
Sich gegenseitig wieder zuhören, darauf komme es an, erklärt Irmgard Bollen-Marx vom Team der EFL-Beratungsstelle Goch. Das (neu) zu lernen sei eine Grundlage der Beziehungsarbeit.
EFL, das ist die Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum Münster. Rund 11.500 Menschen haben im Jahr 2017 eine der 32 Beratungsstellen (oder die virtuelle Online-Beratungsstelle) aufgesucht. Knapp 40.300 Beratungsstunden kamen so zusammen. Etwa die Hälfte der Beratungen wurde in Form von Einzelgesprächen geführt, jede dritte war ein Paar- oder Familiengespräch – so wie das zwischen dem Ehepaar Müller und Irmgard Bollen-Marx, die zum Team der EFL-Beratungsstelle Goch gehört. „Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl“, erinnert sich Müller, „nach dem ersten Telefonat konnten wir direkt am selben Nachmittag zum ersten Gespräch kommen. Das hat uns sehr geholfen.“ Da hatte auch das Glück mitgespielt, denn just an diesem Nachmittag war ein anderer Beratungstermin kurzfristig abgesagt worden. „Sonst muss man meistens wenige Wochen bis zum ersten Termin warten“, sagt Bollen-Marx. In besonders akuten Fällen würden aber alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ein schnelleres Treffen zu ermöglichen.
Sie sei gemeinsam mit ihrem Mann zur Beratungsstelle gefahren, erinnert sich Elisabeth Müller. Und sie seien sich schnell einig gewesen, dass Irmgard Bollen-Marx die richtige Beraterin ist. „Das ist sehr wichtig“, erklärt die EFL-Expertin, „wenn es Vorbehalte gegen den Berater gibt, dann ist das eine schlechte Voraussetzung.“ Bei den Beratungen gibt es klare Regeln, oft müssen die Partner lernen, wieder miteinander zu reden und einander zuzuhören. Da ist es hilfreich, einer neutralen Person gegenüber zu sitzen. „Wir haben auch mit unseren Freunden und Familien gesprochen“, sagt Müller, „aber die sind natürlich meist parteiisch. Und Freunde sind nicht unendlich belastbar.“
Ein Satz, den Stephan Billen, Leiter der EFL in Kleve, Goch und Emmerich, bestätigt. „Wenn man mit Freunden die ganze Zeit über Probleme redet, dann kann sie das sehr belasten. Wir sind als Berater geschult, damit umzugehen. Doch man merkt immer wieder, dass einige Klienten nicht alles erzählen, weil sie uns das nicht zumuten wollen. Mit der Zeit gewinnen sie dann Vertrauen und öffnen sich weiter.“ Die Berater haben gelernt, die Probleme ihrer Klienten nicht allzu nah an sich heran zu lassen, außerdem haben sie einmal im Monat eine Supervision, die bei der Verarbeitung der Emotionen hilft.
Insgesamt sieben Mal haben sich die Eheleute Müller mit Bollen-Marx zusammengesetzt, damit sind sie unter dem Durchschnitt von zehn Beratungsgesprächen geblieben. Dabei erlebten sie Höhen und Tiefen, wie Elisabeth Müller berichtet: „Bei der ersten Sitzung sollten wir anhand einer Skala sagen, wie groß wir die Chance sehen, dass unsere Partnerschaft hält.“ Das sei in den folgenden Sitzungen immer wieder abgefragt worden. „Ich war selber überrascht, dass sich unsere Einschätzungen manchmal fast ins Gegenteil verkehrten“, blickt sie zurück.
Für die Müllers stand am Ende fest: „Wir versuchen es noch einmal und geben unserer Ehe eine Chance.“ Bei der EFL haben sie gelernt, sensibler zu sein und mehr auf die Stimmung des Partners zu achten – und darauf einzugehen.