Erkenntnisreiche MGP-Tagung zur Eine Schule für alle(s)
Ob Inklusion, Fachkräftemangel oder Integration von Flüchtlingen: Die Schule und auch die für Schule verantwortlichen Akteure in Politik und Verwaltung stehen vor riesigen Herausforderungen. Wie mit diesen Herausforderungen umzugehen ist oder was sie zumindest für die Entwicklung der Schulen bedeuten, damit haben sich jetzt die Münsterschen Gespräche zur Pädagogik befasst, die alljährlich von der bischöflichen Schulabteilung in Kooperation mit weiteren Einrichtungen im Franz Hitze Haus durchgeführt werden.
Nach Ablauf der Tagung zogen mit Dr. William Middendorf und Dr. Stephan Chmielus (beide bischöfliche Schulabteilung), Prof. Christian Fischer (Uni Münster), Dr. Uta Hallwirth (wissenschaftliche Arbeitsstelle für evangelische Schule) und Dr. Paul Platzbecker (Institut für Lehrerfortbildung der fünf NRW-Bistümer) die Tagungsverantwortlichen nun Bilanz:
So war es gemeinsame Position aller vier Hauptreferenten/innen aus dem Hochschulbereich (Prof. Jürgen Oelkers/Uni Zürich, Prof.‘ Dorit Bosse/Uni Kassel, Prof. Matthias Trautmann/Uni Siegen und Prof.‘ Anne Sliwka/Uni Heidelberg), dass sich das Schulsystem tendenziell – ungeachtet besonderer lokaler Entwicklungen im Einzelfall – auf eine Zweisäuligkeit zubewege. Neben dem Gymnasium bilde sich eine zweite Säule heraus, deren Attraktivität davon abhänge, dass sie den Weg nicht nur in ein qualifiziertes duales Berufsausbildungssystem, sondern auch zur Allgemeinen Hochschulreife eröffne.
Der Auftrag der inklusiven Bildung stelle sich für alle Schulen; auch die für Gymnasialpädagogik zuständige Professorin Bosse machte klar, dass zieldifferentes Lernen neben abiturbezogenem Lernen am Gymnasium möglich sei. Klar wurde aber auch, dass die Ausstattung der Schulen so sein müsse, dass alle Schüler/innen auch angemessen gefördert werden können.
Interessante Erkenntnisse lieferte hier der Vortrag der Professorin Sliwka, die das Schulsystem in Kanada vorstellte. Hier bekommt die Schule für jeden Schüler mit einem speziellen Förderbedarf (sei es wegen eines Handicaps oder einer besonderen Begabung) zusätzliche Förderressourcen zugeteilt. Dabei finde die Feststellung des Förderbedarfs außerhalb von Schule statt, um so eine Etikettierung der Kinder zu vermeiden.
Sliwka verwies in diesem Zusammenhang auf die hohe gesellschaftliche Akzeptanz des Schulsystems in Kanada, auf die sehr guten PISA-Ergebnisse, auf eine klare pädagogisch angemessene Leistungsorientierung der kanadischen Schule und das finanzielle Engagement des Staates. Immerhin gehen über 7 % des Bruttoinlandsprodukts von Kanada in das Bildungssystem, deutlich mehr als in Deutschland und anderen europäischen Staaten.
Auch der frühere Brandenburger Staatssekretär Burkhard Jungkamp prognostizierte in seinem Referat eine weitgehende Zweisäuligkeit des Schulsystems, bekannte sich zum Auftrag der inklusiven Bildung, sah aber die Umsetzung wegen der unzureichenden Ressourcen mit Sorge.
Mut machten die Workshops innovativer Schulen, darunter zwei Trägerinnen des Deutschen Schulpreises. Lehrkräfte des Ricarda-Huch-Gymnasiums in Gelsenkirchen wie auch der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck zeigten Ansätze für gelungene Integration von Kindern mit Migrationshintergrund. Lehrkräfte der Anne-Frank-Schule Bargteheide und des Evangelischen Firstwald-Gymnasiums in Mössingen präsentierten Möglichkeiten, die schulische Aufgabe der Qualifizierung stärker vom Potenzial des einzelnen Schülers her zu verstehen. Und die Konzepte des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Lüdenscheid und der bischöflichen Franziskusschule in Wilhelmshaven machten deutlich, wie Schulen sich dem Auftrag Gemeinsamen Lernens Schritt für Schritt stellen können.
Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, so die Rückmeldung an die Veranstalter, war es eine rundum gelungene Tagung mit vielen grundsätzlichen und auch praktischen Erkenntnissen. Die Hohe Zufriedenheit war sicherlich auch auf die gute Organisation zurückzuführen, die bei Andrea Leifhelm und Anke Geilhardt in guten Händen lag.
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Text: Pressestelle
Foto: Andrea Leifhelm
E-Mail: sekr.leitung-schule[at]bistum-muenster.de