Emeka Udemba leitete Workshop in Recklinghausen

, Kreisdekanat Recklinghausen

Auf den Tischen liegen bunte Stifte, stehen Töpfchen und Tuben mit Farben und Kleber. Dazwischen warten unzählige Zeitungen darauf, auseinandergerissen und verarbeitet zu werden. Gut 30 Teilnehmende im Alter zwischen vier und 83 Jahren sind in den Saal des Pfarrheims St. Markus in Recklinghausen gekommen. Sie sind gespannt, was der heutige Nachmittag bringen wird. Firmlinge haben sich ebenso auf den Weg gemacht wie eine Großmutter mit ihren drei Enkeltöchtern, Familien, Kunstinteressierte und Engagierte aus der Einen-Welt-Arbeit. Es ist eine generationsübergreifende Gruppe, die zum Workshop mit Emeka Udemba gekommen ist. Der nigerianische Künstler, der für das Hilfswerk Misereor das Hungertuch 2023/2024 gestaltet hat, ist der Einladung des Katholischen Kreisbildungswerks in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft der Eine-Welt-Kreise im Stadtkomitee der Katholiken gefolgt.

„Was ist uns heilig?“ Diesen Titel trägt nicht nur das Hungertuch, sondern mit dieser Frage eröffnet Udemba auch den Workshop. Schnell geben die Teilnehmenden ihre Antworten: die Schöpfung, die Familie, die Gesundheit, das Leben aller Menschen zu achten, freie Zeit, Freiheit, Menschen- und Kinderrechte, der Glaube, Gott. Vieles davon findet sich auch in seinem Kunstwerk wieder. „Jeder beschäftigt sich anders mit der Frage. Ich habe bewusst eine offene Kunst gewählt. Das macht die Arbeit lebendig“, berichtet Udemba. Für sein farbenstarkes Bild hat er ausgerissene Zeitungsschnipsel verwendet, sie mit Acryl bearbeitet, in zahlreiche Schichten aufgeklebt und aus den Fragmenten immer wieder etwas Neues komponiert. Im Mittelpunkt ist die Erdkugel zu erkennen, die scheinbar von vier Händen umschlossen wird oder ihnen droht zu entgleiten. „Es sollte ein Anliegen aller Menschen sein, die Erde zu beschützen. Diese Aufgabe müssen wir gemeinsam bewältigen“, erläutert der 54-Jährige, der sowohl in Freiburg als auch in seiner Heimat Enugu in Nigeria arbeitet. 
Die Teilnehmenden lassen sich von seiner Collagentechnik inspirieren. Sie durchsuchen die Zeitungen nach Bildern oder Schlagworten, die zu ihren Ideen passen. Doch Zufallsfunde führen sie gedanklich manchmal auch auf andere Wege.

Im Vordergrund steht der nigerianische Künstler und spricht. Hinter ihm hängen verschiedene Bilder an der Wand.

Der Misereor-Hungertuchkünstler Emeka Udemba leitete im Pfarrheim St. Markus in Recklinghausen einen kreativen Workshop zum Thema „Was ist uns heilig?“.

© Bistum Münster

Im benachbarten St.-Markus-Kindergarten hat sich parallel ebenso eine kleine Gruppe eingefunden. Gemeinsam mit Oliver Psiuk haben die Kinder einen Tag zuvor schon eine große Welt gemalt, die sie jetzt mit Bildern schmücken wollen. „Wir malen, was wir toll finden in dieser Welt, aber auch das, was wir nicht gut finden“, berichtet der Erzieher dem Künstler. Die Antworten der Kinder reichten vom Regenbogen über Blumen bis zu Müll oder Krieg. 

Im Pfarrsaal nehmen die Kunstwerke der Einzelnen inzwischen immer weiter Gestalt an. Es wird geblättert, gerissen, geklebt und gemalt. Udemba geht von Tisch zu Tisch und kommt mit den Menschen ins Gespräch. „Jedes Bild hat seinen Reiz“, zeigt er sich begeistert von den Ergebnissen, die er am Ende des Nachmittags an die Wand hängt. In seinem Werk spiele die Farbe Rot eine besondere Rolle. „Rot steht für Gefahr. Es gibt viele Gefahren auf unserem Planeten: Klima, Kriege, Pandemien. Aber es ist noch nicht zu spät. Jedoch müssen wir gemeinsam etwas gegen die Zerstörung unternehmen. Wir haben nur diesen einen Planeten. Ich finde es gut, wie die jungen Menschen sich für ihn einsetzen. Ihnen gehört die Zukunft“, betont Udemba. 

Michaela Kiepe