Diözesankomitee befasst sich mit Veränderungsprozessen

, Bistum Münster

„Das Papier zum Thema Kulturwandel ist eine Ermutigung.“ Das hat Notburga Heveling, Vorsitzende des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster, jetzt auf der jüngsten Vollversammlung des Gremiums betont. „Wir wollen an diesem Kulturwandel in unserem Bistum mitwirken, wozu uns der Bischof ausdrücklich einlädt. Er sieht dies auch als eine echte Chance für die vielen und starken Verbände in unserem Bistum“, sagte sie. Hintergrund der Äußerungen ist ein im Frühjahr verabschiedetes Grundlagenpapier, in dem unter dem Stichwort „Kulturwandel“ betont wird, dass die katholische Kirche im Bistum Münster künftig stärker eine Kirche sein soll, die Beziehung stiftet.

„Kulturwandel“ ist ein vielschichtiger Begriff, verdeutlichte Andreas Fritsch von der Stabsstelle Pastoralentwicklung im Bischöflichen Generalvikariat vor den Delegierten. Es gehe binnenkirchlich um den Umgang miteinander: Bistumsleitung, Generalvikariat und Pfarreien sowie Haupt- und Ehrenamtliche auf den verschiedenen Ebenen sollten zu einer neuen Form des Miteinanders finden. Zugleich habe das Thema auch eine „Außenseite“, nämlich eine stärkere Ausrichtung auf Fernstehende und Suchende. Die spirituelle Dimension zeigt nach Darstellung von Fritsch, dass Gott selbst seine Kirche erneuern wolle. „Ziel ist es, eine Kultur der Beziehung im Geiste Jesu zu fördern“, sagte er.  

Zwei Punkte nahm das Diözesankomitee besonders in den Blick: Die durch das Papier eröffnete Möglichkeit, neue Leitungsmodelle in den Pfarreien zu entwickeln, sowie die Aufforderung, über Schwerpunkte für die Seelsorge nachzudenken.

Mit Blick auf neue Leitungsmodelle machte Fritsch klar, dass die Basis das Vertrauen sei, dass die Menschen vor Ort am besten wüssten, ob und wenn ja, welche neuen Leitungsmodelle es brauche, um nah bei den Menschen zu sein. „Alle Getauften sind zum Dienst in der Kirche berufen und befähigt“, brachte Fritsch seine Überzeugung auf den Punkt Bewusst wolle man nicht „von oben“ ein Leitungsmodell vorgeben; es solle sich vielmehr nach den Kriterien vor Ort entwickeln. Seelsorgeteams und gewählte Gremien müssten aber von Anfang beteiligt sein und dem vereinbarten Modell zustimmen.

„Die Laienvertreter sehen in neuen Leitungsmodellen vor allem Chancen“, sagte Ise Kamp, Geschäftsführerin des Diözesankomitees. „Wir erkennen darin eine Würdigung und Wertschätzung des Ehrenamtes.“ Auch seien die Delegierten der Überzeugung, dass von den Verbänden in Sachen „gemeinschaftlicher Leitung“ gelernt werden könne; zugleich müssten die Verbände aber auch ihr Profil stärker herausarbeiten. Dies könne im Zug einer Selbstvergewisserung geschehen: Wie sehen wir uns? Was ist unser Auftrag?

Leitung im Team und die Verteilung von Verantwortung auf mehrere Schultern werde in Verbänden groß geschrieben, sagte Kamp. „Traut den Leuten etwas zu“, lautete daher der Appell der Delegierten in Richtung Bistumsleitung. So könnten Gemeinden lebendig gestaltet werden.

Mit Blick auf neue Leitungsformen gab es auch kritische Anfragen des Diözesankomitees.  So äußerte das Gremium den Wunsch, zu überlegen, ob nicht neue Formen eines Hauptamtes entwickelt werden könnten. Wenn Ehrenamtliche Leitungsaufgaben übernähmen, stellten sich die Fragen nach der Legitimation und nach der von Berufungsverfahren – diese müssten eindeutig geklärt sein. Zugleich müsse berücksichtigt werden, dass es enttäuschende Erfahrungen aus der Vergangenheit gebe: Haupt- und Ehrenamtliche täten sich daher schwer damit, sich mit „ihrer Kirche“ zu identifizieren. Auch dürfte es bei Themen, die in der Kirche kontrovers diskutiert würden, wie etwa die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern, keine Denkverbote geben. Zudem wurde die Sorge geäußert, dass das Thema des Kulturwandels schnell zu einem neuen Strukturprozess werden könne.

Dass das Bistum Münster eindeutige Schwerpunkte in der Seelsorge setzen möchte, begrüßte das Diözesankomitee. Ein Grund seien die mittelfristig sinkenden Einnahmen aus der Kirchensteuer. „Derzeit sprudeln sie und darin sehen viele Delegierte ein Vermittlungsproblem“, sagte Kamp. Vor diesem Hintergrund und mit dieser Begründung Schwerpunkte für die Seelsorge zu benennen sei schwierig. Manche hätten das Gefühl, dass der kommende „Sparzwang“ von der Bistumsleitung nach unten abgewälzt werde. Begrüßt wurde, dass im Kulturwandel-Papier als ein Schwerpunkt das Zugehen auf junge Menschen genannt werde.  Zudem müssten „Orte der Evangelisierung neu entdeckt und dann intensiviert werden“.