Gott durchdringt unseren Alltag

, Bistum Münster

Mehr als 27 Jahre hat die Autorin Petra Fietzek Menschen durch den Hörfunk an ihren Gedanken und Erlebnissen teilhaben lassen. Regelmäßig hat sie Morgenandachten geschrieben und im Aufnahmestudio eingesprochen. „Meine Freude, mein Interesse und meine Faszination am Angebot Gottes, für uns da zu sein, wollte ich an die Zuhörenden weitergeben“, berichtet die 67-Jährige. Und das hat sie über fast drei Jahrzehnte mit großem Erfolg getan.

Petra Fietzek hat mehr als 27 Jahre Morgenandachten im Hörfunk gestaltet

Im Mittelpunkt ihrer drei- bis vierminütigen Andachten, die im Hörfunk unter anderem auf den Sendern WDR 2, 3, 4 und 5 ausgestrahlt wurden, stand der Mensch in seinem Bezug zu Gott. „Respekt vor Menschen war mir dabei wichtig. Ich habe versucht, einfach, aber tiefgehend zu sprechen, denn ich wusste ja nie, wer mir wo zuhört“, erläutert die Coesfelder Schriftstellerin. Mit ihrem Beruf als freischaffende Autorin war sie eine Ausnahme unter den Verfassenden von Morgenandachten, die meist aus kirchlichem Hintergrund kommen. 

Viel Zeit hat sich Fietzek für ihre Sendungen genommen. Sie hat beobachtet, hat zugehört, gelesen, dem Zeitgeist nachgespürt und sich Notizen für die kommenden Beiträge gemacht. Diese Beiträge seien oft persönlich gewesen, und sie habe viel von der eigenen Gottsuche preisgegeben. „Das haben die Menschen gespürt. Ich habe zahlreiche Rückmeldungen erhalten und erfahren, dass ich mit meinen Texten Tiefes in Menschen, vielleicht auch Sehnsucht nach Gott, bewegen konnte.“ In den ersten Jahren habe sie körbeweise Briefe und viele Anrufe erhalten. Das habe im Lauf der Jahre mit dem Internet und der Möglichkeit, E-Mails zu schreiben, nachgelassen. Doch seien ihre Manuskripte im Nachgang der Sendungen stark angefragt worden.
 
„Gott durchdringt unseren Alltag, auch wenn das für uns oft nicht offensichtlich ist. In den Morgenandachten wollte ich zum Nachdenken darüber anregen, dass es mehr gibt als die materielle Welt“, sagt Fietzek, die immer auch Bezüge zu Kultur und Kreativität in ihre Beiträge eingebracht hat und den Blick darauf lenkte, wie Gottes Geist im künstlerischen Tun Ausdruck finden kann. In ihren Texten ging es nie um „heile Welt“. Die brüchige Welt mit Schattenseiten brachte sie zur Sprache, in der der Glaube manchmal errungen sein muss.

Immer hat sie ihre Morgenandachten, aus denen drei Bücher entstanden sind, selbst im Studio Münster eingesprochen. „Wenn ich die Texte geschrieben habe, wusste ich, wie sie klingen sollen“, sagt sie dazu. Von Anfang an war es Petra Fietzek wichtig, mit ihren geistlichen Sendungen als Frau in der katholischen Kirche Verantwortung zu übernehmen. 

„Letztlich aber habe ich für Gott gearbeitet.“ Die Zeit ihrer Tätigkeit für den Rundfunk ist nun vorbei. „Ich habe gesagt, was ich sagen wollte. Es war eine Arbeit, die ich immer gern gemacht habe, auch in persönlich schweren Zeiten.“ Ihre Entscheidung bedeutet jedoch nicht, dass sie nun arbeitslos ist. „Ich gebe weiter Seminare zum Beispiel im Gertrudenstift in Rheine oder in der Kolpingbildungsstätte in Coesfeld, und begleite Menschen auf ihrem eigenen Weg. Ich schreibe weiter Bücher – und darin kommt häufig auch Gott vor. Gott als persönlicher Ansprechpartner, als liebende Energie, der wir uns öffnen können.“ Dazu konnten ihre Morgenandachten anregen. 

Michaela Kiepe

Zur Person:
Petra Fietzek wurde 1955 geboren und wuchs in Frankfurt/Main, Berlin und Aachen auf. Sie studierte Germanistik, Kunstwissenschaft und Philosophie und ist seit 1985 als freie Schriftstellerin tätig. Sie veröffentlichte mehr als 60 Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die in etliche Sprachen übersetzt wurden. Seit 1995 gestaltet sie im Auftrag des Bistums Münster geistliche Radiobeiträge für den Westdeutschen Rundfunk, für das Deutschlandradio und die Deutsche Welle. Außerdem hält sie Lesungen und leitet Schreibseminare. Petra Fietzek war verheiratet mit dem Maler und Bildhauer Rainer Fietzek (1941-2009). Sie hat Töchter und Enkelkinder.