Anonyme Morddrohungen gegen frühere Pfarreirats-Vorsitzende von Hoetmar

, Kreisdekanat Warendorf

„Wir töten Sie, aber zunächst werden wir Ihnen unvorstellbares Leid zufügen. … Ihren Bauernhof legen wir in Schutt und Asche. … Und dann werden wir Sie hinrichten.“ So heißt es wörtlich in einem anonymen Brief, den Beate Krummacher aus Hoetmar im Januar erhalten hat. Seit 2006 bekommt sie, vier bis sechsmal im Jahr, anonyme Droh-Briefe. Der Verfasser der Briefe macht sie für die vom Bistum Münster beschlossene Fusion der Pfarreien St. Bonifatius in Freckenhorst und St. Lambertus in Hoetmar im Jahr 2010 verantwortlich. Beate Krummacher war seit 1994 als Ehrenamtliche Mitglied des Pfarrgemeinderates in Hoetmar und später Vorsitzende des Rates der Seelsorgeeinheit. Nun geht sie, unterstützt von den Haupt- und Ehrenamtlichen der Pfarrei St. Bonifatius und St. Lambertus Freckenhorst/Hoetmar, den Schritt in die Öffentlichkeit. Im aktuellen Pfarrbrief der Pfarrei, der in der kommenden Woche verteilt wird, werden die Menschen in der Pfarrei über die Drohungen informiert. Zudem wird angekündigt, dass Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, mit 1.000 Euro belohnt werden.

Beate Krummacher, die ihr kirchliches Ehrenamt bereits 2007 aufgegeben hat, ist „schockiert“ und versteht nicht, warum der Briefe-Schreiber sie immer noch bedroht und was er bewirken will: „Ich habe mit Freude 14 Jahre im Pfarrgemeinderat bzw. Rat der Seelsorgeeinheit mitgewirkt, um ein lebendiges Gemeindeleben zu ermöglichen und der Gemeinde bei rückläufigen Zahlen von Mitgliedern und Priestern eine Zukunft zu geben. Trotz der vom Bistum Münster vorgegebenen Fusion konnten die zuständigen Gremien lokale Traditionen und Angebote beider Ortsteile bis heute erhalten. Ich möchte, dass der Verfasser einfach nur aufhört.“

Pfarrdechant Manfred Krampe, der seit 2006 Pfarrdechant und Leitender Pfarrer in Freckenhorst und Hoetmar ist, fordert den Verfasser der anonymen Briefe dringend zur Umkehr auf: „Die Fusion der beiden Kirchengemeinden in Freckenhorst und Hoetmar hat gewiss erhebliche Veränderungen für alle mit sich gebracht. Sie hat die Beteiligten zu einem neuen Lernprozess herausgefordert. Wer aber diese, von höherer kirchlicher Ebene verordnete Neuordnung der Pfarreien zum Anlass nimmt, solche diffamierenden, feigen Briefe zu schreiben, der verkennt die vielen positiven Ergebnisse dieses Vorganges, zu denen etwa das neue Bilden einer christlichen Gemeinschaft gehört. Es ist das Wesentliche der Kirche, Gemeinschaft zu erleben. Der Schreiber oder die Schreiberin dieser Briefe verlässt eindeutig diesen Weg, weil er oder sie nur sich und vermeintlich lokale Interessen im Blick hat und so die geistliche Dimension der Kirche zerstören will. Als Seelsorger fürchte ich um sein/ihr Seelenheil.“ 

Große Unterstützung erhält Beate Krummacher auch von denjenigen, die sich heute ehrenamtlich in der Pfarrei engagieren. Die Vorsitzende des Pfarreirats, Susanne Drees, zeigt sich „zutiefst erschrocken darüber, dass ein christlicher Mensch einen anderen christlichen Menschen mit anonymen Briefen belästigt, beleidigt, bedroht – und das über Jahre.“ Unterschiedliche Auffassungen darüber, wie Gemeindeleben und Kirche gestaltet sein sollten, seien in Ordnung. Dazu könne sich jeder zu Wort melden und einbringen. Das müsse aber „fair und in gegenseitigem Respekt“ erfolgen. Sehr deutlich wird auch der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands, Stefan Friehe: „Wir erklären uns mit Beate Krummacher solidarisch. Wir lassen es nicht zu, dass Personen, die sich ehrenamtlich und mit viel Freude für unsere beiden Orte Freckenhorst und Hoetmar einsetzen, angegriffen werden. Solche gesellschaftlichen Anfeindungen haben in der Politik und im Ehrenamt nichts verloren.“ 

Pfarreirat und Kirchenvorstand fordern den anonymen Verfasser der Briefe im Pfarrbrief von daher auch dringend auf, seine Drohungen „unverzüglich zu unterlassen“. An alle Gemeindemitglieder appellieren die haupt- und ehrenamtlichen Verantwortlichen der Pfarrei, sie bei der Suche nach dem anonymen Verfasser zu unterstützen. Sollte es ähnliche anonyme Bedrohungen gegen andere Menschen in der Pfarrei geben, werden diese gebeten, sich zu melden. Es gehe nicht darum, so wird in dem Pfarrbrief betont, Spekulationen oder unbegründeten Verdächtigungen Raum zu geben. Wichtig sei es aber, „als eine gemeinsame Pfarrei weiter zusammenzuhalten und die Pfarrgemeinschaft weiter zu fördern“.

Hinweise, die zur Ergreifung des anonymen Briefe-Schreibers führen können, werden erbeten an die Polizeiwache Warendorf, Tel.: 02581-94100-0; E-Mail: poststelle.warendorf@polizei.nrw.de oder an Pfarrdechant Manfred Krampe, Tel.: 02581-942768, E-Mail: krampe-m@bistum-muenster.de

Dr. Stephan Kronenburg