Babylonisches Stimmengwirr in Telgte

, Bistum Münster

Ein babylonisches Stimmengwirr hat am 1. Oktober die Telgter Wallfahrtsbasilika St. Clemens erfüllt, als der emeritierte Weihbischof Dieter Geerlings die 250 Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus den Gemeinden und Missionen anderer Muttersprache dazu aufforderte, gemeinsam in ihrer Muttersprache das Vaterunser zu beten. Der Gottesdienst war Abschluss und Höhepunkt ihrer gemeinsamen Wallfahrt von Münster nach Telgte, die nach zwei Jahren Corona-Pause wieder stattfinden konnte. Unter dem Leitwort „Himmel und Erde berühren“ hatten sich die Pilgerinnen und Pilger morgens im strömenden Regen von der St.-Mauritz-Kirche in Münster aus auf den knapp 13 Kilometer langen Weg nach Telgte gemacht. Eingelaufen sind sie im Marienwallfahrtsort bei strahlendem Sonnenschein.

 

Wallfahrt nach Telgte

250 Jugendliche und junge Erwachsene aus den Gemeinden und Missionen anderer Muttersprache sind zusammen nach Telgte gepilgert.

© Bistum Münster

„Christus ist derjenige, der Himmel und Erde miteinander verbindet“, wandte sich der emeritierte Weihbischof Dieter Geerlings, Bischöflicher Beauftragter der Seelsorge für die Katholiken anderer Muttersprache, zu Beginn des Gottesdienstes an die Jugendlichen und jungen Erwachsenen: „Und Maria ist die Leiter, die uns zu ihm führt.“ Denn es sei die Gottesmutter, „unsere Schwester im Glauben, die uns den Weg zu Jesus öffnet“.

Zu Beginn seiner Predigt wandte sich Geerlings direkt an die erstaunten Pilgerinnen und Pilger und fragte sie: „Habt ihr letzte Nacht geträumt?“ Ein vielstimmiges „Ja“ schallte ihm entgegen. Auch Jakob aus dem Alten Testament habe geträumt. Auf der Flucht vor seinem Bruder habe er sich erschöpft auf die Erde zum Schlafen niedergelegt und „von einer Himmelsleiter geträumt, die Erde und Himmel verbindet.“ Engel seien auf und nieder niedergestiegen. Und Gott habe oben gestanden und Jakob das Versprechen gegeben: „Ich bin an deiner Seite. Ich lasse dich nicht im Stich.“ Als Jakob aufwachte, habe er sich gestärkt und mit neuer Zuversicht auf den Weg gemacht, da er Gott an seiner Seite wusste. „Gott ist da, wo du bist“, rief Geerlings den Anwesenden zu. „Durch die Taufe sind wir mit Jesus verbunden. Mit Jesus, in dem sich Himmel und Erde berühren. Der der Wegweiser unseres Lebens ist“, gab er den Pilgerinnen und Pilgern mit auf den Weg.

Ein ermutigender Gedanke für Emelina aus der polnischen Gemeinde in Kleve. „Ich habe mich für Freunde und Bekannte auf diese Wallfahrt gemacht“, erzählt die 41-Jährige, die frühmorgens am Niederrhein aufgebrochen ist, um „Gott zu bitten, meine Freunde auf ihrem Weg weiter zu unterstützen und ihnen beizustehen.“ Sie hätten mit Drogen und Alkohol zu kämpfen: „Im Glauben finde ich Antworten auf Fragen des Lebens und Halt in schwierigen Situationen.“

Zum 15. Mal fand die Wallfahrt von Katholikinnen und Katholiken aus den unterschiedlichen Gemeinden anderer Muttersprache statt. Die weiteste Anreise hatte die polnische Gemeinde vom Niederrhein. Christen aus Süd- und Osteuropa, Asien, Afrika und Lateinamerika feierten abschließend in Telgte zusammen ein Fest des Glaubens und des Friedens.

Jürgen Flatken