Andreas Wittig aus Billerbeck engagiert sich künftig als Notfallseelsorger

, Kreisdekanat Coesfeld

Für die Menschen in schweren Momenten da zu sein und ihnen zur Seite zu stehen. Das motiviert Andreas Wittig aus Billerbeck, sich als Notfallseelsorger zu engagieren. Am 18. August erhält der 55-Jährige in einem ökumenischen Gottesdienst in der St.-Josephs-Kirche in Coesfeld-Stevede seine Beauftragung. 

Andreas Wittig trägt eine Jacke der Notfallseelsorge.

Andreas Wittig aus Billerbeck hat die Ausbildung zum Notfallseelsorger abgeschlossen und wird am Freitag, 18. August, beauftragt.

© Bistum Münster

Hinter ihm liegen sechs Schulungswochenenden innerhalb eines halben Jahres. „Dabei ging es um rechtliche Inhalte ebenso wie um unsere Aufgaben in der Rettungskette. Aber auch tiefergehende Themen wie Trauma-Psychologie, plötzlicher Kindstod, Suizid, vergebliche Reanimation und die Überbringung von Todesnachrichten gehörten zur Ausbildung. Außerdem haben wir immer wieder das Erlernte in Rollenspielen eingeübt“, informiert er. 

Die ersten Einsätze hat Wittig inzwischen gemeinsam mit erfahrenen Notfallseelsorgerinnen und -seelsorgern absolviert. „Es waren vor allem häusliche Todesfälle“, berichtet der Industriekaufmann, der im Einkaufs-Controlling bei BASF Coatings tätig ist. Dabei habe er erlebt, wie wichtig das Gespräch mit den Betroffenen sei. „Die Menschen befinden sich in einer sehr schweren Situation. Sie haben vielleicht in dem Moment niemanden, mit dem sie darüber sprechen können“, sagt Wittig. Genau hin- und zuhören sei die wichtigste Aufgabe, um die Betroffenen zum Erzählen und damit auch zum Handeln zu bringen. Dafür brauche es Empathie, eine seiner Stärken. „Während meiner Zivildienstzeit im Altenheim sind Kolleginnen und Kollegen auf mich zugekommen und haben das Gespräch gesucht“, sagt der gebürtige Niederrheiner, der nach dem Abitur angefangen hatte, katholische Theologie zu studieren, sich dann jedoch für einen anderen beruflichen Weg entschied. 

Der Aspekt der Seelsorge liegt ihm am Herzen. „Wenn Menschen in dieser besonderen Situation der Seelsorge bedürfen und ihr offen gegenüberstehen, können wir gemeinsam eine Kerze entzünden, ein Gebet sprechen und den Abschied so feierlich gestalten wie es möglich ist“, erklärt Wittig und fügt hinzu: „Gibt es mehr Gesprächsbedarf als wir in den rund zwei Stunden leisten können, die wir als Ersthelfer vor Ort sind, können wir einen Flyer mit weiterführenden Angeboten den Menschen an die Hand geben.“

Schon mehrfach hatte der Billerbecker mit dem Gedanken gespielt, sich als Notfallseelsorger zu engagieren. „Das passt zu mir, habe ich immer gedacht. Aber ich bin schon in zahlreichen anderen ehrenamtlichen Aktivitäten eingebunden“, berichtet er. Sei es in der Schulpflegschaft oder auch in der Pfarrei St. Johann/St. Ludgerus in Billerbeck, in der er sich seit zwei Jahren im Pfarreirat einbringt und auch im Propsteichor singt. Zudem ist er seit einigen Jahren als Küster und Kommunionhelfer im Pflegewohnheim St.-Ludgerus-Stift aktiv. Er habe Sorge gehabt, den Aufgaben nicht gerecht zu werden. „Da sind mehrere Aspekte zusammengekommen, die in mir den Entschluss reifen ließen, mich doch für die Ausbildung anzumelden“, erklärt er. 

Die Notfallseelsorge lasse sich gut mit der Berufstätigkeit vereinbaren, denn die Ehrenamtlichen könnten sich ihre Bereitschaftszeiten aussuchen. „Über den Tag verteilt gibt es fünf Schichten, um allen gerecht zu werden“, erklärt er. 

Wittig freut sich auf die Beauftragungsfeier. „Aus heutiger Sicht bin ich froh, mich für diese Ausbildung entschieden zu haben, und ich fühle mich auch sehr gut vorbereitet“, lobt er die Organisatoren. 
Insgesamt engagieren sich bei der ökumenischen Notfallseelsorge im Kreis Coesfeld 34 Ehrenamtliche. Die Koordinierung liegt in den Händen der evangelischen Pfarrerin Alexandra Hippchen und dem katholischen Diakon Eugen Chrost. Der nächste Grundlagenkurs startet im Oktober. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Notfallseelsorge Münsterland.

Michaela Kiepe