Christoph Holtick übernimmt künftig Begräbnisdienst in Maria Veen
Wenn Angehörige jemanden zum Reden brauchen, lässt er den Papierkram auf seinem Schreibtisch liegen. "Ich nehme mir Zeit und höre zu", sagt Christoph Holtick. Nichts ist für ihn in dem Moment wichtiger.
Seit 31 Jahren arbeitet der 53-Jährige in der Verwaltung des Benediktushofes im Rekener Ortsteil Maria Veen. Neben den Aufgaben dort unterstützt der engagierte Katholik seit langem den Hausgeistlichen, Pater Jörg Thiemann von den Marianhiller Missionaren, bei Todesfällen in der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen. Damit er künftig selbst Wortgottesdienste feiern und den Begräbnisdienst auf dem Friedhof übernehmen darf, nimmt Holtick an einem Ausbildungskursus für Ehrenamtliche teil, den das Bistum Münster erstmals anbietet. Im Mai findet das Abschlusswochenende statt, im Juni sollen die Zertifikate überreicht werden. Bischof Dr. Felix Genn wird die 13 Teilnehmer anschließend mit dem Dienst beauftragen.
"Einiges von dem, was ich schon gemacht habe, konnte ich durch die Ausbildung fachlich vertiefen." Lesungstexte und Lieder heraussuchen, Lebensläufe erstellen - Christoph Holtick, der seit seiner Geburt körperlich eingeschränkt ist, hat dem Hausgeistlichen in der Vergangenheit bei der Vorbereitung von Beerdigungen bereits manches an Arbeit abgenommen. Die Rückmeldungen der Familien waren ausnahmslos positiv: "Das hat mich motiviert, den Schritt weiter zu gehen."
Drei Moduleinheiten zu verschiedenen Themen hat die Gruppe hinter sich. Neben dem theologischen Grundwissen, das ihnen vermittelt wurde, haben die Ehrenamtlichen geübt, am Grab zu sprechen und Trauergespräche zu führen: "Jede Situation ist anders", weiß Holtick: Es gibt tragische Sterbefälle - und solche, bei denen der Tod eine Erlösung ist. Die Laien im Begräbnisdienst haben gelernt, sensibel zu reagieren, Emotionen der Angehörigen wahrzunehmen und auf die Trauernden einzugehen: "Denn nur so können wir tröstliche Worte finden."
An der Ausbildung nimmt Holtick für die Rekener Pfarrei St. Heinrich teil, auch wenn er vor allem im Benediktushof Maria Veen eingesetzt werden soll. Dass Einrichtung und Gemeinde enger zueinander finden, liegt ihm am Herzen. Deshalb hat er spontan zugesagt, als er vor fast drei Jahren gebeten wurde, den Benediktushof im Pfarreirat von St. Heinrich zu vertreten: "Ich finde es schön, wenn sich das kirchliche Leben mischt."
Ihm macht es nichts aus, dass er in seiner Freizeit viel für die Kirche unterwegs ist. Kaum ein Sonntag vergeht, an dem er nicht den Küsterjob in der Kapelle des Benediktushofes macht: "Wir sind ein tolles Team, da zählt niemand die Stunden." Bei so viel freiwilligem Einsatz empfindet Holtick es als Wertschätzung, dass sein Arbeitgeber ihn für die meiste Zeit der Ausbildung freistellt. Überhaupt freut ihn die breite Rückendeckung von Seiten des Benediktushofes, aber auch aus den Reihen der Pfarrei.
Bei seinem ersten Einsatz auf dem Friedhof wird Christoph Holtick sicher nervös sein: "Man will ja alles gut machen. Eine schlechte Beerdigung bleibt allen auf ewig in Erinnerung."
Bildunterschrift: Christoph Holtick macht eine Ausbildung zum Ehrenamtlichen im Trauer- und Begräbnisdienst. Erstmals bietet das Bistum Münster diesen Kursus an.
Benediktushof Maria Veen
Der Benediktushof Maria Veen ist ein Dienstleister für körper- und mehrfachbehinderte Menschen sowie für Personen mit psychischen Einschränkungen. Neben verschiedenen Wohnformen gehören eine Werkstatt, eine Integrationsfirma, ein Berufsbildungswerk mit Internat sowie ambulante Hilfen zum Angebot. Die Benediktushof gGmbH ist ein Tochterunternehmen der Josefs-Gesellschaft (JG-Gruppe).
Gegründet wurde der Benediktushof, der heute 470 Mitarbeitende hat, im Jahr 1924. 81 Ehrenamtliche engagieren sich in der Einrichtung. Der Benediktushof hat 165 Bewohner, dazu kommen 56 Klienten im Bereich Ambulantes Betreutes Wohnen. In der Werkstatt arbeiten 182 Beschäftigte. 290 Rehabilitanden hat das Berufsbildungswerk.1996 wurde die Integrationsfirma Transfair Montage GmbH gegründet. Inzwischen gibt es dort 83 Mitarbeitende. Die 2015 eröffnete "EIS LOUNGE" in Maria Veen ist eine Eisdiele der besonderen Art. Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten zusammen – jeder nach seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Das Eis wird aus natürlichen und regionalen Zutaten handwerklich selbst produziert. Die im Zentrum von Maria Veen gelegene "EIS LOUNGE" ist zu einem Ort der Begegnung geworden und wird auch von Fahrrad-Touristen aus dem gesamten Münsterland angesteuert.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 11.04.17
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Foto: Bischöfliche Pressestelle/Gudrun Niewöhner