Apostolisches Schreiben mit entschiedenem Willen zur Umgestaltung
Was sagt Papst Franziskus zum Thema Eine-Welt-Arbeit? Unter dieser Fragestellung stand eine Veranstaltung der Katholischen Hochschulgemeinde Münster, die am Mittwochabend, 27. August 2014 stattfand.
Es referierte Weihbischof Dr. Stefan Zekorn, der gleich zu Beginn herausstellte, der Papst habe mit seinem ersten Apostolischen Schreiben "eine Art Magna Charta der christlichen Eine-Welt-Bewegung" verfasst: "Ein wirklich revolutionäres Manifest mit dem Willen zur kirchen- und gesellschaftlichen Umgestaltung".
Der Papst habe sich unmissverständlich gegen eine kapitalistische und materialistische Wirtschaft ausgesprochen. Franziskus beklage, dass es kein Aufsehen errege, "wenn ein Wohnungsloser auf der Straße erfriert, dass aber die kleinste Baisse an der Aktienbörse große Schlagzeilen" produziere. Der Papst klage an, "dass Nahrungsmittel weggeworfen werden, während viele Menschen hungern" und münde in die Zuspitzung: "Diese Wirtschaft tötet". Menschen würden ausgeschlossen, seien "nicht Ausgebeutete, sondern Müll, Abfall". Der Papst wende sich gegen eine neue Vergötterung des Geldes und gegen eine Verwendung des Geldes, die regiere, statt zu dienen, erklärte Zekorn.
Stattdessen verlange Franziskus eine grundlegende Finanzreform und fordere die Bereitschaft ein, die eigenen Güter mit den Armen zu teilen. Zudem habe der Papst ein "Nein zur sozialen Ungerechtigkeit, die Gewalt hervorbringt", formuliert. Der Weihbischof wertete diese Sichtweise von Franziskus als "hart", aber sie treffe "entscheidende und dramatische Entwicklungen, die zur Auseinandersetzung rufen".
Nach seiner "eindringlichen Analyse" beschreibe Franziskus "Möglichkeiten der positiven Entwicklung". Schlüssel dazu sei "die Orientierung an der Botschaft Jesu". Die "göttliche Vorliebe für die Armen" müsse "Konsequenzen im Glaubensleben aller Christen haben", so gab Zekorn den Papst wieder. Aus dessen Sicht gefragt seien "eine arme Kirche für die Armen" mit einer gemeinschaftsorientierten und lebensbejahenden Mentalität, in der Ökumene praktiziert und interreligiöser Dialog gepflegt werde, die sich mit "missionarischem Schwung" für die Veränderung der Welt einsetze. Der Weihbischof entnahm dem Papstwort als erste Empfehlung für die Eine-Welt-Arbeit, "Spiritualität und Handeln" zu verbinden. Eine mancherorts zu beobachtende Aufteilung in beten oder Bibelkreis besuchen einerseits und soziales oder globales Engagement andererseits müsse aufgebrochen werden: "Es geht um eine Änderung der ganzen inneren Haltung und der Ausrichtung des Tuns".
In dem Kontext zitierte Zekorn aus den Papstschreiben: "Die bevorzugte Zuwendung zu den Armen muss sich hauptsächlich in einer außerordentlichen und vorrangigen religiösen Zuwendung zeigen". Als zweiten Ansatzpunkt nannte der Weihbischof, das Wirken der Eine-Welt-Aktiven müsse noch politischer werden. Es gehe nicht nur darum, den fairen Handel zu betreiben und zu fördern, sondern auch, mehr "für eine grundsätzlich faire Organisation unserer Gesellschaft und der ganzen Welt" zu tun.
Drittens empfahl Zekorn, "persönlich den Armen zu begegnen". Dazu zitierte der Weihbischof erneut den Papst: "Niemand dürfte sagen, dass er sich von den Armen fernhält, weil seine Lebensentscheidungen es mit sich bringen, anderen Aufgaben mehr Achtung zu schenken". In seinem Fazit lobte Zekorn die Eine-Welt-Bewegten als "Speerspitze einer neuen Zeit und einer anderen Gesellschaft", die sich "seit Jahrzehnten für Nächstenliebe und internationale Solidarität, für fairen Handel und soziale Gerechtigkeit" eingesetzt hätten. Dies habe zu vielen positiven Ansätzen in der Gesellschaft geführt: "Viele Menschen sind inzwischen sensibilisiert für Ausgrenzung bei uns und weltweit", freute sich der Weihbischof.
Dennoch müsse noch mehr getan werden, appellierte Zekorn am Ende: "Wir brauchen eine Änderung des Geistes im Umgang miteinander. Wir brauchen eine Änderung der Haltung, mit der wir Mitmenschen und Umwelt begegnen. Wir brauchen eine Änderung des Handelns in so ziemlich allen Lebensbereichen". Dazu fordere das Apostolische Schreiben des Papstes heraus.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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