Den Xantener Dom und das Stiftsmuseum mit eigenem Handy erkunden

, Kreisdekanat Wesel

Die zwar leuchtend hellen, aber nicht aufdringlich grellen Bilder vom Xantener Dom werden wohl jedem Besucher auffallen, der das Gotteshaus durch das Südportal betritt. An einer der altehrwürdigen Säulen, direkt neben den Seilen, mit denen die Glocken geläutet werden können, ist eine große, moderne Anzeigetafel installiert worden. Und während sonst in der Kirche gilt, dass das Handy bitte ausgeschaltet werden sollte, werden die Besucher auf der Tafel sogar dazu ermuntert, ihr Smartphone zu zücken.

Pastoralreferent Matthias Heinrich, Dr. Susanne Göbel-Langen vom Kirchenvorstand, Johannes Schubert, Leiter der Dombauhütte und Dr. Thomas Fusenig (v.l.) präsentieren die Medienstele im Eingangsbereich des Doms.

© Bistum Münster

Weitere dieser Info-Stelen finden sich in der Krypta und bald, wenn das Wetter besser wird, auch im Kreuzgang. Sie sind Teil eines interaktiven Rundgangs durch den Dom und das benachbarte Stiftsmuseum, der nach vielen Monaten der Vorbereitung nun allen zur Verfügung steht, die den Dom erkunden möchten. Propst Stefan Notz freut sich über die technische Neuerung: „Das ist eine moderne Art, den Dom zu erschließen. Die Zeiten, in denen die Menschen mit dicken Reiseführern unterwegs waren, sind vorbei. Wir bieten ihnen ab sofort an, sich über das Medium zu informieren, das inzwischen eigentlich jeder dabei hat: das Handy.“ Unter Leitung von Johannes Schubert, Leiter der Dombauhütte, wurde der Dom mit frei zugänglichem WLAN ausgestattet, so dass der Rundgang kostenlos heruntergeladen werden kann.

23 Stationen hat die Projektgruppe, zu der auch Mitglieder des Seelsorgeteams gehören, ausgewählt. Sie sind einzeln nummeriert, mit dem Handy können die Nummern ausgewählt und am passenden Ort abgerufen werden. Die Texte, die auch für Menschen verständlich sind, die kein Hintergrundwissen zum Dom oder zur christlichen Tradition haben, stehen in vier Sprachen zur Verfügung. „Die Sorge, dass die Gäste die Lautsprecher der Mobiltelefone hochstellen und so die ruhige Atmosphäre im Dom stören, ist unbegründet“, hat Propst Notz bereits beobachtet. Zumal es möglich ist, am Infoschalter Kopfhörer zu leihen oder gegen einen geringen Preis zu kaufen. „Selbstverständlich können auch direkt eigene Kopfhörer verwendet werden“, sagt der Propst lachend. Rund eine Stunde dauere der Rundgang, wenn alle Texte angehört werden. Auf den drei Stelen am Eingang, im Kreuzgang und in der Krypta können die Bilder, die auf dem Handy einigen Besuchern vielleicht zu klein sind, in groß betrachtet werden. Das geht intuitiv und interaktiv direkt per Fingerdruck auf den Bildschirm.

Dafür, dass die Inhalte stimmen, steht Dr. Thomas Fusenig, der als Mitarbeiter des Stiftsmuseums das Projekt gesteuert und wissenschaftlich betreut hat. „Wir haben mit dem Dom und dem Museum einen großen Schatz, den wir den Besuchern näher bringen möchten. Dennoch war uns bei der Planung wichtig, dass der Dom ein lebendiger Raum der Liturgie bleibt“, betont er. Und er ist sich sicher, dass nicht nur viele Besucher, die das erste Mal in Xanten sind, viel Neues lernen, sondern auch eingesessene Xantener etwas bei dem Rundgang lernen. Bis Ende des Jahres soll, verrät er bereits jetzt, auch noch eine Führung speziell für Kinder fertig sein.

Wer durch die neue Führung per Handy auf den Geschmack gekommen ist, kann selbstverständlich auch weiterhin an einer der beliebten Gästeführungen teilnehmen oder sich mit weitergehenden Fragen an den Infoschalter wenden: „Das neue Angebot steht nicht in Konkurrenz zu den anderen Möglichkeiten, sondern soll sie ergänzen“, betont der Propst. Es ist übrigens auch ein Zugeständnis an die Pandemie und soll die Besucherströme entzerren, indem es über die einzelnen Stationen feste Wege vorschlägt. Das hat wesentlich bei der Finanzierung geholfen. Bis auf einen kleinen Anteil der Pfarrei ist fast die gesamte Installation mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert worden. 

Christian Breuer