
Aus 610 Kilo gesammeltem Wachs werden die Weihnachtskerzen für die Pfarrei St. Peter und Paul gegossen.
© privat„Wahnsinn“, sagt Pfarrer Martin Limberg, der nach dem Patchwork-Ostertuch während der andauernden Corona-Pandemie gerne ein weiteres Zeichen der Gemeinschaft setzen wollte. Dass so viele mitmachen, das hat er zwar insgeheim gehofft, aber nicht unbedingt erwartet: „Der Zusammenhalt ist in St. Peter und Paul wirklich fast unglaublich“, sagt Limberg mit einem Augenzwinkern.
Zwei Meter lang wird jede Kerze sein und einen Durchmesser von 30 Zentimetern haben. Vier Dochte sollen jeweils brennen: „Wir haben die einzelnen Dochte durch das Rohr gespannt und mit einer Kappe fixiert.“ Selbst für die Expertin in Sachen Kerzengießen war das eine kniffelige Angelegenheit, die beim ersten Guss noch nicht perfekt war: „Plötzlich kam unten der flüssige Wachs wieder raus...“ Ein bisschen Knete zum Abdichten sorgte für Abhilfe.
Damit die Kerzen an Heiligabend und Weihnachten auch in den Open-Air-Gottesdiensten nicht ausgehen, gießt Marlies Knuf extra sogenannte Außenkerzen: „Die halten auch Wind und Witterung aus.“
Jeden Morgen und jeden Abend gibt Marlies Knuf Wachs ins Rohr – damit die Kerze langsam wächst. Die Wochenenden eingeschlossen: „Ich fahre dann rasch rüber.“ Unterstützung bekommt sie dabei nicht nur von ihrer Kollegin Julia Höbing. „Ohne die Mithilfe des gesamten Mussumer Teams wäre die Produktion der Velener Weihnachtskerzen nicht möglich“, ist Marlies Knuf dankbar, dass alle Freude an dieser besonderen Aktion haben und sich niemand über die Mehrarbeit mokiert.
Auch nach 18 Jahren in der Kerzenwerkstatt hat Marlies Knuf noch Ehrgeiz: „Die Weihnachtskerzen sollen einen Regenbogen bekommen.“ Die dafür passende Technik hat die Caritas-Mitarbeiterin genauestens ausgetüftelt.
Wenn das Rohr voll ist, wird es noch einmal richtig spannend. Mit einer Flex müssen die Kerzen herausgeschnitten werden. Das Gewicht der einzelnen Exemplare mag Marlies Knuf bei aller Erfahrung nicht schätzen... Auf jeden Fall sind es mehr als 100 Kilo pro Kerze. „Vielleicht aber auch viel, viel mehr.“
Bei insgesamt 610 Kilogramm Wachs bleibt auch nach dem Gießen der drei Kerzen ein ordentlicher Rest übrig. Daraus wurden bereits Topfkerzen gemacht, die die Mitglieder der Pfarrei – und selbstverständlich auch andere – ab dem vierten Advent (20. Dezember) gegen eine Spende von vier Euro für die Büngern-Technik kaufen können. „Es wäre wunderbar, wenn diese an Heiligabend vor ganz vielen Häusern in unseren Gemeindeteilen leuchten würden“, hat Pfarrer Limberg einen Wunsch für Weihnachten: „So wären wir in dieser Zeit miteinander verbunden, auch wenn wir nicht alle gemeinsam Gottesdienst feiern können.“
Gudrun Niewöhner