„Den Kontakt zu den Schülern halten“

, Kreisdekanat Warendorf

Seit mehr als zwei Wochen sind die Türen der Bischöflichen Realschule in Warendorf geschlossen. Die Computer und mobilen Endgeräte der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte aber laufen auf Hochtouren. Der Unterricht geht weiter – eben digital. Ermöglicht wird das durch die Plattform „schulbistum“ des Bistums Münster. „Damit arbeiten wir schon seit einigen Jahren und das macht sich jetzt bezahlt“, erklärt Jan Schürmeyer und ergänzt: „Der Schulbetrieb kann so auch in diesen Zeiten weiterlaufen.“ Der Lehrer für Mathematik, Sport und Politik bietet mit zwei Kollegen die „Medienscout AG“ an, bei der schon die Fünftklässler in das digitale Lernsystem eingewiesen werden. „So werden auch die Jüngsten an unserer Schule mit dem digitalen Lernen vertraut gemacht“, erklärt er.

Monika Gebauer steht über die Plattform „schulbistum“ des Bistums Münster im regelmäßigen Kontakt zu ihren Schülerinnen und Schülern der Bischöflichen Realschule in Warendorf.

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Unterricht, Aufgaben, Projekte, Wochenpläne, Werkstattarbeit – all das ist bei „schulbistum“ möglich. Jede Klasse hat in dem System ihren digitalen „Raum“, kommuniziert wird per Mail, Messenger oder Chat. Auch eine Konferenzfunktion ist seit kurzem verfügbar. Außerdem können Lehrende und Lernende Dateien bearbeiten und ablegen. Daneben besteht die Möglichkeit, Schultermine zu koordinieren sowie Geräte und Räume zu verwalten. Die Kolleginnen und Kollegen, die sich bisher mit der Bedienung des Programm schwer taten, wurden unmittelbar nach der Schließung des Schulbetriebs von Schürmeyer und seinem Team per Fernschalte eingewiesen. „Learning by doing – der notgedrungene Umgang mit der Technik in dieser Zeit wirkt nachhaltiger als jede Fortbildung“, ist sich der Lehrer sicher.

Schon lange vor der Corona-Krise war das Bistum Münster als Träger von 32 Schulen visionär unterwegs. „Der Gedanke meiner Vorgänger war es, pädagogische Aktivitäten zu vernetzen – auch schulübergreifend –, das Lernen mit digitalen Medien zu fördern und teamorientiertes Arbeiten zu unterstützen“, erklärt Judith Henke-Imgrund aus der Abteilung Katholische Schulen im Bischöflichen Generalvikariat (BGV). Bereits 2012 ging die Lernplattform „schulbistum“ an den Start, seit 2013 wird sie von allen Bistumsschulen genutzt. „Wir waren in Nordrhein-Westfalen meines Wissens der erste Träger, der eine solche Plattform flächendeckend für seine Schulen angeboten hat“, weiß die Fachfrau. 

Monika Gebauer gehört seit zehn Monaten zum Kollegium der Bischöflichen Realschule. Die Mathematik-Lehrerin, die auch Kunst unterrichtet, stellt über „schulbistum“ derzeit überwiegend Wochenpläne mit Aufgaben zum Üben, Vertiefen und Anwenden online. Auch die Lösungen lädt sie nach einer bestimmten Zeit zur Selbstkontrolle hoch. Wie ihr Kollege Jan Schürmeyer macht sie einmal pro Woche eine Konferenz mit ihrer Klasse, hält sozusagen eine digitale Unterrichtsstunde, bei der die Schüler sie hören und sehen können. „Das kommt besonders gut an, vermutlich, weil diese Form der bekannten verbalen Kommunikation im Schulalltag sehr nahe kommt“, berichtet die Lehrerin.

Zwar werden verpflichtende Aufgaben nur in Mathe, Deutsch und Englisch sowie den Fächern des Wahlpflichtbereichs gestellt, die Kreativität der Schüler möchte Monika Gebauer dennoch anregen: Gemeinsam mit einer Kollegin betreut sie die digitale Kreativbox mit Tipps gegen Langeweile und das Alleinsein. „Die Box haben wir erst vor ein paar Tagen eingerichtet, als wir gesehen haben, dass sich der digitale Unterricht in den Hauptfächern gut eingespielt hat“, sagt Monika Gebauer. Die Schüler finden Anleitungen zum Nähen von Aufnähern, für kleinere naturwissenschaftliche Experimente und auch ein Rezept soll bald den Weg in die Box finden. „Kunst- oder Textilarbeiten stellen wir vielleicht nach der Corona-Zeit in der Schule aus“, kündigt die Lehrerin an.

Auch Sportlehrer Jan Schürmeyer macht seinen Schülern freiwillige Angebote. Wenn die Mathe- und sonstigen Aufgaben erledigt sind, lädt er die Schüler ein, sich mit einem Intervalltraining fit zu halten, joggen zu gehen oder weist per Link auf die digitale Sportstunde des Basketballvereins „ALBA Berlin“ hin. Aus Gesprächen mit Eltern weiß er, dass jede Tagesstruktur und Beschäftigung willkommen ist. „Und weil auch das Fußballtraining oder das Turnen im Moment ausfällt, freuen sich die Schüler über solche Anregungen.“ Wichtig sei es, den direkten Kontakt zu ihnen zu halten. Denn die Wissensvermittlung in dieser Zeit, da ist Schürmeyer nach zwei Wochen überzeugt, funktioniert dank „schulbistum“ sehr gut.

Das gilt auch für die anderen Bischöflichen Schulen, an denen das „Corona-Chaos“ aufgrund der etablierten Infrastruktur ausblieb. „Aus unserer Sicht ist die Umstellung des Präsenzunterrichts zum Unterricht in digitaler Form größtenteils reibungslos verlaufen“, berichtet Judith Henke-Imgrund. Genutzt wird die Plattform jetzt intensiver: „In den vergangenen zwei Wochen hat sich die Datenmenge auf der Plattform nahezu verdoppelt“, beobachtet sie einen Trend. Verzögerung habe es anfangs einzig durch die technische Überlastung des Systems gegeben: „schulbistum“ wird von der Firma DigiOnline betrieben, die mehrere Schulplattformen verantwortet. Durch die „Spontandigitalisierung im Bildungsbereich“ gebe es mehr Nutzer, mehr Mails – der Internetprovider muss aufrüsten. „Aber auch das wird täglich besser“, freut sich Judith Henke-Imgrund.

Ann-Christin Ladermann

Unter anderem in Videokonferenzen über die Plattform "schulbistum" unterrichtet Lehrer Jan Schürmeyer seine Schülerinnen und Schüler weiter.

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