Caritas-Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder legt Bericht vor
Der Mangel an gemeinsamer und konfliktfrei verbrachter Zeit macht Familien heute zu schaffen. Weil Eltern zunehmend für ihre Kinder Betreuungsangebote in Kindertagesstätten und Schulen nutzen, gewinnt die Qualität der dort geleisteten Betreuung immer größere Bedeutung.
"Hier waren wir als Beratungsstelle im vergangenen Jahr ein wichtiger Kooperationspartner", greift Christiane Fließ, Leiterin der Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder unter dem Dach des Caritasverbandes Tecklenburger Land, die Zahlen des Jahresberichtes 2015 auf. Was Zeitmangel für Familien und insbesondere für Alleinerziehende in der Praxis bedeutet, erfährt das Team der Beratungsstelle in seiner täglichen Arbeit.
"Je stärker Betreuungsangebote genutzt werden, umso wichtiger wird die Qualität der dort geleisteten Arbeit", ist Christiane Fließ überzeugt. Das sehen auch die Träger der unterschiedlichsten Einrichtungen so. Denn die Mitarbeiter der Beratungsstelle sind zunehmend gefragt, wenn es um Qualifizierung von Erziehern und Betreuungspersonal geht.
Wichtigstes Thema in den Beratungen aber bleiben Trennung und Scheidung. In knapp einem Drittel aller Beratungsfälle 2015 ging es um Probleme, die mit der Trennung von Eltern einhergehen. Damit ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr nochmals erheblich angestiegen. Drehten sich 2014 rund 20 Prozent aller Beratungsfälle um dieses Thema, waren es 2015 rund 31 Prozent. "Zugenommen hat auch die Beratung von Alleinerziehenden", so die Leiterin der Beratungsstelle. "Dass Alleinerziehende die Gruppe sind, die mit den meisten Belastungen zu kämpfen hat, spiegelt auch der Familienbericht der Landesregierung wider."
Deren Lage sei oft prekär. "Sie müssen mehr arbeiten, haben weniger Zeit, fühlen sich oft alleingelassen in schwierigen Situationen, hinzu kommen Konflikte mit Ex-Partnern – Belastungen, die Alleinerziehende schultern müssen, sind riesig", so die Leiterin der Beratungsstelle. Umso wichtiger sei es für sie, ihre Kinder qualitativ gut versorgt zu wissen.
Im vergangenen Jahr hat die Zahl der Anmeldungen von Jungen bis zwölf Jahren deutlich zugenommen. "Wir haben den Eindruck, dass sich die Übergangsphase von der Grundschule in andere Schulformen für Jungen zuweilen schwieriger gestaltet", sagt Christiane Fließ. Gerade in der Vorpubertät sei ein hohes Maß an Orientierungsfähigkeit gefordert. "Hier ist spürbar, dass Jungen oftmals eine männliche Bezugsperson fehlt."
Neben Trennung und Scheidung bleiben der Einfluss digitaler Medien, die Nutzung von Smartphones oder auch Mobbing in der Beratungsstelle Dauerthemen. Fast immer gehe es darum, eine bestimmte Gruppenzugehörigkeit zu finden. Dabei bestimmt der Einfluss der Eltern den Umgang mit diesen Themen entscheidend. Christiane Fließ: "Eltern sind heute stärker verunsichert als früher. Sie wissen zuweilen nicht, welche Position sie einnehmen sollen." Letztlich gehe es in der Beratung darum, die Klienten zu stärken. Das gelte für Kinder, Jugendliche und auch Eltern gleichermaßen.
Beratung in Zahlen:
Insgesamt 862 Beratungsfälle gab es 2015, dabei handelte es sich um 533 Neuanmeldungen und 329 Fälle aus dem Vorjahr. Insgesamt waren 2015 1.593 Personen in Beratungsprozesse einbezogen. Das Gros der Beratungen nimmt bis zu fünf Termine in Anspruch. Die Zahl komplexerer Fälle aber steigt: So sind 30 Beratungstermine und mehr keine Seltenheit mehr. Insgesamt stehen mehr Jungen als Mädchen im Mittelpunkt der Beratungen. In der Gruppe der Vier- bis Zwölfjährigen betrifft nur rund ein Drittel der Beratungen Mädchen. Die meisten Klienten kamen 2015 aus Ibbenbüren (459), gefolgt von Mettingen (107) und Recke (73). Auch Klienten von außerhalb suchten die Caritas-Beratungsstelle auf.
Bildunterschrift: Das Team der Beratungsstelle hat im vergangenen Jahr 862 Beratungsfälle gezählt: (hinten, von links) Wilhelm Reiners, Volker Schrameyer, Guido Holtkamp, (Mitte, v.l.) Katja Rogge, Barbara Hugenroth, Dorothea Winter, (vorne, von links) Cathrin Vörckel, Anke Oelgeklaus und Christiane Fließ.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 27.04.16
Foto: Gudrun Niewöhner/Bistum Münster
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de