Weihbischof Dr. Zekorn besucht Hospiz lebensHAUS in Münster-Handorf 2014

Die Kerze im Eingangsbereich brennt. Sie erinnert alle Vorbeigehenden daran, dass gestern ein Gast das lebensHAUS in Münster-Handorf verlassen hat – weil er oder sie gestorben ist.

Denn das lebensHaus ist ein Hospiz. Es begleitet bis zu zehn Sterbende beim Abschied vom Leben, indem es sie bis zuletzt leben lässt. Wie das gelingt und wie auch die Angehörigen der Sterbenden Unterstützung erfahren, darüber informierte sich am Mittwoch (22. Januar 2014) Weihbischof Dr. Stefan Zekorn vor Ort.

Als für den Bereich Münster zuständiger Regionalbischof des Bistums Münster besuchte Zekorn an diesem Tag die Pfarrei St. Petronilla. Dabei war das Hospiz eine der Stationen.

Dort traf der Weihbischof neben Hospizleiter Franz-Josef Dröge, seiner Stellvertreterin und Pflegedienstleiterin Lisa Scheper, Pfarrer Jürgen Streuer sowie Bezirksbürgermeisterin Martina Klimek auch Christel Garske. Sie begleitet seit sieben Jahren ehrenamtlich auf deren Wunsch einzelne Hospizgäste. Dafür und für die gesamte Arbeit im lebensHAUS gilt: Der sterbende Mensch gibt den Takt vor. "Ich versuche, zu erspüren und zu erfühlen, was der Gast braucht", beschrieb Garske, "darin liegt für mich auch die Herausforderung: einfach zuzuhören und mich selbst zurückzunehmen."

Manchmal wolle ein Gast einfach spazieren gehen, manchmal reiche sie ihm Essen, manchmal spiele sie Karten. Manchmal aber, das räumte die Ehrenamtliche ein, sei ihre Aufgabe schwierig, beispielsweise, wenn Sterbende ihr belastende Familiengeheimnisse anvertrauten. "Aber ich war dank der Vorbereitung durch das lebensHAUS gut gerüstet, außerdem erfahren wir immer wieder Zuspruch in der Supervisionsgruppe", sagte sie.

Auch Hospizleiter Dröge legt Wert darauf, "dass nicht allein die Ehrenamtlichen alles auffangen müssen. Darum bilden wir alle gemeinsam ein Netz um jeden Gast." Der Anspruch sei, so viel vom Umfeld so zu gestalten, wie der Gast es auch in seinem Zuhause gestalten würde: "Denn wir wollen ja sein Ersatz-Zuhause sein." Dazu gehöre zum Beispiel, dass die Sterbenden sich ihr Lieblingsessen wünschen dürfen.

Auch unerwartete Wünsche werden erfüllt. "Man darf nicht mit einer vorgefertigten Erwartungen zu einem Gast gehen", betonte Christel Garske. So habe eine sterbende Frau sie einmal mit der Bitte überrascht: "Gucken Sie doch nicht so traurig, ich möchte lieber mit Ihnen lachen." Also hätten sie eben gemeinsam gelacht.

Die Zeiträume, die die Gäste bis zu ihrem Tod im Ersatz-Zuhause wohnten, seien unterschiedlich lang und umfassten bis zu ein Jahr. Die meisten jedoch verbrächten ein bis zwei Wochen im lebensHAUS. "Weil sich die ambulante Versorgung verbessert hat, kommen die Gäste im Vergleich zu früher später", erklärte Dröge. Christel Garske betont, sie finde es "trotz der kürzeren Verweildauer beglückend, dass die Menschen die Geborgenheit und die Wärme hier noch erfahren dürfen."

Dafür sorgen 27 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in 15,5 Vollzeitstellen angestellt sind, gemeinsam mit 20 Ehrenamtlichen. Letztere werden demnächst, wenn die entsprechende Ausbildung abgeschlossen ist, um weitere acht Personen verstärkt werden.

Ihnen allen zollte Weihbischof Dr. Zekorn für ihre Arbeit Respekt. "Es ist nicht leicht, immer wieder Menschen loszulassen und sich schon bald auf neue Gäste und deren Angehörige einzustellen", sagte er angesichts von zwei bis drei Sterbefällen und entsprechenden Neueinzügen, die das Hospiz pro Woche im Schnitt verzeichnet.

Seine Erfahrung, "dass, wenn man sich auf den bewussten Umgang mit Sterbenden einlässt, man viel zurück bekommt", bestätigte Pfarrer Streuer: "Aus diesem Haus geht man nicht immer freudig, aber immer mit einer guten Perspektive heraus. Auch die Angehörigen können ihre Lasten hierlassen." Zugleich hob Streuer hervor, dass sich die Nähe des lebensHAUS’ auf seine Pfarrei auswirke: "So ist das Thema Sterben auch in unserer Gemeinde präsent."

Beim Rundgang durch das lebensHAUS beeindruckte den Weihbischof besonders der Raum der Stille. Er bietet Gelegenheit für Beten, Besinnung und kleinere religiöse Rituale und steht verschiedenen Religionen offen.

Einen Blick warf der Weihbischof außerdem in das Buch, in dem jeder verstorbene Gast mit Namen, Geburts- und Sterbedatum eingetragen wird. Dazu bietet es den Trauernden Platz für eigene Gedanken. Viele tragen hier ihre letzten Erinnerungen an den verstorbenen Menschen oder Dankesworte an das lebensHAUS-Team ein. Auch der Gast, für den noch die Kerze im Eingangsbereich brennt, wird in dem Buch verewigt werden – dort, wo sein letztes Zuhause auf Erden war.

http://www.bistum-muenster.de/index.php?cat_id=20975&myELEMENT=284881Text: Bischöfliche Pressestelle
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