Christa und Rainer Püllen aus Münster sind wieder in die katholische Kirche eingetreten
Es waren die letzten Lebenstage ihrer Mutter, die Christa Püllen und ihren Mann Rainer zum Nachdenken gebracht haben: über das Leben, Abschiednehmen und Sterben.
Und über die Frage, wo sie einmal beerdigt werden möchten. "Die guten Erfahrungen, die wir mit meiner Mutter auf ihrem letzten Weg gemacht haben, und die Menschen, die wir dadurch kennengelernt haben, haben uns zu diesem Schritt bewogen", erklärt die 70-Jährige. Ende des vergangenen Jahres ist das Ehepaar aus Münster in die katholische Kirche eingetreten. Wieder eingetreten. Denn Mitglieder waren sie schon einmal – bis ins junge Erwachsenenalter hinein.
"Ich bin in Bayern aufgewachsen, wurde dort getauft und habe als Schülerin jeden Morgen vor der Schule die Messe besucht", erzählt Christa Püllen. Nach dem Umzug der Familie nach Greven engagierte sie sich in einer katholischen Jugendgruppe; die Gruppenleiterin war ihr Vorbild. "Als sie sich entschied, ins Kloster einzutreten, wollte ich das natürlich auch", erinnert sich Püllen lachend. "Meine Eltern waren geschieden, ich habe aus der Gemeinschaft und dem Glauben Kraft geschöpft, das hat mich stark gemacht." Stark für die Zeit danach, einige Jahre später, als sie ihre Tochter alleine großziehen musste. "Aus finanziellen Gründen bin ich mit Anfang 20 aus der Kirche ausgetreten, an meinem festen Glauben hat das nichts geändert", sagt sie.
Auch ihr Mann trennt seinen Glauben klar von der formalen Zugehörigkeit zur Kirche. Ebenfalls in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen, machte er als junger Schüler eine Erfahrung, die ihn nachhaltig prägte: "In der Volksschule mussten wir regelmäßig beichten und einmal sagte der Priester zu mir: ‚Wenn Du mir so etwas nochmal beichtest, muss ich Kontakt mit deinen Eltern aufnehmen.‘" Püllen erinnert sich, dass es sich weder um "ein schlimmes Vergehen" noch um etwas "für einen jungen Burschen ungewöhnliches" gehandelt habe, trotzdem habe er Panik bekommen: "Ab da hieß es für mich: Kirche? Nicht mehr anfassen, nicht mehr reingehen, die wollen Schlimmes." Gerade volljährig, trat er offiziell aus der Kirche aus. Er bereut den Schritt nicht: "Für mich war das damals die richtige Entscheidung."
Doch die letzten Tage und Wochen seiner Schwiegermutter gingen auch an ihm nicht spurlos vorbei. Fast täglich begleitete er seine Frau ins Pflegeheim. Gemeinsam beteten sie mit der sterbenden Dame, lasen ihr aus dem Gesang- und Gebetbuch "Gotteslob" vor und spürten, wie diese Worte sie beruhigten. "An dem Tag, als sie gestorben ist, hat der Priester ihr die Krankensalbung gespendet, die Heimleitung, die Schwester und wir waren dabei und haben gemeinsam gesungen", blickt der 72-Jährige zurück. "Sie ist friedlich, mit einem Lächeln im Gesicht eingeschlafen." Beeindruckt habe sie auch die Beerdigungsfeier, bei der der Pfarrer eindrucksvoll auf das Leben der Verstorbenen eingegangen sei. "Spätestens da haben wir gemerkt, es gibt nicht nur schwarz oder weiß in der Kirche, man muss auch vergessen können", sagt Püllen.
Im Internet recherchierten sie zum Thema Wiedereintritt und landeten bei Pfarrer Dr. Ludger Winner von der Pfarrei St. Lamberti in Münster. "Er hat uns zu Hause besucht und wir haben ein sehr persönliches Gespräch geführt", erinnert sich Christa Püllen. Auch der formale Akt des Wiedereintritts im Pfarrbüro St. Lamberti sei in ein gutes Gespräch eingebettet gewesen.
An ihrem Glauben hat sich für das münsterische Ehepaar nichts geändert. Wie auch schon in den Jahren, in denen beide nicht offiziell Mitglied der katholischen Kirche waren, gehört das Gebet zu ihrem Alltag dazu. "Wir lassen dabei auch viel Dank an Gott einfließen. Dass wir unser Leben mit unseren Kindern und Enkeln so genießen können, ist nicht selbstverständlich", wissen sie. Regelmäßig gehen sie in Kirchen – "nicht immer für einen Gottesdienst, sondern oft für einen Besuch aus architektonischer und künstlerischer Perspektive", berichtet Püllen von einem seiner Hobbys.
Der Wiedereintritt in die katholische Kirche ist für das Ehepaar ein Stück "Ankommen". "Wir hoffen, dass es noch viele Jahre dauert, aber irgendwann endet auch für uns das Leben auf der Erde", sagt Rainer Püllen. Für ihn, der sich selbst als "absoluten Stadtmenschen" bezeichnet, ist es eine beruhigende Gewissheit, dass er als Katholik mit seiner Frau auf dem Zentralfriedhof mitten in Münsters Innenstadt beerdigt werden kann. "Das ist mein Herzenswunsch", sagt er: "Wenn es so weit ist, können wir beruhigt den letzten Weg gehen."
Bildunterschrift: Rainer und Christa Püllen aus Münster sind Ende des vergangenen Jahres wieder in die katholische Kirche eingetreten.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 21.07.17
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Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann