Benediktiner-Haus St. Thomas

Auf den ersten Blick fällt das Benediktiner-Haus St. Thomas kaum auf. Eine kleine Wohnung, direkt über dem Pfarrbüro, unmittelbar neben der Propsteikirche St. Clemens in Telgte. Drei indische Benediktiner haben dort Ende 2016 eine „domus religiosa“, also einen kleinen Konvent, eröffnet. „Das ist die kleinstmögliche Gemeinschaft, die es in unserem Orden geben kann“, sagt Pater Ephrem Maniyamprayil. Doch das reicht aus, denn auch zu dritt können sie den Grundsatz der Benediktiner, „ora et labora“ („bete und arbeite“), leben.

Pater Stephen, Pater Ephrem und Pater Jeorme stehen am Altar in ihrer Hauskapelle.

In der Kapelle in ihrer Wohnung werden Pater Stephen, Pater Ephrem und Pater Jeorme (von links) für die Anliegen der Internetnutzer beten.

© Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann

Ein festes Ritual ist das gemeinsame Beten der Vesper am Abend. Hier ist auch Platz für die Anliegen der Menschen, die ihnen tagsüber zugetragen werden. Immer wieder, mitten im Gemeindeleben, wenden sich Gläubige mit der Bitte um das Gebet an die drei Mönche. Zudem übernehmen die Benediktiner im Wechsel mit anderen Ordensgemeinschaften die Klosterfürbitte im Digitalen Fürbittbuch des Bistums Münster: Dort kann jeder Internet-Nutzer, anonym oder mit Namen, seine Bitten speichern. Diese werden gesammelt und der monaltlich zuständigen Ordensgemeinschaft übergeben. 

Alle drei Patres kommen aus der Benediktinerabtei Kappadu in Kerala in Indien. 2009 verschlug es Pater Ephrem ins Münsterland, wo er an der Universität seine Promotion begann. Drei Jahre lebte er zunächst mit den Arnsteiner Patres zusammen, anschließend wechselte er in die Gemeinde nach Billerbeck, wo bereits ein anderer indischer Kaplan beheimatet war. „In den Jahren habe ich neben meinen Studien kennenlernen dürfen, wie Gemeindearbeit läuft“, blickt er zurück. 

2016 wuchs der Wunsch in ihm, eine eigene benediktinische Gemeinschaft im Bistum Münster zu gründen. Propst Dr. Michael Langenfeld in Telgte willigte schnell ein, er selbst pflegte eine gute Beziehung zu den Benediktinern, die früher im Kloster Vinnenberg lebten. Und auch zwei weitere Mönche in Indien sagten zu, nach Deutschland zu kommen. Seitdem unterstützt Pater Ephrem das Seelsorgeteam der Propsteigemeinde St. Marien, seine beiden Mitbrüder Pater Jerome Kuttickattu und Pater Stephen Vattodiyil sind in St. Petronilla in Münster-Handorf und in Ss. Bartholomäus & Johannes der Täufer in Warendorf-Milte und -Einen tätig. 

„Wir sind sehr froh, hier leben und für die Menschen da sein zu dürfen“, sagt Pater Ephrem. Dass die drei Benediktiner sich in dem Wallfahrtsort so wohl fühlen, hänge auch mit dem Seelsorgeteam zusammen. „Jeden Morgen frühstücken wir gemeinsam mit Propst Langenfeld in der Propstei“, erklärt er. „Wir tauschen uns aus, können Fragen stellen, informieren uns gegenseitig. Das ist gelebte Gemeinschaft“, weiß Pater Ephrem, der außerdem Mitglied im Ordensrat des Bistums ist. Als solches sucht er besonders den Kontakt zu seinen Landsleuten. 180 indische Ordensleute aus 24 verschiedenen indischen Kongregationen leben im Bistum Münster. „Im Dezember 2018  haben wir erstmals einen Begegnungstag veranstaltet“, freut sich Pater Ephrem über das Zusammentreffen. Mit einem Teil von ihnen trifft er sich regelmäßig: Alle acht Wochen kommen sie im Benediktiner Haus St. Thomas in Telgte zusammen, kochen indisch und essen gemeinsam – an einem großen Holztisch, der extra für diesen Zweck angeschafft worden ist, wie Pater Ephrem erzählt. Dabei wird auch gemeinsam gebetet.

Nicht nur bei diesen Treffen und im Alltag gehört das Gebet für ihn dazu, auch in den neuen Kommunikationskanälen hat es einen festen Platz. „In dieser Hinsicht bin ich ein moderner Mönch“, sagt Pater Ephrem mit einem Lachen. Er hat eigene Gruppen angelegt, denen er online Gebete schickt. „In die Telgter Gruppe schreibe ich Gebete von großen Persönlichkeiten wie Anselm von Canterburry oder Thomas von Aquin. In den Gruppen mit meinen Landsleuten schreibe ich auch eigene Gebete in meiner Sprache“, berichtet er. Für den Benediktiner ist das eine gute Möglichkeit, Kontakte zu pflegen und gleichzeitig den Menschen eine Botschaft für den Tag mitzugeben. Mit- und füreinander beten eben – wie es die Benediktiner in Telgte auch im September für all jene praktizieren werden, die im Haus der Seelsorge ihre Bitten und Anliegen hinterlassen.

Digitales Fürbittbuch des Bistums Münster