Die Pforte geht, die Botschaft bleibt
Ein Jahr lang war die Barmherzigkeit in Münster ein etwa vier Meter hohes hölzernes Tor: So sieht die "Pforte der Barmherzigkeit" aus, die seit Dezember 2015 am barrierefreien Eingang des St.-Paulus-Doms steht.
Sie verweist symbolisch auf das von Papst Franziskus ausgerufene "Jahr der Barmherzigkeit". Dieses heilige Jahr endet am Sonntag, 20. November. Damit läuft auch die Zeit der Pforte ab. Warum Barmherzigkeit dennoch ein zentrales Thema für Kirche und Gesellschaft bleiben sollte, erklärt Dompropst Kurt Schulte.
Er erinnert sich gut an die Überlegungen, die dem Bau der Pforte vorausgingen. Der Vatikan hatte eingeladen, Pforten als Symbole des heiligen Jahres zu errichten. Im Bistum Münster schuf man vier: an der Marienbasilika Kevelaer, in der Gastkirche Recklinghausen, im Forum St. Peter Oldenburg und eben am Dom. Das sei eine Herausforderung gewesen, schließlich habe es eine Pforte am Dom noch nie gegeben, erzählt Schulte. Beim Bau habe man alle zuständigen Fachleute eingebunden, um den Baunormen zu entsprechen und zugleich etwas ästhetisch Ansprechendes zu schaffen.
Das Entscheidende aber war die Aussagekraft des Symbols: "Wir wollten seine Botschaft nach außen tragen, nicht im Dom belassen", betont Schulte, "damit Menschen auf diese Botschaft aufmerksam werden, damit sie spüren, dass Barmherzigkeit ein Angebot ist." Deshalb sei man mit der Pforte so weit wie möglich auf den Domplatz gerückt.
Die Reaktionen seien vielfältig gewesen. "Viele sind verwundert stehen geblieben", erinnert sich Schulte, "wir haben auch wenig Erklärungen angebracht, weil wir Menschen ermutigen wollten, zu entdecken." So seien viele um die Pforte herumgegangen, hätten sie nach und nach für sich entdeckt. Andere hätten den Kopf geschüttelt, wieder andere seien einfach vorübergegangen. "Manche haben auch den Spiegel, der dort hing, genutzt, um sich die Haare zu richten", sagt Schulte lächelnd. Tatsächlich habe der Spiegel einen anderen Zweck gehabt: "Man konnte sich selbst darin entdecken, und darunter stand das Wort ,erwartet‘". Schulte glaubt, "dass manche tatsächlich gespürt haben: Er, Gott, wartet, du bist erwartet.
Überhaupt sei die Botschaft "das Großartige dieses ,Jahres der Barmherzigkeit‘ gewesen: dass Papst Franziskus uns auf dieses wesentliche, entscheidende Angebot Gottes hinweist, dass Gott barmherzig ist, dass er vergibt, dass er dem Menschen nachgeht." Das habe zwar am Dom "keine Massenbewegung" ausgelöst. Doch habe er gespürt, "dass viele diese Pforte in Verbindung mit dem Gottesdienstbesuch und dem Bußsakrament wahrgenommen haben. So denke ich, dass sie eher bei einzelnen kleinen Gruppen durchaus etwas hervorgerufen, etwas bestärkt hat." So hätten immer wieder Pilgergruppen den Dombesuch gezielt mit dem Durchschreiten der Pforte verbunden.
Die Möglichkeit dazu wird es nicht mehr lange geben: "Wir werden die Pforte zurückbauen", kündigt der Dompropst an. Das Holz werde eingelagert – vorübergehend, denn man wolle demnächst damit etwas gestalten, um an das "Jahr der Barmherzigkeit" zu erinnern. "Das Angebot der Barmherzigkeit bleibt ja bestehen – das wollen wir versuchen, über die Verwendung des Materials zu zeigen", sagt Schulte.
In diesem Sinne hofft er, dass etwas vom "Jahr der Barmherzigkeit" bleibt:. "Ich wünsche mir, dass wir bei allem Sprechen von und über Gott uns erinnern lassen: Er ist erst mal der Barmherzige, der den Menschen entgegengeht und nachgeht." Es lohne sich, auch für das Miteinander in Kirche und Gesellschaft "erst einmal einen barmherzigen Blick füreinander zu haben, der sagt: ;Ich meine es gut mit dir‘ und ;Wir können gemeinsam in die Zukunft gehen‘." So könne, meint Schulte, dauerhaft ein Impuls von diesem besonderen Jahr ausgehen: für Veränderungen in der Kirche, für das Klima in den Gemeinden und in der Gesellschaft.
Bildunterschrift: Nicht mehr lange wird die "Pforte der Barmherzigkeit" nach Aussage von Dompropst Kurt Schulte am Domplatz stehen, doch ihre Botschaft soll bleiben.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 18.11.16
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Foto: Anke Lucht / Bischöfliche Pressestelle