Weihbischof Zekorn und Zwölftklässler diskutieren

Erstmalig hat Weihbischof Dr. Stefan Zekorn am 29. April die Hildegardisschule in Münster besucht, das Berufskolleg in Trägerschaft der Diözese in der Domstadt.

Um Lehrer, Schüler und die Schule kennen zu lernen, verbrachte der Regionalbischof für Münster und den Kreis Warendorf fast sechs Stunden mit Gesprächsrunden, Unterrichtsbesuchen und einem Rundgang durch den Bau an der Neubrückenstraße.

Als erstes Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen hatte die Hildegardisschule bereits im Jahr 2010 ein inklusives Projekt gestartet, um Menschen mit Behinderung eine Chance zu geben, einen regulären Arbeitsplatz zu bekommen, erfuhr Zekorn von Schulleiter Karl Köster. Schüler mit einem Förderbedarf im Bereich geistiger Entwicklung, die zuvor auf die Papst-Johannes-Schule und damit auf eine Förderschule gegangen waren, seien nach einem halbjährigen Schnupperkurs zu zweit oder zu dritt in den Regelunterricht der Klassen des Berufsgrundschuljahrs für Ernährung und Hauswirtschaft übernommen worden.

Das inklusive Pilotprojekt mit den kleinen Lerngruppen und der zusätzlichen Begleitung sei ein voller Erfolg gewesen, ergänzte die stellvertretende Schulleiterin Vera Brox. „Diese Schüler sind im Praktischen teilweise richtig gut“, lobte Köster, auch wenn sie in Mathematik oder Fremdsprachen tendenziell Probleme aufwiesen. Die ehemaligen Förderschüler hätten schlussendlich eine berufliche Grundbildung erworben und den Internetführerschein gemacht.

„Ich finde es klasse, dass Ihr Kollegium sich auf diese Herausforderung eingelassen hat“, lobte Zekorn. Köster bedankte sich dafür, dass das Bistum als Schulträger die zweite Lehrkraft in jeder Inklusionsklasse und auch eine zusätzliche Sozialpädagogin ermöglicht hat. Der Schulleiter schilderte, eine Lehrerin der Hildegardisschule bilde sich inzwischen zur Förderschullehrerin weiter, damit die Schule künftige Förderbedarfe auch mit hauseigenen Kräften abdecken könne.

Man dürfe beim Thema Inklusion aber nicht die Augen davor verschließen, dass es auch Grenzen gebe, betonte Schulleiter Köster: „Nicht jeder kann in einer Regelschule beschult werden. Deshalb können wir auf Förderschulen nicht komplett verzichten“. Das sah der Weihbischof genauso: „Es ist zwar gut, dass die Gesellschaft den Weg der Inklusion geht und es ist gut, wenn wir als Kirche dabei Vorreiter sind“, stellte Zekorn klar, „aber was für den einen gut ist, passt für den anderen gar nicht“. Wer Inklusion für alle verlange, laufe Gefahr, einzelne zu überfordern und zu vereinnahmen, mahnte der Weihbischof.

Beim Gespräch mit Teilen des Lehrerkollegiums war der Weihbischof auch auf das langjährig laufende Projekt einer religionspädagogischen Professionalisierung im Rahmen der Erzieherinnenausbildung aufmerksam gemacht worden. „Klasse! Das trägt zur Profilschärfung bei!“, freute sich Zekorn: „Da sind Sie Vorreiter einer Entwicklung gewesen, bei der Erzieherinnen sich mit ihrem persönlichen Glauben befassen, die wir bistumsseitig jetzt über das Projekt ‚Lernorte des Glaubens‘ in den Kindertagesstätten anzustoßen versuchen“.

Lobend reagierte der Weihbischof auch auf die Angebote der Schulseelsorge, die hm vorgestellt wurden. Als eine besondere Initiative in dem Bereich präsentierte man ihm den ‚Tag des gelebten Glaubens‘, bei dem Schülerinnen und Schüler Einblicke in die Arbeit in einem Kloster, einem Hospiz oder auch im Priesterseminar bekommen.

Unter der Überschrift ‚Experimente in der Kita’ stand eine Unterrichtsstunde in der Klasse FSP-01, die der Weihbischof besuchte und in der angehende Erzieherinnen Versuche zur unbelebten Natur machten. Mit großem Interesse ging er von einer Tischgruppe zur nächsten, ließ sich die Experimente zeigen und erklären.

Anschließend setzte Zekorn sich in den Religionsunterricht der Klasse AHR-12a des beruflichen Gymnasiums, in der die Schüler, die Lehrerin Hannah Dauke und der Weihbischof zunächst eine lebhafte Diskussion über Werte führten. Später kam das Gespräch auch auf Fragen nach dem Zölibat, nach der Priesterweihe für Frauen oder nach Gottesdienstformen für Jüngere. Am Ende bedankte Zekorn sich für die gute Vorbereitung, die offene Atmosphäre und die sehr persönlichen Fragen.

Beim Gang durch die Schule sah Zekorn schließlich Ausbildungsküche und Textilwerkstatt, den ‚Fachraum Spiel‘ und die Computerräume, die Turnhalle und den Medienraum – und vieles andere. Als er in den ‚Fachraum Gesundheitswissenschaften’ geführt wurde, wo sich neben einer klassischen Tafel mit großem Geodreieck zwei fertig ausgestattete Krankenhausbetten befinden, rief der Weihbischof spontan: „So einen originellen Raum habe ich noch in keiner Schule gesehen!“
Zum Abschied bedankte Weihbischof Zekorn sich bei Brox und Köster für die umfassenden Einblicke, die ihm gewährt worden waren. Schule, Kollegium und Schüler hätten einen sehr positiven Eindruck auf ihn gemacht.

Die Hildegardisschule ist ein Berufskolleg in Trägerschaft des Bistums Münster. Sie befindet sich an der Neubrückenstraße in Münsters Innenstadt und zählt rund 860 Schüler in 44 Klassen beimehr als 60 Lehrkräften. Das Bildungsangebot umfasst neun Bildungsgänge mit 15 Abschlüssen:Die einjährige Berufsfachschule für Ernährungs- und Versorgungsmanagement, die zweijährige Berufsfachschule für Sozial- und Gesundheitswesen, die zweijährige Höhere Berufsfachschule für Wirtschaft und Verwaltung, die zweijährigen Fachoberschulen für Ernährung und Hauswirtschaft sowie für Sozial- und Gesundheitswesen, die dreijährigen beruflichen Gymnasienfür Ernährungswissenschaften sowie für Erziehungswissenschaften und schließlich die dreijährigen Fachschulen für Sozialpädagogik sowie für Heilerziehungspflege.

Benannt ist diese Schule nach der deutschen Dichterin, Komponistin und Benediktinerin Hildegard von Bingen, die als eine der bedeutendsten deutschen Mystikerinnen des Mittelalters gilt.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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