Ein Friedensvertrag nicht nur für Münster: Gabriele Lachner wirbt für interreligiösen Dialog

, Offizialatsbezirk Oldenburg

Die Begegnung über Konfessions- und Religionsgrenzen hinweg ist für die Theologin Dr. Gabriele Lachner (56) eine wichtige Voraussetzung für ein gutes Zusammenleben in einer multireligiösen Gesellschaft. „Wir müssen uns über andere Religionen informieren und dabei möglichst den Anderen selbst zu Wort kommen lassen“, sagt sie.

Nur so ließen sich Missverständnisse abbauen und Vertrauen aufbauen. Seit vielen Jahren ist die Vechtaer Schulseelsorgerin im Offizialatsbezirk Oldenburg bischöfliche Beauftragte für Fragen der Ökumene. Auf Landesebene ist sie im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Niedersachsen (ACKN). Im vergangenen Jahr berief Weihbischof Wilfried Theising sie zusätzlich zur bischöflichen Beauftragten für den interreligiösen Dialog.

Ihre Ökumene-Erfahrung ist für Lachner eine gute Basis für ihre neue Aufgabe. Im vergangenen Jahr hatte sie den Text des Friedensvertrages mitentworfen, den Weihbischof Wilfried Theising und der langjährige evangelische Bischof Jan Janssen im Vorfeld des anstehenden Katholikentags in Münster am ersten Advent unterzeichnet hatten. Auch dieser Vertrag spricht von Beziehungsaufbau zu anderen Religionen, von gegenseitigem Respekt und Vertrauen, vom Gespräch, um sich kennen und verstehen zu lernen.

„Wir dürfen nicht immer nur nach Problemen suchen, sondern müssen die Gläubigen ermutigen, anzuerkennen und wertzuschätzen, was in anderen Religionen gut und wahr ist. Alle Anmerkungen und kritischen Anfragen sollen im Geist des gegenseitigen Respekts erfolgen“, sagt Lachner.

„Wir sollen Anderen auch erklären, was uns an unserem christlichen Glauben wichtig ist.“ Mit einem Kirchenführer für Muslime und andere interessierte Menschen, den sie mit Kollegen der evangelischen Landeskirche erstellt hat, hat Lachner gezeigt, was sie sich darunter vorstellt. Das einfach geschriebene und reich bebilderte Heft erklärt nicht nur die Kirchengebäude der beiden großen Konfessionen, sondern gibt auch viele Informationen zu christlichen Festen und zum christlichen Glauben. Fast 10.000 Exemplare wurden in der Region und auch bundesweit bestellt, inzwischen sind auch Übersetzungen in Türkisch, Arabisch und Farsi vorbereitet.

„In unserer Region sind auch jesidische und jüdische Gemeinden sowie weitere Religionen vorhanden“. Auch hier will die Theologin Berührungen schaffen, soweit es ihr möglich ist: Sei es in Schulen, an Vortragsabenden oder beim gegenseitigen Kennenlernen von Festen.

Verständnis für andere Religionen zu haben bedeute nicht, die eigene Religion zu relativieren, stellt sie klar. So sollte ein St. Martinsfest im Kindergarten auch ein St. Martinsfest bleiben und kein Lichterfest werden. „Und zugleich müssen wir uns für die Religionsfreiheit aller einsetzen und nicht in erster Linie Schwachpunkte bei den anderen suchen“. Niemand dürfe wegen seiner Religionszugehörigkeit diskriminiert werden. „Machen Sie den Mund auf, wenn abfällige Klischees über Menschen anderer Religionen verbreitet werden“, fordert sie die Menschen auf.

Gabriele Lachner steht als Ansprechpartnerin oder Referentin in solchen Fragen gerne zur Verfügung. Tel. 0175 3548680, e-mail: gabriele.lachner[at]bmo-vechta.de.

 

Ludger Heuer