Bischof Felix Genn besucht Realschule St. Martin in Sendenhorst
Eine Schulstunde hat 45 Minuten – außer an der Realschule St. Martin Sendenhorst. Dass die dortigen 60-minütigen Schulstunden nicht das einzig Besondere dieser Schule sind, davon hat sich Bischof Dr. Felix Genn überzeugt, als er sie am 28. Mai besuchte.
Neben Genn gehörte Geistlicher Rat Clemens Lübbers als stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Schule und Erziehung des Bistums Münster zu den von Schulleiter Gerd Wilpert und seinem Kollegium begrüßten Besuchern. Außerdem war Pfarrer Wilhelm Buddenkotte dabei. Denn die katholische Pfarrei St. Martinus und Ludgerus in Sendenhorst ist Träger der Realschule – auch das eine eher seltene Konstellation.
Für die Besucher indes gab es noch weit mehr zu staunen als nur über Trägerschaft und Dauer der Schulstunden. So erlebten sie mit der 5b eine Klasse, die mit Klassenlehrer Stefan Schubert und Lehrerin Kathrin Kröger eine viertägige Radtour an die Nordsee unternommen hat, mit Tagesetappen von bis zu 65 Kilometern. Mit vielen Fotos schilderten die Schüler dieses Erlebnis. "Da wart ihr bestimmt abends so müde, dass ihr keinen Blödsinn mehr anstellen konntet", vermutete der Bischof schmunzelnd – die Kinder bestätigten das prompt.
Bereitwillig erzählten sie ihm auch, warum sie und ihre Eltern sich für St. Martin als weiterführende Schule entschieden hatten. Gleich mehrere Kinder gaben an, schon ihre Eltern hätten die 1964 gegründete Schule besucht. "Das ist ein gutes Zeichen, wenn eure Eltern heute noch positiv von St. Martin denken", meinte Genn.
Positiv beeindruckten ihn auch die Berichte von Mitgliedern der Israel-AG aus den Klassen 9 und 10. Sie erzählten ihm von einem Schüleraustausch mit israelischen Gleichaltrigen und ihrem Besuch im Heiligen Land. Dabei trat zutage, dass die Jugendlichen als Deutsche vor Ort immer wieder Schuldgefühle wegen des Holocausts empfunden hatten, vor allem beim Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem.
"Dass ihr heute noch so fühlt, wo ihr doch so lange nach dem Dritten Reich geboren seid, zeigt den ganzen Ausmaß des Schrecklichen, das Deutschland damals angerichtet hat", sagte der Bischof. Er bestätigte, bei seinen Israel-Aufenthalten ganz ähnlich empfunden zu haben, und bejahte ausdrücklich die Aussage einer Schülerin: "Umso schöner ist es, dass man dort trotzdem so herzlich empfangen wird."
Dimensionen von Tod und Hoffnung offenbarte auch das Projekt Ostergarten. Vier Ostergärten haben Schülerinnen und Schüler mit ehrenamtlicher Hilfe und mit den Lehrerinnen Eva-Maria Jansen, Edelgard Baron-Krömer und Mareike Wessels in den Jahren 2009, 2011, 2013 und 2015 gestaltet. Jeweils orientiert an einem der vier Evangelien, stellten sie darin zentrale Aussagen der Osterbotschaft dar, zuletzt in diesem Jahr auf Grundlage des Johannes-Evangeliums. Dank Skulpturen, Lichteffekten und Tondokumenten sprachen die Ostergärten alle Sinne an. Mit Erfolg: "22.500 Menschen haben insgesamt unsere Führungen durch die vier Ostergärten besucht", berichtete Jansen. Den Erlös aus der diesjährigen und gleichzeitig letzten Auflage in Höhe von 12.500 Euro überreichten die Aktiven in Anwesenheit des Bischofs Lehrerin Judith Vosseberg für das Schulprojekt ,Kinder helfen Kindern‘.
Buchstäblich ganz andere Töne wurden dann in der letzten Station des Bischofsbesuchs angeschlagen. In der Klasse 6d erlebten und vor allem hörten Genn und seine Begleiter, wie eine Musikklasse arbeitet – ein weiteres charakteristisches Angebot an der St.-Martin-Realschule. Unter Anleitung der Lehrerinnen Edelgard Baron-Krömer und Kathrin Sickler spielten die Sechstklässler mit vielen Instrumenten den Gästen auswendig einen Marsch vor, mit dem sie am Dienstag, 2. Juni, ihr Sommerkonzert eröffnen wollen. Baron-Krömer erläuterte, dass in der Musikklasse jedes Kind ein Instrument lerne und dazu einmal wöchentlich Instrumentalunterricht habe. "Das Musizieren stärkt auch die Klassengemeinschaft", betonte sie.
Zum Abschluss trafen sich Genn und Lübbers mit dem Schulleiter, Lehrkräften sowie Schüler- und Elternvertretern zum Austausch über Aktuelles. Dabei ging es unter anderem um die Herausforderungen der Inklusion. Dafür hat die Schule jetzt eine Steuerungsgruppe installiert und eine Förderschullehrkraft erhalten.
Außerdem erzählte der stellvertretende Schülersprecher Sinthusen Chelvanathan, wie er und seine aus Sri Lanka stammende Familie jahrelang von Abschiebung bedroht waren und wie seine Geschwister und er diese Bedrohung im Schulalltag erlebten. "Diese Situation war für die ganze Schulgemeinschaft sehr belastend", bekräftigte Schulleiter Wilpert. Derzeit seien unter den 720 Schülerinnen und Schülern erneut drei Flüchtlingskinder in ähnlicher Lage.
Bischof Genn hörte bei all diesen und vielen weiteren Informationen vor allem zu und fragte nach. Dementsprechend fiel sein Fazit aus: "Ich nehme so viele und so viele positive Eindrücke von hier mit, die müssen sich jetzt erstmal setzen." Diese Aussage war zur Zufriedenheit des Schulleiters: "Genau das war unser Ziel, viele Eindrücke einer vielseitigen Schule zu vermitteln", erklärte er, und der Bischof ergänzte augenzwinkernd: "Lernziel erreicht."
Text: Bischöfliche Pressestelle
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