400 Jahre in pastoraler Mission unterwegs

Aus 400 Jahren Tätigkeit als Ordenschristen in der Seelsorge und Verkündigung gibt es auch amüsantes zu berichten: mehr als 100 Zuhörerinnen und Zuhörer haben am 11. Juli den historischen Festvortrag zum Jubiläum der Kapuziner im Stadtgebiet Münsters verfolgt.

Die Ordensgemeinschaft hatte an den Ort ihrer ‚Keimzelle‘ im Stadtzentrum eingeladen: Rund um die heutige St.-Ägidii-Kirche, unweit des Oberverwaltungsgerichts des Landes Nordrhein-Westfalens, entstand im 17. Jahrhundert das Kapuzinerkloster, das heute in der Nähe des Neutors in der südlichen Innenstadt beheimatet ist.

Guardian Bruder Markus Thüer begrüßte zunächst die zahlreichen Gäste, unter denen sich auch viele Frauen und Männer aus anderen Gemeinschaften des geweihten Lebens befanden. In seinem Grußwort unterstrich Prof. Dr. Pater Ludger Ägidius Schulte, Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Kapuziner (PTH), dass mit der Ankunft seiner bereits 1611 nach Münster gekommenen Mitbrüder auch eine akademische Tradition begründet worden sei, die bis heute an der PTH fortgeführt werde. So hätten die Kapuziner einen wichtigen Beitrag in der Ausbildung der Priester geleistet und auch zur allgemeinen Bildung im Stadtgebiet beigetragen, sagte Schulte.

Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Reimund Haas, der mit dem Titel ‚Man erwies ihnen höchste Ehrerbietung und spendete ihnen großzügig Almosen‘ überschrieben war und besondere Wendepunkte aus der 400-jährigen münstersch-westfälischen Kapuzinergeschichte näher in den Blick nahm. Nach mehr als 30 Jahren als Lehrender der Kirchengeschichte an der PTH war dieser zugleich seine Abschiedsvorlesung.

Haas zeichnete von der Geschichte der Ordensgemeinschaft ein wechselvolles Bild, untermauert von Ausschnitten aus erstmals gesichteten Chroniken und Quellen. Wurden die Kapuziner während ihrer Gründungsepoche im 17. Jahrhundert wegen ihrer kapuzenförmigen Tracht noch als ‚Kaminfeger‘ beschimpft, änderte sich dieser Ruf jedoch schnell, als man ihre strenge Lebensweise, ihren Einsatz in der Seelsorge und ihr Engagement als Prediger erkannt habe, erläuterte Haas. Die Zuhörer des Festvortrags erfuhren, dass aus den strukturellen Problemen für die Ordensgemeinschaft, die vor allem durch das preußische Staatskirchentum im frühen 19. Jahrhundert und den Anschluss Münsters an das Kaiserreich Frankreich resultierten, ein ‚Ordensfrühling‘ entstand, der zur Neugründung der bis heute bestehenden Niederlassung der Kapuziner im Stadtgebiet geführt habe, sagte Reimund Haas.

Die musikalischen Darbietungen des Hamburger Tenors Thorsten Scharnke, der von Dr. Michael Schnieders an der Orgel begleitet wurde, sorgten während der Festveranstaltung am späten Samstagnachmittag für die künstlerischen Akzente.

Anschließend bestand in direkter Nachbarschaft im Gebäude des Oberverwaltungsgerichts des Landes Nordrhein-Westfalens die Möglichkeit, einen räumlichen Eindruck von den Dimensionen des ehemaligen Kapuzinerklosters im Stadtzentrum Münsters zu bekommen. Dort freute sich Gerichtspräsidentin Dr. Ricarda Brandts über den ungewöhnlichen Besuch in ihrem Hause, der die Möglichkeit zur Begegnung und die informative Führung durch den historischen Ort gerne wahrnahm.

Bereits in fünf Wochen findet die nächste Veranstaltung im Rahmen des 400-jährigen Kapuziner-Jubiläums statt. Die Sonderausstellung ‚Betteln und Verkündigen‘ im Kreuzgang des St.-Paulus-Domes, die bis zum 4. Oktober zu sehen sein wird, findet ihren Auftakt am 15. August um 16 Uhr, ebenfalls in der St.-Ägidii-Kirche.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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