
Bastian Rütten (links) und Rainer Killich heißen Besucher im Priesterhaus willkommen. Auch Einzelpilger können dort nun zur Übernachtung einkehren.
© Bistum MünsterAuch die Wallfahrt hat unter der Corona-Pandemie gelitten. Wie in jedem Jahr war der Terminkalender voll – doch dann kam der März und mit ihm das Virus. Die Pilgerleitertagung musste ausfallen. Und bei Killich stand das Telefon nicht mehr still. „Ich schätze, dass rund 95 Prozent aller Gruppen die Wallfahrt für dieses Jahr abgesagt haben. Einige haben sie vom Frühjahr in den Herbst verlegt, aber die meisten kommen nicht wie sonst üblich“, berichtet er. Dennoch spürt er eine hohe Verbundenheit mit dem Wallfahrtsort. Oft las er rührende Mails und führte lange Telefonate mit Menschen, denen die Absage ehrlich leidtat.
„Uns ist diese Verbundenheit sehr wichtig“, betonte der Generalsekretär. Und so machte die Wallfahrtsleitung das Angebot, stellvertretend zumindest die jeweilige Pilgerkerze in Kevelaer zu segnen und anzuzünden, um die oft über Jahrhunderte gepflegte Tradition nicht abreißen zu lassen. Auch Einzelpilger konnten sich per Mail an das Priesterhaus wenden, jeden Tag wurden für sie Kerzen aufgestellt. „Das war eine sehr intensive Zeit“, resümiert Killich. Immerhin durfte am 1. Mai die Wallfahrtseröffnung gefeiert werden, unter strengen Hygieneauflagen zwar, aber es sei ein wichtiges Signal gewesen. Noch immer dürfen sich maximal 150 Menschen gleichzeitig in der Basilika versammeln, um gemeinsam den Gottesdienst zu feiern. „Das funktioniert gut und hat sich eingespielt“, versichert Killich. Mittlerweile kommen auch wieder erste, meist kleinere Gruppen in die Marienstadt am Niederrhein.
Pastoralreferent Dr. Bastian Rütten, Theologischer Referent der Wallfahrt, berichtet von den seelsorglichen Erfahrungen im ersten Halbjahr der Pandemie: „Wir experimentieren und lernen“, sagt er. So lade man die Menschen, die sonst um 15 Uhr eine Andacht in der Basilika feiern konnten, nun zu einem Glaubens- und Gebetsimpuls unter freiem Himmel am Gnadenbild ein. Dort würden auch Kerzen und andere Gegenstände der Pilger gesegnet. „Das wird sehr gut angenommen, oft bleiben Menschen, die eher zufällig vorbeikommen, stehen und hören sich den Impuls an“, hat er beobachtet. Insgesamt hat er die vergangenen Monate erlebt als eine „Zeit der intensiven Kontaktpflege mit seelsorglichen Zügen“.