Eröffnung der Wallfahrtssaison Ginderich
Mit einem festlichen Gottesdienst hat Münsters Bischof Dr. Felix Genn am 30. April die Wallfahrtssaison in Ginderich, dem ältesten Wallfahrtsort am Niederrhein, eröffnet.
"Geben und Nehmen sind nicht unmittelbar Gegensätze", erklärte der Bischof in seiner Predigt. Wer sich als Pilger an die Gottesmutter wende, gebe ihr sein Vertrauen, während Maria die geäußerten Anliegen annehme. Dies sei ein "Wechselspiel des Gebens und Nehmens". Bischof Genn hob hervor, ein ‚Beschenkt werden’ und ‚Annehmen können’ sei auch im Alltag wichtig: "Wir leben vom Geben und Nehmen!"
In einem zweiten Gedanken nahm der Bischof Bezug auf das Jesuswort aus dem Johannesevangelium vom Tage: "Wer einen aufnimmt, den ich sende, nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat". Wer sich Maria anvertraue, erläuterte Genn, wende sich an einen Menschen, der Gott in sich aufgenommen habe. Maria habe dieses Bibelwort "ganz und gar verwirklicht".
Bischof Genn betonte: "Das Wort Gottes wächst mit jedem, der es aufnimmt". Christen seien aufgefordert, ebenfalls das Wort Gottes aufzunehmen und ihm im eigenen Leben Raum zu geben. Er appellierte, jeder möge in jeder Woche ein Wort aus der heiligen Schrift nehmen und es auf sich wirken lassen: "Dann bekommen wir Orientierung, empfangen Kraft und Zuversicht", versprach er. Als erste "Bibelstelle zum Nachkauen" gab Genn der Gottesdienstgemeinde das Jesuswort "Bei Gott ist nichts unmöglich" mit auf den Weg.
Der leitende Pfarrer Dietmar Heshe hatte den Bischof herzlich willkommen geheißen. Genn sei erfreulicherweise im Doppeljubiläumsjahr zur Wallfahrtseröffnung nach Ginderich gekommen, 825 Jahre nach dem belegten Beginn der Wallfahrt und zehn Jahre nach der Wiederaufnahme dieser Tradition. Der Bischof hatte für die Einladung gedankt und darauf hingewiesen, es sei Barbara Pöll vom örtlichen Wallfahrtsausschuss zu verdanken, dass er gekommen sie: "Sie hat mich vor zwei Jahren so dringend gebeten, dass mir gar nichts anderes übrig blieb, als Ja zu sagen".
Beim großen Einzug in die bis auf den letzten Platz gefüllte Wallfahrtskirche waren auch die örtlichen Schützenbruderschaften mit festlich herausgeputzten Bannerabordnungen, Präsidenten, Brudermeistern und Königen Teil der langen Prozession. Für einen festlichen musikalischen Rahmen hatten der Kirchenchor St. Mariä Himmelfahrt Ginderich und der Bläserkreis Lüttingen unter der Gesamtleitung von Tobias Henrichs gesorgt.
Bei der anschließenden Begegnung im Pfarrheim konnte Pfarrer Heshe auch den stellvertretenden Landrat Josef Devers und Kreisdirektor Rolf Berensmeier vom Kreis Wesel, die Bürgermeisterin Ulrike Westkamp von der Stadt Wesel und den Bürgermeister Thomas Ahls von der Gemeinde Alpen begrüßen. Neben anderen Geistlichen war auch der aus Ginderich stammende und heute in Bockum-Hövel tätige Kaplan Robert Winschuh gekommen, dem Heinrich Henrichs, Vorsitzender des Wallfahrtsausschusses noch einmal dafür dankte, dass er während seiner Zeit im Priesterseminar den früheren Bischof Dr. Reinhard Lettmann dafür gewinnen konnte, dass dieser im Jahr 2005 Ginderich offiziell wieder als Wallfahrtsort anerkannt hatte.
Westkamp erhielt großen Applaus für ihre Äußerung, die Stadt Wesel habe extra ihren Empfang für die Arbeitnehmer aus Anlass des Tags der Arbeit verschoben, weil der Bischof nach Ginderich gekommen sei. Im Namen der Stadt Wesel wünschte Westkamp allen Wallfahrern auf dem Weg nach Ginderich, "dass sie auf ihrem Pilgerweg Kraft und Orientierung finden".
Devers überraschte mit einer Idee für die Wallfahrt zur in Ginderich verehrten "Maria – Königin des Friedens": Er regte an, die Wallfahrt auch für Angehörige anderer Religionen zu öffnen, auch um den Dialog mit der zunehmenden Anzahl an Flüchtlingen zu stärken. Ginderich könne für alle Menschen ein Ort sein, zum Gnadenbild zu pilgern, die eigenen Bitten vorzutragen und zum inneren Frieden zu finden, beschrieb er seine Vision.
Die Wallfahrt zum Gnadenbild der "Maria - Königin des Friedens" in das 2.500-Seelen-Dorf Ginderich bei Wesel ist seit 1190 belegt und damit die älteste Marienwallfahrt am Niederrhein. Im Jahr 1524 wurde sie in einer päpstlichen Bulle durch Papst Clemens VII. bestätigt. Nach einem Prozessionsverbot in 1640 durch den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm hatte die Gindericher Wallfahrt für 365 Jahre keine überörtliche Bedeutung. Das änderte sich wieder im Jahr 2005, als Münsters damaliger Bischof Dr. Reinhard Lettmann Ginderich offiziell wieder in den Kreis der heute 26 Wallfahrtsorte im Bistum Münster aufnahm. Mit jährlich rund 2.500 Pilgern gehört das Gnadenbild in der Kirche St. Mariä Himmelfahrt Ginderich zu den kleinsten Wallfahrtsorten der Diözese. Als besondere Wallfahrten gibt es hier den Bußgang der Bruderschaften und die jährliche Großeltern-Enkel-Wallfahrt. Die Wallfahrtssaison dauert in Ginderich von Mai bis Oktober. Ginderich gehört zur Katholischen Kirchengemeinde St. Ulrich Alpen mit Kirchen in Alpen, Bönninghardt, Büderich, Ginderich, Menzelen Ost und Veen.
Informationen über die Wallfahrt in Ginderich gibt es im Internet unter www.pfarrei-stulrich.de.
Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de