Bistumsarchiv arbeitet an Digitalisierung des Bestandes

Die Geschichte der Kirche im Bistum Münster ist etwa sechs Kilometer lang, verpackt in einheitliche graue Pappkartons. Bei den Menschen, die sich beruflich um die Aufbewahrung und Weitergabe dieser Geschichte kümmern, hat sich in jüngster Zeit einiges getan, wie Dr. Heinz Mestrup schildert.

Er leitet seit September 2015 das Bistumsarchiv des Bistums Münster. Mit Lennart Metken hat er seit kurzem einen Mitarbeiter, der die Pfarrarchive betreut und darüber hinaus zeitgemäße IT-Projekte im Diözesanarchiv umsetzt.

Das ist nötig, damit dieses auch künftig seinen drei wesentlichen Aufgaben nachkommen kann. "Wir sichern die alten, historischen Bestände, bilden neue und schaffen Möglichkeiten, sie zugänglich zu machen", erklärt Mestrup. Aktuell entwickelt vor allem Metken Konzepte, mit denen Interessierte Materialien im Internet finden können.

Denn Materialien gibt es genug: In genormten Archivkartons lagern im Hauptgebäude an der Georgskommende 19 in Münster und in zwei Außenlagern fast sechs Kilometer Unterlagen, wobei neun Kartons als ein laufender Meter gerechnet werden. Natürlich ist davon schon einiges digitalisiert, nach Metkens Angaben Kirchenbücher mit einem Datenvolumen von mehreren Terrabyte. Die Digitalisierung und den Zugang zu digitalisierten Medien wollen die Archivare mit ihren neun Kollegen und Kolleginnen ausbauen. Das betrifft zunächst insbesondere die Familienforschung und die Recherche in den Kirchenbüchern. "Bisher gibt es hier zwei Möglichkeiten der Recherche: kostenlos vor Ort in unserem Lesesaal und durch schriftliche Anfragen an uns, deren Bearbeitung gebührenpflichtig ist", erklärt Mestrup. Letzteres nutzen insbesondere Interessierte, die weit weg von Münster wohnen oder mit den Methoden der Vor-Ort-Recherche nicht vertraut sind. Für solche Nutzerinnen und Nutzer wird die Möglichkeit einer Recherche im Internet einen Quantensprung bedeuten, sind Mestrup und Metken überzeugt.
Denn das Interesse an den Schätzen, die das Bistumsarchiv hütet, ist groß. Hier finden sich, fachmännisch gesichert, Urkunden, Akten, Amtsbücher, liturgische Hand- und Druckschriften, Karten, Pläne, Fotos, Filme und Graphiken. Die ältesten Dokumente stammen aus dem zwölften Jahrhundert. "Ab etwa 1300 existieren Handschriften und liturgische Bücher, die Aktenüberlieferung beginnt mit dem 16. Jahrhundert", erklärt der Leiter des Archivs.

Die Unterlagen stammen aus der Bistumsverwaltung ebenso wie aus den zum Bistum Münster gehörenden Pfarreien. "Darunter sind alte Abschriften der Vita des heiligen Ludgerus, also des Gründungsbischofs, Visitationsberichte der Bischöfe und Generalvikare aus dem 16. und 17. Jahrhundert oder der Nachlass des Staatsmannes und berühmten Schulreformers Franz von Fürstenberg", nennt Mestrup Beispiele.
Die Nachfrage nach diesen Quellen ist kontinuierlich gewachsen. Zu den Zeiten der Eröffnung 1938 habe das Archiv jährlich circa 35 Nutzer gezählt, weiß Mestrup. Diese Zahl erreiche man heute in zwei bis drei Tagen, und das allein im Lesesaal, schriftliche Anfragen nicht eingerechnet. Zu den Interessenten zählten Wissenschaftler, Doktoranden, Studenten, Schüler sowie viele Privatpersonen, die Chroniken erstellen oder ihre Familiengeschichte erforschen.

Dass die dafür nötigen Informationen künftig nicht nur in Papierform, sondern direkt in digitaler Form im Archiv ankommen werden, motiviert die Archivare zusätzlich, die digitale Erfassung und die Entwicklung digitaler Recherchemöglichkeiten voranzutreiben. "Noch besteht unser Archiv zu 90 Prozent aus Papierdokumenten", sagt Metken, "aber auf den absehbaren Wandel dieses Verhältnisses wollen wir gut vorbereitet sein."

Das Bistumsarchiv ist erreichbar unter Tel. 0251 / 495-518 oder per E-Mail an bistumsarchiv[at]bistum-muenster.de .


Bild: Mit ihren Kolleginnen und Kollegen hüten Dr. Heinz Mestrup und Lennart Metken einen großen Teil der Kirchengeschichte im Bistum Münster. Foto: Anke Lucht / Bischöfliche Pressestelle


Text: Bischöfliche Pressestelle / 17.5.16
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Foto: Anke Lucht/Bischöfliche Pressestelle