Kreuz aus Lampedusa

Lampedusa – die kleine Insel im Mittelmeer, rund 200 Kilometer südlich von Sizilien gelegen – ist längst zum Sinnbild der Flüchtlingskatastrophe geworden.

Zehntausende Menschen sind in den letzten Jahren dort gelandet. Schätzungsweise 25.000 Flüchtlinge sind seit dem Jahr 2000 im Mittelmeer ertrunken, als sie versuchten, Europa zu erreichen. Die Akademie Franz Hitze Haus in Münster will nun mit einem besonderen Symbol auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam machen: mit dem sogenannten Lampedusa-Kreuz. Akademie-Direktor Prof. Dr. Thomas Sternberg erläutert, was es damit auf sich hat: "Das Lampedusa-Kreuz stammt aus dem Holz von Flüchtlingsbooten. Es ist ein geschundenes Kreuz. Es könnte viele Geschichten erzählen, Geschichten voller Hoffnung, voller Angst und Verzweiflung." Nach Angaben Sternbergs kann das Kreuz auf Veranstaltungen in der Diözese zum Einsatz kommen, die einen Bezug zum Flüchtlingsschutz haben.

"Das Lampedusa-Kreuz ist ein Appell gegen die Gleichgültigkeit angesichts des Leids der Flüchtlinge. Lampedusa steht symbolisch für die Not und das Leid von Menschen, die in ihrer Verzweiflung keinen anderen Weg als den über das Meer wissen", betont der Akademie-Direktor und fährt fort: "Als Christen dürfen wir nicht tatenlos zusehen. Das Leid der Menschen, die auf den Booten nach Europa kommen, ist auch unser Leid. Viele sind Flüchtlinge, Opfer von Krieg und Gewalt, Verfolgung und Terror. Andere suchen einen Ausweg aus Elend und Perspektivlosigkeit in ihrer Heimat." Das Kreuz, so betont Sternberg weiter, erinnere an die unzähligen Menschen, die weltweit auf der Flucht ihr Leben verloren hätten, weil sie aus der Hoffnung auf ein Leben in Frieden und Sicherheit für sich und ihre Familien ihre Heimat verlassen hätten. "Wir wollen sie nicht vergessen und wir werden sie nicht vergessen. Schließlich kann uns gerade das Kreuz auch die Kraft geben, zu helfen, wo immer wir gebraucht werden", sagt er.

Dr. Christian Müller, Leiter des Fachbereichs "Politik und Zeitgeschichte, Internationale Zusammenarbeit" im Franz Hitze Haus erläutert, dass das Lampedusa-Kreuz von Francesco Tuccio hergestellt worden sei, der auf der Insel seit 1995 eine Schreinerwerkstatt betreibe. Tuccio engagiere sich seit langem auf Lampedusa ehrenamtlich in der Arbeit mit Flüchtlingen, versuche ihnen beim Start in ein besseres Leben zu helfen. Schon vor sechs Jahren sei ihm dann die Idee gekommen, aus den Trümmern eines gekenterten Flüchtlingsbootes Kreuze herzustellen, um so auf die Situation der Flüchtlinge, insbesondere auch derer, die Lampedusa nicht erreichen, aufmerksam zu machen. Inzwischen, so berichtet Müller, erhalte Tuccio Anfragen nach den Kreuzen nicht nur aus Italien, sondern aus vielen Ländern Europas. "Sein Wunsch ist, dass das Kreuz nicht nur ein Symbol des Leids und der Verwundung ist, sondern dass es auch für die christliche Botschaft der Liebe und der Freiheit steht. In diesem Sinn wollen wir das Kreuz auch in unserem Bistum verstehen und ‚einsetzen‘", sagt Müller. Das werde auch bei einer Reihe zur Qualifizierung ehrenamtlicher Flüchtlingsarbeit geschehen, die das Franz Hitze Haus ab November gemeinsam mit dem Diözesancaritasverband durchführen wird.

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Pfarreien, Verbände und andere kirchlichen Einrichtungen, die das Kreuz ausleihen wollen, können sich wenden an Christian Müller, E-Mail: mueller[at]franz-hitze-haus.de.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de