Diözesanrat tagte in Münster 2015

Das Bistum Münster wird die von Ehrenamtlichen geleistete Flüchtlingsarbeit weiter unterstützen und die professionelle Hilfe zur Integration von Zuwanderern ausbauen.

"Ich danke allen Flüchtlingshelfern für ihre Arbeit. Entgegen anderer Einschätzungen sehe ich keine Anzeichen, dass die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung nachlässt", sagte Bischof Felix Genn bei der Sitzung des Diözesanrats am 13. November. Das oberste synodale Mitwirkungsgremium des Bistums Münster tagte in der Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster.

Die Tagung stand ganz im Zeichen der Flüchtlingsarbeit. In dieser sind nach Einschätzung des Direktors des Diözesancaritasverbands, Heinz-Josef Kessmann, im Bistum mehr als 100 kirchliche Initiativen mit mehr als 6.000 Helferinnen und Helfern aktiv. "Bei unseren Integrationsbemühungen sind wir auf die Mitarbeit der Ehrenamtlichen angewiesen", betonte Kessmann, "Integration geht nicht allein über professionelle Dienste. Es geht um die alltäglichen Dinge, die soziale Integration und die Kontakte im sozialen Raum." Kessmann kündigte an, dass Kirche und Caritas ihre Hilfen ausbauen werden.

Der Caritas-Chef kritisierte politische Auseinandersetzungen, die das Ziel hätten, das Land abzuschotten und Ängste zu schüren. Kritisch äußerte er sich auch zu den beschleunigten Abschiebeverfahren von Asylsuchenden in die so genannten sicheren Herkunftsländer. Die rechtsstaatlichen Prinzipien, die unser Land prägten, dürften nicht aufgegeben werden.

Das Bistum Münster und die Caritas haben vor einiger Zeit zehn neue Stellen in den Regionen eingerichtet, um das ehrenamtliche Engagement zu unterstützen und um möglichst flächendeckend tätig zu werden. Über die Engagementfelder berichtete Marion Hafenrichter, zuständig für das Projekt Flüchtlingsarbeit im Diözesancaritasverband. Beispiele der vielen Hilfen seien die Sprachförderung, die Unterstützung der beruflichen Integration, die Beschaffung von Ausstattung und Kleidung, aber auch die Bildung von "Runden Tischen" und die Ausbildung von Integrationslotsen. "Wir koordinieren und vernetzen die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit, qualifizieren die Helfer auch strukturell und methodisch, wir tauschen uns aus und reflektieren", informierte Hafenrichter. Nicht zuletzt gehe es darum, den Bedarf an Sachspenden zu ermitteln und das Profil der Flüchtlingsarbeit zu schärfen.

Dass das Engagement und die Kreativität der freiwilligen Helfer keine Grenzen kennen, verdeutlichten Pastoralreferent Lars Stuhrbaum und der evangelischen Pfarrer Stephan Martin Stötzel. Sie haben in den münsterschen Stadtteilen Gievenbeck und Sentrup eine ökumenische Flüchtlingshilfe gegründet. Diese wird getragen von der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser und der evangelischen Lukas-Gemeinde. Über einen Internetauftritt seien die Ehrenamtlichen vernetzt und auf dem neusten Stand der Ereignisse. "Der Austausch der Helfer untereinander ist wichtig", meinte Stuhrbaum. Angesichts von derzeit 800 Flüchtlingen in den beiden Stadtteilen kämen auch die Ehrenamtlichen an die Grenzen der Belastbarkeit, ergänzte Stötzel. "Wir dürfen eingestehen, dass wir auch Fehler machen und Rückschläge erleiden. Doch wir lernen jeden Tag dazu", sagte der evangelische Pfarrer.

In der Diskussion verdeutlichte die Vorsitzende des Diözesankomitees der Katholiken, Notburga Heveling, den besonderen Schutzbedarf der Flüchtlinge. "Sie benötigen unsere Solidarität. Es geht darum, Wohlstand zu teilen mit denen, die nichts haben", sagte sie. Die Sprecherin der Bischöflichen Frauenkommission, Dorothea Große-Frintrop, verwies auf die Lage der traumatisierten Menschen. Unter ihnen seien besonders viele Frauen und Mädchen. Bischof Genn ermutigte die Pfarreien, weiter bei der Suche nach Wohnraum zu helfen. Unterkünfte könnten auch in Pfarrheimen und profanierten Kirchen eingerichtet werden. Generalvikar Norbert Kleyboldt versprach, dass auch in den nächsten Jahren Finanzmittel für die Flüchtlingshilfe zur Verfügung stehen.

Bischof Genn verwies auf die pastoralen Herausforderungen der Einwanderung: "Wir leben in einer multireligiösen Welt. Dies wird die Pastoral in der Pfarreien verändern." Er wünsche sich eine Willkommenskultur und ein friedliches Zusammenleben der Religionen. Bei seinem jüngsten Besuch der Synagoge und der Jüdischen Gemeinde in Münster habe er betont, wie wichtig es sei, Vorurteile abzubauen. Es sei ein unzuhaltbarer Zustand, dass es immer noch eine Polizeibewachung an den Synagogen geben müsse. "Wir müssen alles dafür tun, den Antisemitismus aus der Gesellschaft wegzubekommen", betonte der Bischof.

In den kommenden Sitzungen wird sich der Diözesanrat weiter mit den Schwerpunktsetzungen in der Haushaltsplanung beschäftigen. Der Haushaltsplan für 2016 sei "auf einen guten Weg gebracht", versicherte Generalvikar Kleyboldt. Satzungsgemäß wählten die Mitglieder des Diözesanrats vier neue Mitglieder in den Kirchensteuerrat für den nordrhein-westfälischen Teil des Bistums Münster: Dr. Frank Bruxmeier aus Duisburg-Walsum, Christian Germing aus Altenberge, Josef Hermsen aus Wesel und Kerstin Stegemann aus Münster vervollständigen den Kirchensteuerrat, der maßgeblich über die Verwendung der Kirchensteuereinnahmen entscheidet.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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