"Woche für das Leben". TrO sind für Schüler ein Ort der Sinnsuche

, Bistum Münster

Pläne schmieden, Träume haben, Ziele setzen, aber auch Ängste formulieren und Sorgen ausdrücken: Marie Schnieders und Alexander Schneider haben schon viele Schülerinnen und Schüler bei dieser Aufgabe begleitet. „Zukunft ist das Thema, das sich die Schulkassen am häufigsten für ihre TrO-Tage aussuchen“, wissen die beiden Studierenden. TrO – das steht für „Tage religiöser Orientierung“ und ist ein Angebot von schulpastoraler Arbeit im Bistum Münster. Schülerinnen und Schüler ab der 9. Klasse fahren für drei Tage in eine Jugendbildungsstätte des Bistums und bekommen dort die Möglichkeit, sich mit Fragen der eigenen Lebensorientierung und Sinnsuche auseinanderzusetzen. 

Diese Sinnsuche junger Menschen greift auch die „Woche für das Leben“ auf. Vom 22. bis 29. April zeigt die gemeinsame Initiative der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland auf, wie sie die junge Generation, die besonders durch Krisen wie die Pandemie, den Klimawandel und den Ukraine-Krieg geprägt ist, bei ihren Fragen und Ängsten begleitet. Das Motto der 28. ökumenischen „Woche für das Leben“ lautet „Generation Z(ukunft). Sinnsuche zwischen Angst und Perspektive“.

Marie Schnieders

Teamerin für "Tage religiöser Orientierung"

Aus Sicht von Marie Schnieders sind die „Tage religiöser Orientierung“ ein „Ort der Sicherheit in unsicheren Zeiten“ – für die Klasse, aber auch für sie selbst als Teamerin. „Drei Tage, in denen man weit weg von Familie, Uni und Alltagsstress ist und wenig Zeit fürs Handy hat – das kann schon sehr befreiend sein“, sagt die 21-jährige Lehramtsstudentin, die seit zweieinhalb Jahren Schulen bei TrO begleitet. Stattdessen gibt es viel Zeit für Themen, die junge Menschen bewegen. 

Alexander Schneider, Student der Sozialen Arbeit, wendet bei seinen Gruppen eine Methode besonders gerne an: Beim „Werte versteigern“ erhalten die Teilnehmenden Spielgeld und ersteigern nacheinander Werte wie in einer echten Versteigerung. „Die Schülerinnen und Schüler müssen sich überlegen, was ihnen wie wichtig ist“, verdeutlicht der 22-Jährige, der dabei schon einige Überraschungen erlebt hat. „Wenn sie sich bewusst damit auseinandersetzen, sind das manchmal ganz andere Dinge als erwartet“, freut er sich, dass die Tage bei den Schülerinnen und Schülern einen Prozess der Selbstreflexion in Gang setzen. 

„Welche Stationen gab es bereits auf dem eigenen Lebensweg und wie stelle ich mir meine Zukunft vor?“ Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Tage religiöser Orientierung.

© Jugendbildungsstätte St. Michaelturm

Zukunftsbriefe an sich selbst schreiben, Lebenswege aufzeichnen, sich in Kleingruppen austauschen – bei den Methoden der TrO-Teamerinnen und -Teamer steht oft die Zukunft im Mittelpunkt. „Da ist natürlich auch Platz für Ängste“, betont Marie Schnieders. Nicht immer werde dieser Platz genutzt, „aber wenn, dann ist das ein ganz besonderer Moment, weil es nicht selbstverständlich ist, dass sich junge Menschen so sicher und wohlfühlen in einer Gruppe, dass sie über ihre Ängste sprechen.“ Zukunftsängste zu haben, ist „total in Ordnung und normal“, findet die 21-Jährige, aber ihr ist es genauso wichtig, in den Jugendlichen Vorfreude und Lust auf die Zukunft zu wecken. „Freier und unabhängiger sein, sich den eigenen Interessen entsprechend entwickeln und Erfahrungen machen, das ist auch was Tolles“, sind sich Marie Schnieders und Alexander Schneider einig. 

Beide gehören selbst zur Generation Z, haben 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie ihr Abitur gemacht und sind durch die Lockdowns unter außergewöhnlichen Bedingungen in einen neuen Lebensabschnitt gestartet. Auf Covid folgte der Ukraine-Krieg. „Für unsere Generation ist ein Krieg zum ersten Mal so nah, wir setzen uns ganz neu mit dem Thema auseinander“, berichtet Marie Schnieders. Auch Alexander Schneider hat beobachtet, dass es durchaus vorkommt, dass Jugendliche angesichts der Krisen im eigenen Leben und in der Welt überfordert sind. „Meine Freunde und ich tauschen uns deshalb immer mal wieder über die Nachrichten aus, darüber reden ist zumindest nicht verkehrt.“ Marie Schnieders ist gerade von einem zweimonatigen Praktikum im afrikanischen Gambia zurückgekehrt – eine Zeit, die ihr ein Stück weit die Zukunftsangst genommen hat: „Selbst wenn wir nicht wissen, wie unsere Zukunft verlaufen wird, wir haben aber eine Zukunft und damit sind wir privilegiert.“ 

Alexander Schneider

Teamer für "Tage religiöser Orientierung"

Hintergrund „Tage religiöser Orientierung“

Tage religiöser Orientierung (TrO) sind ein Angebot für Schülerinnen und Schüler aller Schulformen ab der Jahrgangsstufe 9. Sie finden während der Schulzeit statt und stehen allen Schülern offen, unabhängig von deren Religions- und Konfessionszugehörigkeit. Mehr als 10.000 Schülerinnen und Schüler im Bistum Münster nehmen das Angebot jährlich wahr und werden dabei von rund 250 Referentinnen und Referenten unterstützt. TrO fördern eine Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit und basieren auf dem Verständnis, dass jeder Mensch eine von Gott gegebene Würde hat, unabhängig von Leistung und Herkunft. Ziel ist es, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Anerkennung und Wertschätzung spürbar werden. 

Ann-Christin Ladermann