Begegnung mit dem Weihbischof bei den ‚Kleinen Schwestern vom Lamm‘

Eine Heilige Messe mit jungen Menschen im Alter von zwölf bis 25 Jahren hat Weihbischof Wilfried Theising am Donnerstagabend in der Kapelle der ‚Kleinen Schwestern vom Lamm‘ in Kevelaer gefeiert und sich beim anschließenden Abendessen Fragen der jungen Leute zum christlichen Glauben gestellt.

Im Tagesevangelium ging es um die Austreibung von Dämonen und die Botschaft: "Wer nicht für mich ist, ist gegen mich". Theising baute eine Brücke zwischen diesem alten Bibeltext und der Gegenwart: "Natürlich begegnet uns in unserem Alltag ständig das Böse, das Teuflische in der Welt", predigte der Weihbischof: "Menschen werden wegen ihres Glaubens von anderen oder sogar von ihren eigenen Glaubensbrüdern verfolgt" und nannte als Beispiel den sogenannten ‚Islamischen Staat‘ in Syrien und im Irak. Auch viele Flüchtlinge würden oft Böses erleben. Nicht nur durch die Verfolgung, sondern auch durch die Ablehnung, die sie in ihrem neuen Umfeld täglich erfahren würden. Jesus Christus hingegen sei die Liebe, hob Weihbischof Theising hervor: "In seiner Zuwendung zu den Menschen ist er der Gegenentwurf zu allem Bösen."

Der Gottesdienst wurde in der besonderen Atmosphäre der Kapelle der Gemeinschaft gefeiert, einer ehemaligen kleinen Schmiede, die von den Schwestern beim Einzug umgestaltet worden war. Im Anschluss ging es rund um den Esstisch familiär weiter. Der Weihbischof stellte sich den Fragen, die von den jungen Menschen vom Niederrhein, aus den Niederlanden und aus El Salvador nach der Messe auf kleine gelbe Zettel geschrieben worden waren.

"Wie kann ich herausfinden, was meine Berufung ist?" – Das war die erste Frage, die den Weihbischof veranlasste, seine eigene Berufungsgeschichte zu erzählen. "Eine Berufung kommt selten wie ein Blitz und als ein plötzliches Ereignis über uns", machte Theising deutlich. Es sei ein Prozess, der sich aus verschiedenen Etappen zusammensetze. Da Berufung von Gott komme, müsse man bereit und in der Lage sein, hinzuhören. Bei einer Predigt zum Tag der geistlichen Berufe habe ein Pater in seiner Heimatgemeinde die Frage nach dem Weg zum Priesteramt gestellt: "Hast du auch schon darüber nachgedacht?" Dem heutigen Weihbischof ging das Thema lange nach und er fragte sich: "Hat er mich gemeint?" Viele weitere Erlebnisse und Erkenntnisse hätten dann zu seiner späteren Entscheidung geführt, Priester zu werden.
Andere Fragen der jungen Menschen drehten sich um die Rolle des Heiligen Geistes oder um den Unterschied zwischen persönlichem Verzeihen eines Fehlverhaltens und der Vergebung einer Sünde durch Gott.

Auch tagesaktuelle Themen bewegten die Teilnehmer. So ging es um die Frage, ob man wegen des Glaubens einen Krieg führen darf. "Der Glaube kann niemals einen Krieg rechtfertigen," sagte der Weihbischof dazu. Allgemein sei es jedoch eine sehr schwierige Güterabwägung, inwieweit zur Nothilfe in extremen Bedrohungssituationen die Anwendung von Waffengewalt zulässig sein könnte.

Zuletzt wollte ein Besucher von Weihbischof Theising wissen, warum Gott heute für so viele Menschen verborgen bleibe. "Gott verbirgt sich nicht. Er ist immer bei uns Menschen, aber wir nehmen ihn oft nicht wahr", lautete die Antwort. Der Mensch müsse in der Bereitschaft leben, Gott zu erkennen. Mit dem Segen des Weihbischofs endete die Begegnung und alle, die dabei waren, freuen sich bereits auf den nächsten Termin.

"Vor etwa drei Jahren haben wir damit begonnen", berichtet Kleine Schwester Alma. Am Anfang war es ein Jugendlicher von der Gaesdonck, der sofort von der Idee begeistert war. Inzwischen sind es bis zu 20 Mädchen und Jungen, die sich mit den Schwestern der Gemeinschaft und mit dem Niederrhein-Weihbischof im lockeren Monatsrhythmus austauschen. Die jungen Menschen kommen mit großer Begeisterung zum Austausch mit den Schwestern und dem Weihbischof. "Interessant ist vor allem, dass immer wieder neue Jungen und Mädchen auftauchen. Sie bringen dann wieder Freunde mit, so wächst der Kreis", freut Theising sich.

Die Kleinen Schwestern vom Lamm sind ein Bettelorden, der sich vor etwa 30 Jahren in Frankreich gegründet hat. In der Nachfolge des Heiligen Dominikus und des Heiligen Franziskus gehen die Schwestern inzwischen in neun Ländern arm, pilgernd, betend und bettelnd hinaus, um den Ärmsten der Welt zu begegnen. "Wir wollen das Licht des Evangeliums zu den Menschen bringen", erklärt Kleine Schwester Alma. Im Bistum Münster ist die junge Gemeinschaft seit Oktober 2007 ansässig. Zunächst kamen sie nach Kevelaer, inzwischen haben sie auch eine Niederlassung in Münster. Tagsüber ziehen die Ordensfrauen von Tür zu Tür und bitten um "das Almosen des täglichen Brots". So möchten sie das Los derer teilen, die von der heutigen Welt "so erbärmlich behandelt werden wie einst das Kind in der Krippe zu Betlehem und der Gekreuzigte auf Golgota", schildert die Schwester.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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