführer Markus Kuhlmann. 32.000 Unterrichtseinheiten wurden im Jahr 2022 insgesamt gegeben, 4.000 mehr als im bisher besten Jahr 2019, also noch vor der Corona-Pandemie.