Drei Katholikinnen kritisieren mögliche Zulassung der Maissorte 1507
Genmanipuliertes Gemüse auf dem Teller? Fleisch von Tieren, die genmanipuliertes Futter bekommen haben, in der Pfanne? Die meisten Deutschen finden das unappetitlich.
Dass sie mit ihren Vorbehalten recht haben und warum es bedenklich ist, dass Deutschland sich im EU-Agrarministerrat zur Zulassung der gentechnisch veränderten Maissorte 1507 enthalten hat, das wissen Anne Halbuer, Maria Kleingräber und Gertrud Roth.
Alle drei kennen sich in landwirtschaftlichen und umweltbezogenen Themen aus: Anne Halbuer als Sprecherin der Katholischen Landfrauenbewegung im Bistum Münster (KLFB), Maria Kleingräber als Umweltbeauftragte des Bistums Münster und Gertrud Roth als Mitglied des Arbeitskreises Schöpfungsverantwortung der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) sowie als Mitglied des Sachausschusses Ethik und Umwelt des Diözesankomitees.
Unterschiedliche Funktionen und Perspektiven, doch eine Meinung: Die von der Firma Dupont Pioneer entwickelte Maissorte 1507, deren endgültige Zulassung in Europa die EU-Kommission nun voraussichtlich befürworten wird, gehört nicht auf die Äcker. Anne Halbuer spricht von "nicht kalkulierbaren Risiken". Denn: "Es gibt keine Langzeitstudien über gesundheitliche Risiken, zudem liegen nur Untersuchungen der Herstellerfirma vor."
Auch Maria Kleingräber weiß, worin die Gefahr dieses Maises besteht: "Der Mais 1507 ist dank Gentechnik gegen Schadinsekten und eine Herbizid-Wirkstoff resistent gemacht worden. Er enthält in allen Pflanzenteilen – von Wurzeln bis Pollen – das toxische BT-Protein." Dessen Zweck sei, den Maiszünsler als Schädling zu bekämpfen. Aber: "Studien weisen darauf hin, dass auch andere Insekten auf das BT-Toxin reagieren." Im Sinne eines vorbeugenden Naturschutzes solle hier auf eine absolute Minimierung des Risikos wertgelegt werden.
Auf dieselbe Gefahr weist auch Gertrud Roth hin: "Wenn dieser Mais gegen einen Schädling resistent sein sollte, werden viele andere Lebewesen mit betroffen sein, und das in der ganzen Nahrungskette bis hin zum Menschen." Die Auswirkungen gentechnisch veränderter Lebensmittel auf die Umwelt seien nicht bekannt, und sie könnten – einmal in Umlauf gebracht – nicht zurückgeholt werden. Dabei sei ihre Wirkung noch nicht einmal bestätigt: "Der Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut hat dort, wo er erlaubt ist, weder zu höheren Ernteerträgen noch zur Verringerung des Einsatzes von Pestiziden geführt", betont Gertrud Roth. Im Gegenteil, hebt Anne Halbuer unter Verweis auf Beispiele aus den USA, Argentinien und Brasilien hervor: "Der Einsatz von Herbiziden und Insektiziden ist sogar gestiegen, weil sich bei Schädlingen unerwartete Resistenzen gebildet haben."
Auch und gerade als Christinnen lehnen alle drei Frauen den Anbau der Maissorte 1507 ab. Aus Maria Kleingräbers Sicht hat die Gentechnik 20 Jahre nach ihrer ersten Anwendung bisher weder zum Natur- und Artenschutz in der Landwirtschaft beigetragen noch Impulse gegen den Welthunger geliefert. Diese beiden Effekte, die Hersteller als Argument pro Gentechnik verwendeten, seien aber aus christlicher Perspektive wesentlich.
Anne Halbuer meint, indem dem Mais 1507 im Labor der giftige BT-Bazillus eingesetzt werden, "werden Artengrenzen überschritten. In der Natur wäre so eine Züchtung nicht möglich, das ist eine Missachtung der Schöpfung." Für Christen sei eigenverantwortliches Handeln wichtig sei. Die Agrarkonzerne hingegen verdienten mit den patentierten gentechnisch veränderten Pflanzen viel Geld, ohne für die Risiken zu haften. "Außerdem kann ich es als Christin nicht gutheißen, wenn Konzerne durch Patente die Schöpfung für sich beanspruchen", kritisiert Halbuer. Die christlichen Parteien müssten dieser Entwicklung entgegen treten.
Im Bistum Münster wird genau das getan. Gertrud Roth erinnert daran, dass "sich auf Initiative von KLFB, kfd und dem Sachausschuss Ethik und Umwelt die Vollversammlung des Diözesankomitees der Katholiken 2009 dafür ausgesprochen hat, dass in die Musterpachtverträgen des Bistums ein Verbot des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen eingefügt wird."
So weit das Bistum – was aber kann der Verbraucher tun? Leider, so Maria Kleingräber, und Anne Halbuer übereinstimmend, müssten zwar gentechnisch veränderte Produkte, nicht aber Erzeugnisse von Tieren, die Gentechnikfutter erhalten hätten, gekennzeichnet werden. "Daher gibt es aktuell nur zwei Möglichkeiten, sich vor gentechnisch veränderten Produkten zu schützen: eine vegane (also auf tierische Produkte verzichtende) oder eine konsequent biologische Ernährungsweise", sagt Kleingräber. Sie empfiehlt außerdem ein Engagement in kfd oder KLFB, da sich beide Verbände seit Jahren konsequent gegen Gentechnik engagierten.
In diesem Sinne nehmen Anne Halbuer und Gertrud Roth denn auch die Politik in die Pflicht. "Trotz des Bekenntnisses der Regierungsparteien, den Bürgerwillen bezüglich der Skepsis zu gentechnisch veränderten Lebewesen zu respektieren, haben sie in Brüssel diesen Bürgerwillen mit Füßen getreten", findet Anne Halbuer. Auch Gertrud Roth befürchtet, "dass wirtschaftliche Interessen einiger weniger Profiteure mehr Gewicht haben als die Sorgen vieler Menschen." Eine Befürchtung, die wohl nur die Politik ausräumen kann.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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Foto: Guenter Hamich / pixelio.de