Cityadvent rückt Zerbrechlichkeit des Menschen in den Fokus

Sie sind fragil, wirken in ihrer Holzstruktur zerbrechlich: Teils lebensgroße Skulpturen aus Holz, Bronze und Marmor ziehen beim diesjährigen Cityadvent die Blicke auf sich. Das Team um Rupert König, Leiter des Kirchenfoyers und künstlerischer Kurator des Cityadvents, und Markus Kortewille, ehrenamtlicher Projektkoordinator, stellt in diesem Jahr die bildhauerische Arbeit von Aron Demetz ins Zentrum der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten vorweihnachtlichen Kunstinstallation in der Überwasserkirche. Der Künstler aus St. Ulrich in Südtirol geht in seinen fast 70 Arbeiten, die in Münster zu sehen sind, der Frage nach: „Mensch, wo bist du?“ 

„In der aktuellen Weltlage, mit seinen Krisen und Kriegen, aber auch mit Blick auf die Klimaveränderungen, schien es uns wichtig, die Menschen zum Nachdenken anzuregen“, erklärt König den Hintergrund der diesjährigen Aktion. Absichtlich haben er und sein Team, das aus 16 Ehrenamtlichen in der Konzeption und weiteren 40 Ehrenamtlichen in der Durchführung besteht, den Cityadvent so konzipiert, dass sich künstlerische und religiöse Frage ergänzen. „Von den Figuren geht eine Magie aus“, sagt König, „sie zeigen mit geradezu biblischer Wucht Größe als auch offene Stellen des Menschseins.“ Staunen, fragen, nach der eigenen Erzählung vom Leben suchen – dazu sind die Besucherinnen und Besucher bis Sonntag, 22. Dezember, eingeladen. 

„Der Mensch hat mich schon immer fasziniert“, sagt Demetz, der für den Aufbau selbst nach Münster gekommen ist. Experimentelle Kunst habe ihn schnell gelangweilt, das Erstellen von Figuren jedoch zwinge den Künstler, das Element des Körpers mit einzubauen, das grundsätzlich jedem Menschen vertraut sei. „Es kann Türen öffnen, aber manchmal auch verstören“, weiß Demetz um die Wirkung seiner Skulpturen, die er aus verschiedenen Materialien gestaltet. Auch verkohlte und ausgehöhlte Figuren sind dabei, ebenso welche, die mit Harz, das aus Wunden von Bäumen austreten kann, gestaltet sind. Erstmals haben die Organisatoren den Cityadvent ausgeweitet, so dass Skulpturen von Aron Demetz auch in der St.-Lambertikirche, im Kirchenfoyer, im St.-Paulus-Dom, in der Apostelkirche und am Zentralfriedhof zu sehen sind.

Die Wirkung der Skulpturen im leeren Kirchenraum, die die Zerbrechlichkeit des Menschen zeigen sollen, wird von einer Projektion im Altarraum der Überwasserkirche unterstützt: Ein menschliches Herz ist zu sehen, jeder Herzschlag deutlich zu hören. Doch er wird langsamer und langsamer, bleibt schließlich stehen – um dann wieder zu schlagen. „Hier soll auch die Hoffnung auf das weihnachtliche Geschehen zum Ausdruck kommen und die Erwartung, die wir haben dürfen, dass Gott zu uns kommen wird“, fasst es König zusammen. 

Erstmals werden Führungen durch die Kunstinstallation angeboten, sowohl öffentliche als auch private, die im Internet auf www.cityadvent.de angefragt werden können. 

Der Cityadvent 2024 wird am Mittwoch, 27. November, um 19 Uhr mit einem Gottesdienst eröffnet und ist montags bis freitags von 11 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 21 Uhr und sonntags von 13 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. 

Ann-Christin Ladermann
 

Einige Mitglieder des Vorbereitungsteams des Cityadvents, darunter Markus Kortewille (links), Rupert König (3. von links) und der Künstler Aron Demetz (6. von links).

© Bistum Münster