Missio-Truck macht Station an der Polizeihochschule in Hiltrup
Melanie Enking muss das Erlebte erst einmal sacken lassen. Was für die Mitarbeiterin der Deutschen Hochschule der Polizei in Hiltrup nur Fiktion war, ist für Menschen, die vor Krieg und Terror ihre Heimat verlassen, schreckliche Realität:
"Die Fragen, die sich ihnen stellen, die Entscheidungen, die sie innerhalb weniger Minuten treffen müssen" - Melanie Enking ist nachdenklich… In Kooperation mit der Fachstelle Weltkirche des Bistums Münster machte jetzt der Missio-Flucht-Truck für zwei Tage Station an der Deutschen Hochschule der Polizei. In dem Truck schlüpfen die Besucher virtuell in die Situation eines Flüchtlings, der plötzlich und unter dramatischen Umständen alles hinter sich lassen muss.
Die Mitarbeiter, vor allem aber die Studierenden für den höheren Dienst der Polizei, sollten sich im Rahmen des Studienmoduls "Interkulturelle Kompetenz" der Flüchtlingsthematik multimedial, und damit anders als es in den Vorlesungen möglich, nähern, erklärte Dr. Wolfgang Schulte. Er ist Dozent an der Hochschule.
Hans-Georg Hollenhorst von der Fachstelle Weltkirche hatte den Missio-Truck organisiert, der ansonsten meistens an Schulen zum Einsatz kommt. Das Interesse der Polizeihochschule hat ihn gefreut: "Für uns ist dies eine neue Möglichkeit der Zusammenarbeit." Die höchstwahrscheinlich fortgesetzt wird. Denn über die Tagesaktualität hinaus ist die Situation von Flüchtlingen in der Polizeiausbildung ein Dauerthema: "Wir beschäftigen uns seit 20 Jahren damit", sagt Schulte. Dass sich auch nach einem Rundgang durch den Truck keiner der Studierenden wirklich in die Lage eines Flüchtlings hineinversetzen kann, ist dem Dozenten klar: "Aber dennoch ist es ein Versuch, sich mit der Gefühlswelt auseinanderzusetzen."
Dafür bietet der Missio-Truck acht Lebensläufe, die beispielhaft für persönliche Schicksale stehen. Von der Entscheidung, was in das hastig zusammengesuchte Fluchtgepäck gehört, bis hin zum Besuch im Traumazentrum nimmt die Ausstellung ihre Besucher mit in eine realistische Atmosphäre. Ergänzend gibt es Informationen in Text und Bild, unter anderem über die Situation von Flüchtlingen in Deutschland und über die Arbeit von kirchlichen Hilfsorganisationen.
In Melanie Enking jedenfalls klingen die Schreie nach – und die Detonationen der Bomben… Dass Menschen aus Angst um ihr Leben fliehen, sie kann es verstehen…
Bildunterschrift: Tétè Agbodan (r.) vom katholischen Hilfswerk Missio betreute in Hiltrup den Missio-Truck gemeinsam mit Paulina Kluge von der Polizeihochschule. Dr. Michael Arnemann (2.v.r.), Leiter der Polizeiseelsorge im Bistum Münster, schaute sich die multimediale Ausstellung gestern gemeinsam mit Max Gehrke, Dozent an der Hochschule, an.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 19.08.16
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Gudrun Niewöhner