Aus Mettingen stammende Münsteranerin Fleur Brügge geht nach Ghana 2014
In das westafrikanische Ghana ist Fleur Brügge mit einem Umweg über das ostafrikanische Tansania gekommen.
Denn dort hatte ein Cousin der Münsteraner Studentin in einem sozialen Projekt gearbeitet, das sie mit ihm besuchte und das ihr ebenfalls Lust auf soziale Arbeit in Afrika machte. Und genau damit beginnt Fleur jetzt: Am 27. August 2014 wird sie ins ghanaische Jasikan reisen und dort in Trägerschaft des Bistums Münster ein Jahr lang das Projekt "Career Guidance and Educational Counselling" in einer weiterführenden Schule unterstützen.
Den Wunsch nach einem sozialen Jahr hatte die gebürtige Mettingerin schon vor ihrem Bachelor-Abschluss entwickelt. "Ich war damals zwar noch nicht so entschlossen, habe mich aber nie ganz von dem Gedanken verabschiedet", erzählt sie. Nach der Tansania-Reise habe dieser Gedanke dann erneut Gestalt angenommen, und nach dem Bachelor habe sich eine Bewerbung einfach angeboten, nicht nur zeitlich, sondern auch aus innerer Motivation heraus. "Nach all dem theoretischen Lernen wollte ich praktisch etwas Neues lernen und etwas Sinnstiftendes tun", erklärt Fleur.
Dass sie sich diesen Wunsch beim Bistum Münster erfüllen konnte und wollte, wusste die Theologie- und Sozialwissenschaftsstudentin von den Verbindungen und Erfahrungen aus dem Studium. "Ich hatte außerdem gehört, dass das Bistum in der Vorbereitung gut aufgestellt ist", begründet sie ihre Entscheidung. Nachdem sie eben diese Vorbereitung nun selbst erlebt hat, sieht die 22-Jährige ihre Wahl bestätigt. "Die sind einfach mit Herzblut dabei", sagt sie über die Verantwortlichen aus dem Referat Weltkirche des Bistums.
Mit Herzblut möchte auch sie selbst ihre Aufgabe angehen. In Jasikan wird sie mit drei weiteren Freiwilligen aus dem Bistum Münster die Lehrkräfte im Unterricht unterstützen und Berufsberatung anbieten. Zielgruppe sind Zwölf- bis 19-Jährige. "Unsere Aufgabe ist es, das Bewusstsein für den Wert von Bildung und die Wichtigkeit eines Schulabschlusses zu fördern", erklärt Fleur, "dazu möchte ich gern mit den jungen Leuten und ihrem Umfeld in Gespräche kommen, Zusammenhänge erfahren." Als positiv empfindet sie, "dass wir viel Freiraum haben werden, wie wir uns zum Beispiel in Arbeitsgemeinschaften einbringen wollen."
Für diese anstehenden Aufgaben sieht es Fleur nicht als Nachteil, dass sie einige Jahre älter ist als die übrigen Freiwilligen, die in der Regel direkt nach dem Abitur ins Ausland gehen. Im Gegenteil: "Dass man selbst schon Schritte hinter sich hat, von zu Hause ausgezogen ist und ein Stück Heimat hinter sich gelassen hat, macht es vielleicht leichter. Man kennt sich selbst schon anders." Gleichzeitig zollt Fleur ihren Mit-Freiwilligen Respekt: "Es ist stark, wie weit viele mit 18 Jahren sind, ich weiß nicht, ob ich das damals schon hätte machen können."
Heute hingegen ist sie bereit – und ihr Umfeld ebenfalls. "Meine Freunde sehen mein Vorhaben positiv und bestärken mich." In der Familie seien die Reaktionen heute positiv, zunächst aber zwiespältig gewesen: "Die Bewerbung haben alle unterstützt, aber als die Zusage da war, fragen sie mich, ob ich das denn wohl wirklich wolle", erinnert sich die 22-Jährige lachend.
Sie wollte und will es wirklich, obwohl auch ihr selbst klar ist, dass sie in Jasikan einiges vermissen wird. "Neben Freunden und Familien wird mir das Studentenleben mit seiner Freiheit fehlen", glaubt sie. Sich einfach mal nach Lust und Laune abends in einer Kneipe zu treffen, ist in Ghana kaum möglich, weiß Fleur: "Man darf aus Sicherheitsgründen nicht jederzeit das Gelände verlassen." Auch in die virtuelle Welt wird sie nicht nach Belieben flüchten können, denn im Projekt ist Internetzugang nicht ständig gegeben. "Das wird eine große Umstellung", vermutet Fleur, glaubt aber auch, "dass es gut ist, dass so etwas Ruhe ins Leben kommt."
Neben der Ruhe gibt es noch weitere Hoffnungen, mit denen die junge Frau nach Ghana reist. Vor allem freut sie sich auf "die praktische Arbeit mit Menschen, nicht so realitätsfern, wie es das Studium manchmal ist." Dabei wolle sie zwar eine kleine Unterstützung sein, sehe sich aber dennoch nicht "als Hilfe für die Menschen dort. Ich hoffe vielmehr, dass wir kulturell voneinander lernen, und möchte dafür Lebensgewohnheiten und den Lebensstil, mit dem ich hier verwöhnt bin, hinter mir lassen."
Von diesem Prozess wünscht sich Fleur, dass er ihre Persönlichkeit stärkt. Und für diese Möglichkeit ist sie schon heute dankbar: "Vielleicht kann ich für die Erfahrungen, die ich dort machen werde, etwas zurückgeben. Ein solcher Austausch, von dem beide Seiten profitieren, wäre mein Wunsch."
Text: Bischöfliche Pressestelle
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