20 Taufbewerber feiern Zulassung im Dom
Der Weg des Christwerdens ist fast geschafft: Als letzten großen Schritt vor ihrer Taufe in der Osternacht haben am vergangenen Sonntag 20 Bewerber aus 16 Pfarrgemeinden des Bistums im St. Paulus Dom zu Münster mit Bischof Dr. Felix Genn ihre Zulassung zum Sakrament der Taufe gefeiert.
"Sie haben wirklich das große Los gezogen. Für alle Ewigkeit", hieß der Bischof die Taufbewerber offiziell willkommen. Er gab ihnen das Bekenntnis der christlichen Gemeinschaft mit auf den Weg: "Ehre sei dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang so auch jetzt und in alle Zeit." Dieses Bekenntnis, sagte Genn, sei die "Identitätsmarke", der "Personalausweis" eines jeden Christen.
Mit einem überzeugten "Ich bin bereit." bekundeten die Taufbewerber, die auch aus entfernteren Regionen des Bistums wie Wilhelmshaven und Xanten angereist waren, anschließend ihren Entschluss, Christ zu werden.
Anders als bei der Kindertaufe empfangen Erwachsene die drei Sakramente Taufe, Firmung und Eucharistie in einer Feier und werden so in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen. Die Erwachsenentaufe spendet der Pfarrer der jeweiligen Gemeinde, der der Täufling angehört. Dafür erteilte der Bischof den betreffenden Geistlichen am Sonntag die Genehmigung zur Spende der Firmung. Die ist sonst den Bischöfen vorbehalten.
Begonnen hatte die Zeremonie, die musikalisch vom Mädchenchor unter der Leitung von Domkantorin Verena Schürmann gestaltet wurde, zuvor im Kreuzgang der Kathedrale.
Dort stellten die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter, die die Taufbewerber auf dem Weg ins Christentum begleiten, Bischof Genn ihre Schützlinge persönlich vor, denn, so betonte der Bischof "Wir sind Gott alle mit Namen bekannt. Wir sind keine Registriernummer." Außerdem überreichten die Mitarbeiter je ein Empfehlungsschreiben, das vom Entschluss der Taufbewerber Zeugnis ablegt und in dem um die Zulassung zur Taufe gebeten wird.
So unterschiedlich wie die Taufbewerber, so unterschiedlich auch die Beweggründe sich taufen zu lassen. "Meine beiden Kinder sind getauft, das war meinem Mann sehr wichtig. Und auch ich möchte meine Kinder begleiten können und dazugehören", erklärte Melanie Scharf aus Raesfeld. Die junge Mutter von Lucie und Conner war vor der Zulassungsfeier schon ein wenig nervös. Beim anschließenden Beisammensein im Priesterseminar Borromaeum war diese Anspannung dann aber verschwunden. "Schön war es", sagte Melanie Scharf mit einem entspannten Lächeln.
Die Vorbereitung auf die Erwachsenentaufe liegt im Bistum Münster in den Händen der Pfarreien. "Es gibt keine Vorgaben, wie die Katechumenen, so werden die Taufbewerber genannt, begleitet werden", erklärte Domvikar Markus Tüshaus. In ihren Pfarreien werden sie von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern begleitet. "Die Taufbewerber füllen einen Fragebogen aus. Dort geben sie zum Beispiel ihre Motive an, warum sie sich taufen lassen möchten und welche Glaubensgespräche sie bereits geführt haben", so der Domvikar. Der Pfarrer oder Seelsorger vor Ort gebe dann dazu seine Empfehlung ab.
Das einzige zentrale Element bei der Erwachsenentaufe im Bistum Münster ist laut Tüshaus die Zulassungsfeier im St. Paulus Dom und das anschließende Beisammensein im Priesterseminar Borromaeum. "Den Taufbewerbern ist es freigestellt, ob sie teilnehmen", betonte Tüshaus. "Manchen ist der Weg zur Taufe auch ein zu persönlicher Moment, als dass sie ihn öffentlich teilen möchten", zeigte der Domvikar Verständnis.
"Die Vorbereitung und Begleitung der Katechumenen geschieht individuell", betonte Dr. Stefan Rau, Pfarrer der Gemeinde St. Josef Münster Süd. "Jeder hat seinen eigenen Weg." Zentraler Punkt dabei seien Gespräche – einzeln und auch in der Gruppe. "Die sind fast so wichtig, wie die Taufe selbst", sagte Rau.
Kaplan Franziskus von Boeselager von der Münsteraner Gemeinde St. Ludgerus und St. Pantaleon berichtete im Rahmen der Zulassungsfeier zum Beispiel von einer Familie aus dem Iran, die er auf die Taufe vorbereitet. "Wir haben auf Englisch über den Glauben gesprochen, und ihn so ganz neu entdeckt."
Infokästen:
Taufe:
Die Taufe gilt in der römisch-katholischen Kirche als das erste grundlegende Sakrament für das Christsein. Gemeinsam mit der Firmung und der Eucharistie gehört die im Namen des dreifaltigen Gottes gefeierte Taufe zu den Sakramenten der Initiation (Einführung) und begründet die Zugehörigkeit zur Katholischen Kirche.
Theologisch gesehen ist die Taufe eine reinigende und heiligende Neugeburt des Menschen im Geist und in der Gnade Jesu Christi. Von jedem Täufling wird das Bekenntnis des Glaubens verlangt. Dieses wird bei der Kindertaufe von den Eltern und von der Kirche ausgesprochen.
Der wesentliche Ritus der Taufe besteht darin, dass der Täufling in Wasser getaucht oder sein Kopf mit Wasser übergossen wird. Dabei spricht der Taufspender die trinitarische Taufformel: "Ich taufe dich im Name des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."
Das Eintauchen des Täuflings in Wasser – oder auch das Übergießen des Kopfes mit Wasser – versinnbildlicht den Tod und die Auferstehung Jesu Christi.
Der Taufvorgang ist mit verschiedenen Symbolhandlungen verbunden: Salbung mit Öl, Überreichung von Taufkerze und Taufkleid. Die Salbung mit dem geweihten Chrisam-Öl schenkt dem Getauften Anteil am königlichen Priestertum Jesu Christi.
Die Taufkerze ist Zeichen für den auferstandenen Christus. Ausdruck für den Wunsch, dass das Kind zu einem christusähnlichen Leben findet, ist das weiße Taufkleid.
Erwachsenentaufe:
2809 Erwachsene – also älter als 14 Jahre – haben sich laut Angaben der Deutschen Bischofskonferenz im Jahr 2014 für den Eintritt in die katholische Kirche durch die Taufe entschlossen. Im Bistum Münster waren es 161. Dem gegenüber stehen 217.716 Austritte aus der katholischen Kirche bundesweit und 11.859 im Bistum Münster.
Insgesamt gab es 2014 in Deutschland 164.833 Taufen, durch die Menschen in die katholische Kirche aufgenommen wurden. Im Bistum Münster 13.951. (Die Zahlen für 2015 sind noch nicht bekannt)
Erwachsene können sich erst nach einer Zeit der Vorbereitung taufen lassen. Den Weg, um Christ zu werden, bezeichnen die Theologen als "Katechumenat". Er ist in verschiedene Abschnitte untergliedert. Sie sollen helfen, den Prozess des Christwerdens als Wachstumsvorgang wahrzunehmen, der entsprechend begleitet und gestaltet ist. In dieser Vorbereitungszeit lernen die Anwärter, die man "Katechumenen" nennt, den christlichen Glauben und christlichen Lebensstil näher kennen.
Bild: 20 Taufbewerberinnen und Taufbewerber hat Münsters Bischof Dr. Felix Genn am vergangenen Sonntag im Kreuzgang des Paulusdoms begrüßt. Anschließend fand die Zulassungsfeier in der Kathedrale statt.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 14.02.16
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