Bischof Genn erinnert an Johannes XXIII. und Johannes Paul II.

Papst Franziskus wird am 27. April 2014 die früheren Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. heilig sprechen. Auch der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, wird an den Feierlichkeiten in Rom teilnehmen.

Im Vorfeld hat er die beiden Päpste als "starke, zutiefst glaubwürdige und menschlich zugleich sehr unterschiedliche Christuszeugen" bezeichnet.

Im Blick auf Johannes XXIII. unterstreicht Bischof Genn, dass dieser 1959 mit der Ankündigung der Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils kirchengeschichtlich gesehen "ein unerwartetes, dick gedrucktes Ausrufungszeichen" gesetzt habe, und zwar "hinter den Appell zu einem entschiedenen Neuaufbruch der Kirche." Der dringende Wunsch, den Johannes XXIII. mit dem Konzil verbunden habe, sei das "Aggiornamento", also die Aktualisierung der Pastoral und der Verkündigung der Frohen Botschaft sowie des Erscheinungsbildes der katholischen Kirche im 20. Jahrhundert gewesen. "Er wollte den Glauben und ‚die Welt" in einen verstärkten Dialog miteinander führen", sagt Bischof Genn. Auch habe er etwa Fortschritte in der Ökumene angestrebt und sich für eine Reform der Liturgie eingesetzt. Mit großer Rigorosität habe er auch sein geistliches Leben geführt; ein sich ganz hingebender Gehorsam sei Hauptziel seines christlichen Lebens gewesen.

"Neben der gelassenen Güte waren es insbesondere auch sein Humor und seine Demut, von der ein Frieden auf sein Umfeld ausstrahlte", betont Bischof Genn. So habe Johannes XXIII. etwa auf die Frage, ob er mit seinem Absteigen von der Sänfte, als es die Stufen nach St. Peter zur Eröffnung des Konzils hinaufging, ein Zeichen der Demut habe setzen wollen, geantwortet: "Ich bin nicht demütig, ich bin nur zu dick." Berühmt geworden sei auch sein Interview mit einem Journalisten, in dem er diesem auf die Frage nach den Belastungen seines Amtes geantwortet habe, dass er in den ersten Tagen nach der Wahl schlecht geschlafen habe. Dann aber sei ihm ein Engel im Traum erschienen und habe ihm gesagt: "Giovanni, nimm Dich nicht so wichtig. Du bist nur der Papst." "Diese demütige und humorvolle Gelassenheit, das Vertrauen auf das Erbarmen und die Gnade Gottes und der Mut zum Dialog mit den außerkirchlichen Realitäten bei gleichzeitiger tiefer Verwurzelung in Christus und der Tradition der Kirche scheinen mir in besonderer Weise wegweisend auch für unsere Zeit zu sein", unterstreicht Bischof Genn.

Papst Johannes Paul II,, so erinnert der Bischof von Münster, habe in seiner Amtszeit eine immense Reisetätigkeit mit Besuchen in 129 Ländern entfaltet. Dem Bistum Münster bleibe sicher der Besuch im Jahr 1987, als er unter anderem am Grab von Clemens August Kardinal von Galen betete und in Kevelaer zu Gast war, in kostbarer Erinnerung. Für Bischof Genn wurde Johannes Paul II. besonders durch das Aufwachsen und lange Leben unter zwei totalitären Regimen – dem Nationalsozialismus und dem Kommunismus – geprägt: "Was war dieser Papst für ein kraftvoller Verkünder des Wortes Gottes, vor allem auch der gottgeschenkten Freiheit und Würde des Menschen", sagt Bischof Genn. So sei Papst Johannes Paul II. zu einem der wichtigsten Faktoren für den Zusammenbruch des von der Sowjetunion dominierten Ostblocks geworden: "Die weltpolitische Bedeutung des Gebetes, durch welche diese friedliche Revolution zustande kam, wird hier geradezu mit Händen greifbar. Dass die Mauer ohne einen einzigen Schuss fiel, bleibt für mich ein veritables historisches Wunder, an dem Johannes Paul II. einen großen Anteil hat."

Zudem hätten zahlreiche Neuinitiativen das lange Pontifikat von Johannes Paul II. ausgezeichnet, erinnert Bischof Genn und nennt Beispiele: den ersten Besuch eines protestantischen Gotteshauses durch einen Papst im Jahr 1983, die Begründung der Weltjugendtage 1984, den ersten päpstlichen Besuch einer Synagoge im Jahr 1986, das Friedensgebet mit Vertretern der Weltreligionen in Assisi 1986 und 2002, die Aufnahme diplomatischer Beziehungen des Heiligen Stuhls zu Israel 1994 und die Vergebungsbitte für die Sünden der Kirche im Jahr 2000. "In alledem war Johannes Paul II. ein sichtlich ‚brennender’ Christusnachfolger, ein intensiver, großer Beter", betont Bischof Genn. Viele Bilder zeigten ihn auf den Knien betend, sein Gesicht in den Händen geborgen. Aus diesem Gebetsgeist seien die vielen tief geistlichen Enzykliken entstanden und mit diesem Feuer habe er auch die Jugend mitgerissen. "Die Jugend und Papst Johannes Paul II., das ist eine ganz eigene Freundschaftsgeschichte", sagt Bischof Genn. Und vielen älteren und kranken Menschen habe der Papst Mut gemacht, weil er sich in seiner letzten Lebensphase seiner Krankheit auch in der Öffentlichkeit nicht geschämt habe.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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