Die Internationalität des Glaubens erleben
Jedes Jahr macht sich eine Gruppe mit 16 Teilnehmern der Pfarrei St. Franziskus auf den Weg ins italienische Assisi. Ihr Ziel: die kleine Kirche San Stefano. In dem in der Altstadt zentral gelegenen Gotteshaus übernehmen die Marler eine Woche lang die Kirchenwache.
"Das ist eine tolle Sache, die sicherlich auch für andere Pfarreien interessant ist", wirbt Pfarrer Ulrich Müller für das Engagement.
Seit 1995 pilgert er jedes Jahr mit Gemeindemitgliedern nach Assisi. Dabei entdeckten sie die Kirche, die früher während der Sommermonate von Franziskanerinnen aus den Niederlanden und aus Deutschland als Anlaufpunkt für Pilger betreut wurde. "Seit 2010 übernimmt das katholische Forum Dortmund acht Wochen diese Kirchenwache. Doch die Zeit ist zu lang, und sie waren auf der Suche nach weiteren Gruppen", informiert Müller. So reifte in den Marlern der Entschluss, ebenfalls für eine Woche die Kirchenwache zu übernehmen. Und das machen sie nun seit 2012. "Fünf Minuten von der Kirche entfernt gibt es das Selbstversorgerhaus Santa Chiara, das von einer Familie vermietet wird und in dem Platz für bis zu 15 Gästen ist. Es ist ein schlichtes Haus und passt gut, wenn man im Geist des heiligen Franziskus unterwegs", erklärt Müller.
Doch was verbirgt sich hinter der "Kirchenwache"? "Die Gruppe bereitet jeden Tag das Morgen- und Abendgebet vor. Zudem gehört zur Kirche ein Garten, der immer geöffnet ist. Es gibt Wasser zum Trinken, um sich für einen Zeit lang auszuruhen. Zudem stehen an einem schattigen Plätzchen Stühle bereit", berichtet Müller. Häufig ergäben sich interessante Gespräche mit den Pilgern oder den Wallfahrtsgruppen, die den Garten und die Kirche aufsuchen. Den Kirchenwächtern gefalle es vor allem zu spüren, dass Glaube weltweit gelebt werde. Es kämen aber auch Menschen, die wenig über den heiligen Franziskus wüssten und Assisi als touristisches Ziel besuchen. "Wir sind vor Ort missionarische Kirche und sprechen über unseren Glauben", betont Müller.
Begleitet werden die Kirchenwächter von Benjamino Manca. "Er ist Diakon und hat 20 Jahre in Deutschland gelebt. Als Rentner kümmert er sich nun um San Stefano. Dabei hat er entdeckt, welche Chancen die Kirchenwache hat. Aber er hat auch gesehen, dass es in unserer Gruppe begabte Handwerker gibt und hat sie direkt eingebunden", sagt Müller und lacht.
Jeweils zwei Teilnehmer der Pilgerreise übernehmen morgens und abends für je drei Stunden Dienst im Garten an der Kirche. Die anderen lernen Assisi und den heiligen Franziskus näher kennen. Parallel ist auch immer eine Gruppe Jugendlicher aus Marl in dem Wallfahrtsort, die auf dem Campingplatz untergebracht sind. "Es gibt viele Begegnungen zwischen den jungen und den älteren Menschen."
"Es wäre schön, wenn wir mehr Gruppen aus dem Bistum Münster für die Kirchenwache in Assisi interessieren könnten, um im Sommer das offene Angebot aufrecht zu erhalten", wünscht sich Müller. Nicht nur für die Kirche wäre dies ein großer Gewinn, sondern auch für die Gruppen, die gemeinsam in Assisi Sommerexerzitien verbringen könnten. "Vor Ort das Leben des heiligen Franziskus kennenzulernen hat eine andere Wirkung, als sich zu Hause mit ihm zu beschäftigen", wirbt er für den Dienst. Die Gruppe aus Marl macht sich in diesem Jahr vom 12. bis zum 19. August wieder auf den Weg nach Assisi, um in San Stefano die Türen für interessierte Pilger offen zu halten.
Informationen zur Kirchenwache erteilt die Pfarrei St. Franziskus in Marl, Tel. 02365/22390.
Bildunterzeile: Pfarrer Ulrich Müller (links) begleitet jedes Jahr eine Gruppe aus der Pfarrei St. Franziskus, um an San Stefano Kirchenwache zu halten. Ansprechpartner vor Ort ist Diakon Beniamino Manca (Mitte).
Text: Bischöfliche Pressestelle / 26.01.17Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de