
Der frühere Generalvikar und Kirchenhistoriker Dr. Norbert Köster sprach über den Wandel des Leistungsbegriffs in der Geschichte.
© Bistum MünsterBomba lebt im Elisabeth-Haus in Ennigerloh. Die Einrichtung gehört zum Christopherus-Haus, wo Menschen mit Behinderungen wohnen. Renata Kowalczyk, seelsorgliche Begleiterin in der Einrichtung, ist beim Studientag immer an der Seite der acht Bewohnerinnen und Bewohner aus Ennigerloh: „Ich konnte so viele mitnehmen, wie unser Bulli Plätze hat“, sagt sie lachend. Und die waren schnell vergeben. „Zum Teil haben wir Bewohner, die schon drei, vier Mal dabei waren – und immer wieder gerne herkommen“, berichtet Renata Kowalczyk. Mit den Bewohnern feiert sie nicht nur regelmäßig Wortgottesdienste, sondern pilgert auch nach Telgte, fährt zu Katholikentagen – und eben zum „Studientag Behinderung und Glaube“ nach Münster. Der steht in diesem Jahr unter der Überschrift „Leistung und Inklusion – ein Widerspruch?“ und wird vom Franz Hitze Haus in Zusammenarbeit mit dem Referat Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Bistum Münster und dem Diözesancaritasverband veranstaltet.
Doch bevor es inhaltlich wird, feiern die rund 120 Menschen mit und ohne Behinderung aus dem ganzen Bistum einen Gottesdienst in der Edith-Stein-Kapelle des Tagungshauses. „Gemeinsam bunt, gemeinsam stark, so gehen wir durchs Leben, Gott ist da mit seinem Segen“, singt auch Martina Wedderin begeistert mit. Sie lebt im Caritas-Wohnheim in Ascheberg und hat sich schon lange auf diesen Tag gefreut. „Es ist toll, dass es einen solchen Tag gibt. Er ist immer sehr gut vorbereitet“, sagt sie und kann bereits auf drei Studientage zurückblicken.
Was bedeutet eigentlich Leistung? Klaus-Peter Bomba und Martina Wedderin sind sich in der Frage einig: „Leistung heißt Arbeiten. Das ist besser als Zuhören, macht viel Spaß und man kann sich davon eben etwas leisten.“ Wie sich der Leistungsbegriff gewandelt hat, schildert der Kirchenhistoriker und frühere Generalvikar, Dr. Norbert Köster. „Der Leistungsgedanke spielte im 17. Jahrhundert eine große Rolle, als die Kirche mit der Elitenförderung sehr engagiert war.“ Als die Kirche im 19. Jahrhundert dann gesellschaftlich starken Gegenwind erfuhr, habe sich der Schwerpunkt geändert: „Dann wurden viele Einrichtungen für benachteiligte Menschen geschaffen. Vor allem Ordensfrauen haben hier Großes geleistet“, sagt Köster. Aktuell erfahre der Leistungsbegriff durch die Inklusion erneut einen Wandel. „Jetzt wird Leistung jedem ermöglicht und sehr individuell gesehen“, sagt er. Die Herausforderung sei es, Leistung nicht wieder zu einem Maßstab zu machen.