Bundesverband Kath. Studentenwohnheime tagte in Münster
"Fremd und doch daheim: Kulturelle Vielfalt in Katholischen Studentenwohnheimen" – Unter dieser Überschrift stand die Jahrestagung des Bundesverbands Katholischer Studentenwohnheime e.V. am Mittwoch und Donnerstag (2./3. Juli) im Franz-Hitze-Haus in Münster.
Inhaltlich ging es um die Herausforderungen, die mit der Beherbergung von Studierenden aus unterschiedlichen Nationen verbunden sind.
"Heimsuchung" – Mit diesem Thema verbinde man nicht unbedingt nur Positives und auch das Wort "Heim" sei "aus der Mode gekommen", erklärt Weihbischof Wilfried Theising in seinem Grußwort zu Beginn. Doch eigentlich sei die Suche nach einer Unterkunft etwas, wo man Gott begegnen könne. Dieser Aspekt sei dem Weihbischof aufgefallen, als er am Morgen einen Gottesdienst zu "Mariä Heimsuchung" gefeiert hätte: "Maria macht einen Besuch bei sich zuhause und trägt Jesus im Bauch mit sich." Mariä Heimsuchung sei nach Theising das Fest der Herbergssuche: "Gott will bei uns Menschen unterkommen." Theising ist von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzt als der verantwortliche Bischof für Hochschulpastoral und als Bischöflicher Beauftragter des Katholischen Akademischen Ausländerdienstes.
Jugendliche, die für ihr Studium in eine andere Stadt ziehen müssen, seien nach Meinung des Weihbischofs auch auf einer solchen Suche nach einer Herberge und so sei es die Aufgabe der einzelnen Wohnheime, die "Heimsuche oder Heimsuchung" der Jugendlichen möglichst gut anzubieten. Es solle nicht nur Raum angeboten werden, sondern auch "Gemeinschaft, Miteinander, Nähe und katholische Sozialisation", betonte Theising. Den Wohnheimleitern und -mitarbeitern solle bewusst werden, dass sie immer auch Gott mit in die Wohnung oder das Haus aufnehmen würden, wenn sie Jugendlichen einen Wohnheimplatz zusagten.
Bernhard Esser, Referent für Interkulturelles der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Köln, führte in das Motto: "Fremd und doch daheim: Kulturelle Vielfalt in Katholischen Studentenwohnheimen". Um zu verdeutlichen, welche unterschiedlichen Verhaltensweisen zum Beispiel bei einem Kennenlernen unter Studierenden aufeinandertreffen können, trug Referent Bernhard Esser jedem Teilnehmer eine andere Rolle auf. So sollte der eine es als unhöflich ansehen, anderen Menschen zu nah zu kommen, und ein anderer sollte sich immer erst aufmerksam machen, bevor er zu reden begann.
Die Teilnehmer hatten Schwierigkeiten mit den Rollen, die sie einerseits verkörpern sollten und auf die sie andererseits trafen. Dorothee Kern von der KHG Osnabrück fand es mühsam, Kontakt herzustellen zwischen jemanden, der gerne Abstand hält und jemandem, der Nähe bevorzugt: "Das war immer so ein Hin und Her." Weihbischof Theising, der auch an dieser Übung teilnahm, beschrieb es als "schwierig, Verhalten einzuschätzen, wenn ich jemanden nicht kenne." Ziel dieses Rollenspiels war für den Referenten Bernhard Esser, zu verdeutlichen, welche verschiedenen Verhaltensformen es auch in den verschiedenen Nationen gibt. Die Teilnehmer sollte es sich bewusst machen, dass sie als Wohnheimleiter und -mitarbeiter auf "unheimlich viele unterschiedliche Persönlichkeiten" stießen, die alle individuell betrachtet werden müssten.
Im zweiten Teil der Fortbildung versuchten die Teilnehmer, auf individuelle Fragen eine Antwort und für Probleme, die im Umgang mit ausländischen Studierenden entstehen, Lösungen zu finden. In den Vordergrund rückte dabei zum einen die Frage, wie die einzelnen Wohnheime ausländische Studierende jeweils integrieren. Judith Babl aus Heidelberg berichtete in diesem Zusammenhang von Partnerschaften, die an ihrem Wohnheim ausländischen Studierenden den Aufenthalt in Deutschland erleichtern sollten. Im Katholischen Studentenwohnheim Thomas-Morus-Burse in Freiburg mit Heimleiter Andreas Braun, der Vorsitzenden des Bundesverbands Katholischer Studentenwohnheime e.V. ist, gäbe es mit Ausländertutoren eine ähnliche Hilfe für Studierende aus dem Ausland.
Zum anderen interessierten sich die Wohnheimleiter und -mitarbeiter dafür, wie an den verschiedenen Wohnheimen die Auswahl der Studierenden getroffen wird, die einen Platz bekommen. So stellte sich Gerald Jantschik aus Stuttgart die Frage, ob eine Ausländerquote sinnvoll ist. Im Austausch untereinander wurden verschiedene Ansichtsweisen und Vorgehensweisen der einzelnen Wohnheime vorgestellt. Andreas Braun war überrascht, dass es eine so große Vielfalt an Zugangsmöglichkeiten gäbe. Ines Portugall vom den KHG Wohnheimen in Frankfurt beschrieb den Austausch als "motivierend und bestärkend weiterzumachen und nicht aufzugeben".
Zum Ende fasste Referent Bernhard Esser die Ergebnisse der Vorträge in der Aufgabe zusammen, dass es wichtig sei, die Situation zu sehen, in der die ausländischen Studenten jeweils seien: "Was die Person auch sonst noch so mit sich herumträgt." Dass ein ausländischer Studierender die Miete für das Wohnheim in Deutschland nicht aufbringen könne, weil beispielsweise Familienangehörige erkrankt seien oder er eine verantwortungsvolle Position in der Familie habe, sei durchaus möglich. Individuelle kulturelle Hintergründe müssten beachtet werden. "Daraufhin müssten individuelle Hilfen gefunden werden. "Ein Individuum soll die Chance haben, Individuum zu sein", so Esser.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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