Christus-Ikone im Kapuzinerkloster eingeweiht
In einer feierlichen Vesper hat Bruder Markus Thüer am Abend des 20. September eine neue Christus-Ikone für das Kapuzinerkloster in Münster eingeweiht.
Der Hausobere des Klosters leitete den Gottesdienst und segnete das Wandbild, das Jesus Christus als Weltenherrscher zeigt, mit Weihwasser und Weihrauch. Im Anschluss eröffnete er im Kreuzgang des Klosters in der Kapuzinerstraße 27 eine Ikonenausstellung, die bis Sonntag, 22. November, zu besichtigen ist.
"In dieser Ikone tritt uns Christus im Bild eines Fürsten, eines Herrschers, entgegen", sagte Bruder Markus in seiner kurzen Ansprache. "Wir fühlen die Größe Gottes, aber auch seine Milde." In dieser Darstellung blickt Christus mit ernstem Blick den Betrachtenden an. Ein goldener Heiligenschein umrahmt seinen Kopf, die rechte Hand ist zum Segen erhoben, in der Linken hält er ein reich verziertes Evangeliar. "Jesus möchte mich in diesem Bild ansprechen", führte Bruder Markus aus und bat Gott darum, "dass die Ikone uns in Beziehung bringt mit dem, der auf ihr abgebildet ist, Jesus Christus, damit wir ihn erkennen mit seinem Segen, seiner Macht, seiner Gottgleichheit."
Die neue Ikone stammt, wie alle 33 Ikonen in der Ausstellung, aus der Hand des Ikonenmalers und Kapuzinerbruders Franz Beer. Bruder Franz malt seit zwölf Jahren, wobei er betont, dass Malen nicht das richtige Verb sei. "Ikonen werden geschrieben", erklärte der 63-Jährige beim anschließenden Empfang den staunenden Besuchern. "Es ist eine meditative Arbeit, die Ruhe und Konzentration erfordert." So wie Bruder Franz beim Schreiben in einen inneren Dialog mit dem Abbild trete, so solle es ihm der Betrachter im besten Fall gleichtun und die Zeit und alles um sich herum vergessen. "Ikonen soll man nicht wie ein Bild betrachten, sondern vielmehr mit dem Heiligen darauf in Kontakt treten."
Mit einem Meter Höhe ist die neue Christus-Ikone im Vergleich zu anderen Ikonen sehr groß geraten, ein richtiger Hingucker in der Seitenkapelle der Klosterkirche. "Ikonen sind normalerweise beschriftet", erklärte Bruder Franz weiter. Das mache sie erst zur Ikone. "Die neue hat allerdings keine. Aber sie ist schon eine richtige Ikone, auch wenn sie unbeschriftet ist", versicherte er den lachenden Gästen. Er erklärte das Fehlen mit dem Alter des Vorbildes und der Tatsache, dass es so aussähe, als ob es an den Seiten beschnitten worden sei. "Das Original stammt aus dem 6. Jahrhundert und befindet sich im Katharinenkloster auf dem Sinai", erklärte er, "es ist eine der ältesten Darstellungen von Christus als Weltenherrscher."
Knapp drei Monate hat Bruder Franz an der Christus-Ikone gearbeitet. Grundsätzlich schreibt er mit Eitempera, mischt Farbpigmente mit Eigelb und Wasser, wie die russischen Ikonenmaler es seit Jahrhunderten tun. Das Werk braucht dann ein Jahr Zeit, um zu trocknen, wird dann geölt und ist schließlich fertig. "Dann kann man sie auch berühren." Die neue Ikone sei allerdings unter Zeitdruck entstanden, da sie zum 400jährigen Jubiläum der Kapuziner in Münster fertig werden sollte. "Ich hoffe, dass die Ikone darunter nicht leidet und die Farben sich nicht verändern", äußerte Bruder Franz.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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