Bischof Genn besucht Einrichtungen der Bischof-Hermann-Stiftung

Ein Infoblatt in der Cafeteria hatte den Besuch von Münsters Bischof Dr. Felix Genn Tage vorher angekündigt. So eingestimmt, empfingen die Bewohner von Einrichtungen der Bischof-Hermann-Stiftung Münster den Bischof freundlich, als er diese am 6. Februar besichtigte und mit Mitarbeitern ebenso wie mit Bewohnern ins Gespräch kam.

Die Bischof-Hermann-Stiftung ist Trägerin stationärer und ambulanter Einrichtungen. Diese begleiteten, versorgen und betreuen in Münster etwa 350 Menschen in den Bereichen Wohnungslosenhilfe, Wiedereingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung und Jugendhilfe.

Als Stiftungsvorsitzender begrüßte Pfarrer Dr. Ferdinand Schumacher den Bischof sowie Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann und Pfarrer Oliver Merkelbach, künftigen Direktor des Caritasverbands Rottenburg-Stuttgart. "Bei uns geht es um die Schätze der Kirche, um die Armen", sagte er. Bischof Genn wiederum erläuterte, der heutige füge sich ein in eine Reihe von Besuchen in Sozialeinrichtungen, die er 2014 absolviert habe. "Mir war es wichtig, an Orte zu gehen, wo sich die Kirche als dienende Kirche zeigt", erklärte er.

Diesen Gedanken griff Geschäftsführer Dietmar Davids auf: "Wir arbeiten direkt am Menschen, weisen niemanden ab und sind offen für alle Menschen mit unterschiedlichen Problemlagen." Man versuche zu helfen, lasse aber Menschen, wenn es nötig sei, auch ziehen.

In einer Gesprächsrunde stellten die Verantwortlichen der einzelnen Bereiche diese vor. Mit dabei waren Werner Tenambergen und Lothar Hagemeier vom Christophorushaus, einer stationären Einrichtung zum Langzeitwohnen für wohnungslose ältere Männer. Im selben Feld arbeitet Mathias Rohlfing im Kettelerhaus. Das Kettelerhaus beinhaltet außerdem ein sozialpädagogisch begleitetes Wohnangebot für Jugendliche und junge Erwachsene von 16 bis 27 Jahren, das Matthias Abbing vertrat. Für das Haus der Wohnungslosenhilfe nahm Dirk Frielinghaus an dem Treffen teil. Das sozialtherapeutische Wohnen stellte Nadja Zülsdorf vor.

Aufmerksam und interessiert nachfragend verfolgte der Bischof die Informationen zu den einzelnen Arbeitsbereichen, Herausforderungen und zu den Veränderungen in der Zusammensetzung der Klienten. Beispielsweise steuern zunehmend Armutsmigranten aus osteuropäischen Ländern das Haus der Wohnungslosenhilfe an, wo alleinstehende Wohnungslose Grundversorgung erhalten. Im sozialtherapeutischen Wohnen wiederum sind die Klienten im Schnitt jünger als vor einem Jahrzehnt , leiden unter teils mehreren Suchterkrankungen sowie unter psychischen Erkrankungen und Persönlichkeitsstörungen. "Wir schauen aber weniger auf die Diagnose, sondern lernen vor allem die Menschen kennen, bieten ihnen Raum zum Ankommen und Entfalten", betonte Zülsdorf, "wir sind Auffangbecken für viele Menschen, die sonst keine Einrichtung mehr möchte."

Vertiefen konnte Genn die Eindrücke aus dem Gespräch beim Rundgang durch die Einrichtungen. Von den Räumlichkeiten des Jugendwohnens, in denen die Stiftung derzeit auch einige Flüchtlinge aufgenommen hat, ging es ins sozialtherapeutische Wohnen. "Kommen Sie doch rein!" lud ein Bewohner den Bischof in sein Zimmer ein. Und der folgte gern, trotz des Schildes "Eintritt auf eigene Gefahr" an der Wand. Stolz zeigte der Bewohner dem Gast seine kleine Schildersammlung und erzählte, dass er leidenschaftliche gern bei Fegen draußen und drinnen helfe, "weil ich so gern hier bin." Darüber freute sich der Bischof ebenso wie über ein Foto des St.-Paulus-Doms, das er an der Wand des Nachbarzimmers entdeckte.

Vorbei an der Vogelvoliere – um die sich ein Bewohner kümmert, der von seinem schmalen Taschengeld immer wieder sogar Leckereien für die Vögel kauft – ging es zum Beschäftigungsbereich. Dieser bietet insbesondere den Bewohnern des sozialtherapeutischen Wohnens sinnvolle Tätigkeiten und damit eine Struktur für den Tag. "Dabei richten wir uns nach den Interessen der Bewohner", sagte Zülsdorf. So waren auch an diesem Vormittag einige mit der Dekoration für Ostern beschäftigt, während andere Zahnarztkarteikarten lochten oder Etiketten auf Kaffeetüten klebten.

Weiteren Menschen begegnete Bischof Felix in der Cafeteria. "Offiziell bin ich schizophren", erzählte ihm dort ein Bewohner und verriet damit zugleich, wie belastend diese Einordnung, diese ,Etikettierung‘ durch die Gesellschaft sein kann. Sein Nachbar hielt die Kaffeetasse mit Handschuhen, weil er an einem Waschzwang leidet. "Er ist aber schon so weit, dass er mit Handschuhen draußen arbeiten kann", erzählte Rohlfing eine kleine Erfolgsgeschichte.

Zum Abschluss unternahm der Bischof einen Abstecher von der Schillerstraße in das in der Bahnhofsstraße gelegene Haus der Wohnungslosenhilfe. Dort, in einer Notunterkunft für wohnungslose Männer, sah Genn bestätigt, was er auch in den Einrichtungen an der Schillerstraße erfahren hatte: "Bei Ihnen können Menschen, egal, in welchem Bereich, erfahren: Ich werde gemocht."

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de