Kommunionkinder aus Olfen werden in Münster zu Dombaumeistern
Den Knüpfel in der rechten, das Eisen in der linken Hand und los geht’s. Immer wieder lässt Jule den Knüpfel in Richtung des vor ihr liegenden Steinblocks sausen. "Das ist ganz schön anstrengend", stöhnt die Neunjährige – und sieht trotzdem zufrieden aus.
Denn auf dem Stein vor ihr kann man schon gut die Umrisse eines Kreuzes erkennen. Und genau das möchte sie aus dem Baumberger Sandstein schlagen. Wie ein Steinmetz also. Zusammen mit zwölf Mädchen und Jungen aus ihrer Pfarrei St. Vitus Olfen nimmt sie am Domworkshop "Kleiner Steinmetz" in Münster teil – als Abschluss der Erstkommunionvorbereitung. Denn im Mai sind die Kinder bereits gemeinsam zur Erstkommunion gegangen.
Seit dem Domjubiläum im Jahr 2014 organisiert Mario Schröer von der Dompädagogik zwei-stündige Kurse für Kinder am St.-Paulus-Dom. Ob als Bildhauer, Goldschmied oder Glas-künstler – bei allen Angeboten können sich die Mädchen und Jungen in traditionsreichen Handwerken versuchen, mit denen schon die alten Baumeister dem Dom sein heutiges Aussehen verliehen haben. Seit 2016 werden die Workshops speziell für Kommuniongruppen angeboten. Jeder Kurs beginnt zunächst je nach Schwerpunkt mit einem Gang durch die Dom-kammer, den Kreuzgang oder den Dom. Anschließend dürfen die Kinder selbst aktiv werden. "Der Blick der Kinder für Kunst wird viel intensiver geschärft, wenn sie mit ihren eigenen Händen etwas erschaffen", erklärt Mario Schröer. Dabei gehe es nicht darum, das perfekte Kunstwerk zu kreieren, im Mittelpunkt stünden die liturgischen Inhalte.
So arbeiten die Kinder hochkonzentriert an den verschiedenen Motiven, darunter Kreuz, Herz, Sonne und Fisch. Jule und Tom (9) haben sich für ein Kreuz entschieden. "Das soll uns immer an unsere Kommunion und die Verbindung mit Jesus erinnern und natürlich an den Ausflug in den Dom nach Münster", sagen sie, bevor sie sich wieder mit Fingerspitzengefühl an die Arbeit machen.
Christoph Otto Hetzel ist mit den Arbeiten der beiden schon sehr zufrieden. Der Bildhauer hatte den Nachwuchs-Baumeistern im Kreuzgang des Domes zunächst erklärt, welche Steine zum Bau des Gotteshauses verwendet wurden und wie man sie bearbeitet. Auch bei der praktischen Arbeit ist er immer an der Seite der jungen Künstler, um sie zu unterstützen. "Aber wirklich nur unterstützen", wie er betont. "Ich sage den Kindern immer: Ihr seid die Künstler, die bin nur euer kleiner Helfer." Nur im Selbertun könnten die Mädchen und Jungen nachspüren, was es bedeutet, ein Bauwerk zu schaffen. "Vor allem vor dem Hintergrund damaliger Bedingungen", fügt er hinzu.
Immer wieder bleiben vorbeigehende Touristen und Marktbesucher bei den Kindern stehen und werfen neugierige Blicke auf die Arbeiten. Und dann haben alle Kommunionkinder ihr Kunstwerk abgeschlossen. Der Staub auf ihren Jacken ist vergessen, sichtlich stolz halten sie ihre steinernen Kunstwerke in den Händen, in die sie überwiegend auch ihre Initialen eingeschlagen haben. "Das hat Spaß gemacht", sagt Tom grinsend.
Bildunterschrift: Stolz halten die Kinder ihre steinernen Kunstwerke in den Händen.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 30.06.17
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de