Im Rahmen dieser gewachsenen und von gegenseitigem Respekt geprägten Beziehung hat eine Gruppe von Studierenden aus Tamale vom 26. Mai bis zum 10. Juni 2025 Münster besucht. Der Aufenthalt der ghanaischen Gäste wurde durch ein vielseitiges und interdisziplinäres Programm begleitet. Neben dem Bistum Münster, der KSHG und der Katholisch-Theologischen Fakultät beteiligten sich auch die Stadt Münster und die Fachhochschule Münster.
Ein besonderer Höhepunkt des Programms war die Begegnung mit Vertretern des Bistums Münster. Die Studierenden führten Gespräche mit Diözesanadministrator Dr. Antonius Hamers, Weihbischof Dr. Stefan Zekorn und Dompropst Hans-Bernd Köppen. In den Gesprächen zeigten die Studierenden großes Interesse an der aktuellen Situation der Kirchen in Deutschland, insbesondere im Hinblick auf die Herausforderungen pastoraler Arbeit in der heutigen Zeit. Es entspann sich ein lebendiger Dialog über das Verhältnis von Kirche und Gesellschaft, über strukturelle Entwicklungen innerhalb des Bistums Münster sowie über Perspektiven einer zukünftigen Pastoral im europäischen Kontext.
Darüber hinaus nahmen die Theologiestudierenden aus Tamale gemeinsam mit Münsteraner Kommilitoninnen und Kommilitonen an einem interkulturellen Seminar teil, das sich mit den Herausforderungen christlicher Identitätsbildung in Ghana und Deutschland beschäftigte. Im gemeinsamen Austausch wurde deutlich, dass Fragen des Glaubens, der religiösen Praxis und des kirchlichen Engagements in unterschiedlichen kulturellen Kontexten zwar spezifische Ausprägungen erfahren, jedoch eine gemeinsame Grunddynamik theologischen Suchens und Verstehens teilen. Die Studierenden stellten im Austausch fest, dass das Christsein in Deutschland vor allem durch Säkularisierung und religiöse Indifferenz herausgefordert wird, während in Ghana die pfingstlich-charismatischen Kirchen eine zentrale Herausforderung darstellen.
Im Anschluss fand eine gemeinsame Tagung zum Thema „Theologie und Beruf“ statt, an der Studierende beider Fakultäten aktiv beteiligt waren. Matthias Beckmann vom Netzwerk „Theologie und Beruf“ erklärte den Studierenden, dass das Theologiestudium in Deutschland nicht nur für Priesteramtskandidaten gedacht ist. Es stehe allen Interessierten offen, unabhängig von einer angestrebten kirchlichen Laufbahn. In Deutschland könne Theologie als wissenschaftliches Fach an staatlichen und kirchlichen Hochschulen studiert werden. Es böten sich vielfältige berufliche Perspektiven, etwa im Bildungsbereich, in der Erwachsenenbildung, im Journalismus, im Kulturbereich oder im sozialen Sektor.
In Ghana ist das Theologiestudium dagegen in vielen Fällen stärker an die kirchliche Ausbildung gebunden. Es dient in erster Linie der Vorbereitung auf ein geistliches Amt, beispielsweise das Priesteramt. Die institutionelle Trennung zwischen akademischer Theologie und kirchlicher Ausbildung ist weniger ausgeprägt. Dadurch sind die beruflichen Perspektiven enger an die Kirche gebunden.
Neben den theologischen Themensetzungen erlebte die Besuchsgruppe ein vielfältiges Programm. Den Fokus dabei bildeten die Weltnachhaltigkeitsziele. So beschäftigten sich die Studierenden unter anderem an der Fachhochschule mit postkolonialen Strukturen und Ernährungssouveränität oder besuchten Einrichtungen wie das Wasserwerk Hohe Ward oder den Milchbauernhof Große Kintrup. Durch die gemeinsame Auseinandersetzung zu politischen, sozialen und gesellschaftlichen Fragen konnten die Perspektiven von Nord und Süd miteinander verbunden und voneinander gelernt werden. Gemeinsame liturgische Feiern, Gespräche in der Studierendengemeinde und informelle Begegnungen rundeten den Aufenthalt ab und trugen zur Vertiefung des interkulturellen Verständnisses bei.
Égide Muziazia und Barbara Loy