Ökofaire Ausrichtung im zentralen Einkauf

Kehrtwende im Bistum Münster

Ludger Vennenbernd will langfristig für das Bistum Münster nur noch ökofair einkaufen.

Ludger Vennenbernd will langfristig für das Bistum Münster nur noch ökofair einkaufen.

© Karola Wiedemann

Die Deutsche Bischofskonferenz hat bei ihrer Herbstversammlung Handlungsempfehlungen zu Ökologie und nachhaltiger Entwicklung für die deutschen (Erz-)Diözesen verabschiedet. Was die deutschen Bischöfe ihren Bistümern darin ans Herz legen, setzt die Initiative „Zukunft Einkaufen – Glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster" bereits um. Katholische Priester, kirchliche Mitarbeiter und Aktivitäten aus dem Bistum Münster, die die Initiative unterstützen, zeigen, wie Taten gemäß den Handlungsempfehlungen aussehen können:

„Wir planen eine Kehrtwende", verrät Ludger Vennenbernd, oberster Einkäufer für das Bistum Münster. „Eine neue Vergabeordnung soll die Kriterien für unseren Einkauf umdrehen. Das Wichtigste bei Kaufentscheidungen soll ab Januar 2019 die ökofaire Ausrichtung des Produkts sein." Bislang ist die Vergabeordnung in erster Linie kostenorientiert. Künftig soll die Frage nach den Kosten erst an zweiter Stelle stehen. Damit hat der 52-Jährige bereits vorbereitet, was die Deutsche Bischofskonferenz in den jetzt verabschiedeten Handlungsempfehlungen den diözesanen Einrichtungen und Kirchengemeinden nahe legt, eine Beschaffung, die sich an „ökologischen und sozialen Kriterien sowie an Langlebigkeit und Qualität" ausrichtet. Unterstützt wird Ludger Vennenbernd dabei durch die Initiative „Zukunft Einkaufen – Glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster", die das Bischöfliche Generalvikariat bis zur international anerkannten EMAS-Zertifizierung begleitet.

Der Diplom-Verwaltungswirt ist seit 16 Jahren am Bischöflichen Generalvikariat für den zentralen Einkauf des Bistums und für das Gebäudemanagement beim Bistum verantwortlich. Von Ökostrom und LED-Birnen bis hin zu Getränken in Glasflaschen und in Bioqualität mit Fairtrade-Siegel kauft er für die Einrichtungen des Bistums in gebündelten Rahmenverträgen ein. Auch Kirchengemeinden können von diesen Verträgen profitieren und über das Bistum ökofair und kostengünstig beschaffen.

Noch stehen zwar in der Vergabeordnung die Kosten im Vordergrund, dennoch hat auch heute schon die Umwelt- und Sozialverträglichkeit einen großen Einfluss auf die Kaufentscheidungen des Bistums: Die 17 Millionen Kilowattstunden Strom, die Ludger Vennenbernd jährlich für derzeit etwa 1.200 Gebäude einkauft, sind zu 100 Prozent Ökostrom aus Wasserkraft. Bereits etwa 90 Prozent der Büromaterialien, die er beschafft, sind mit dem Blauen Engel zertifiziert. Die Büromöbel mit Blauem Engel kommen von einem Hersteller, der EMAS zertifiziert ist. Zwanzig Dienstfahrräder, die in den letzten Jahren angeschafft wurden, fahren jährlich etwa 20.000 Kilometer.

Langfristig will Ludger Vennenbernd nur noch Produkte und Dienstleistungen mit umwelt- und sozialverträglichen Eigenschaften kaufen. Den Nachweis sollen Umwelt- und Fairtrade-Siegel und die Expertenmeinungen im Bistum erbringen. „Vieles lässt sich direkt oder zumindest innerhalb von 24 Monaten in der Haushaltsplanung realisieren", ist seine Erfahrung.

Aber was passiert, wenn es teurer ist? „Die Kirche sollte im Zweifel besser in die Zukunft und in Menschen investieren statt in Kirchengebäude. Immobilien sind für mich kein Selbstzweck, sie sind lediglich eine Infrastruktur für Menschen", ist seine Haltung dazu. Er sieht sich bei alledem nicht nur als Verwalter, der den Auftrag des Generalvikars, des obersten Verwaltungsleiters im Bistum, erfüllt. „Es ist mir auch ein persönliches Anliegen, Schöpfungsverantwortung umzusetzen", erklärt er. „Ich lebe das auch im Privaten."

Text: Karola Wiedemann