Erzbischof John Baptist Odama im Augustin-Wibbelt-Gymnasium

Ohne ihre Schule zu verlassen, tauchten Schülerinnen und Schüler des Augustin-Wibbelt-Gymnasiums in Warendorf am Donnerstag (13. März 2014) in eine ganz andere Welt ein.

Denn sie kamen ins Gespräch mit Erzbischof John Baptist Odama aus Uganda, dem Partnerland der diesjährigen Fastenaktion des Bischöflichen Hilfswerkes Misereor.

Sie beschäftigt sich unter dem Leitwort "Mut ist, zu geben, wenn alle nehmen" mit gerechter Verteilung. Eine konkrete Vorstellung von dem, was das in der Realität bedeutet, vermittelte der Erzbischof in der Begegnung mit je einer siebten und einer achten Klasse sowie drei Kursen aus den elften und zwölften Klassen. Zu seinen Gesprächspartnern zählten außerdem Lehrerin Sabine Schmitz-Hövener und Schulleiter Dr. Olaf Goeke. Nach Warendorf begleitet hatten den Gast aus Afrika Ulrich Jost-Blome vom Referat Weltkirche des Bistums Münster und Misereor-Dolmetscherin Angelika Joachim.

Odama ist seit 1999 Erzbischof der Diözese Gulu im Norden Ugandas ernannte. Als solcher hat er vor allem die verheerenden Auswirkungen des von 1986 bis 2006 dauernden Bürgerkriegs miterlebt. Dass die Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Rebellen, die allein im Bistum Gulu rund 100.000 Menschen das Leben kosteten, schließlich beendet werden konnten, ist auch Erzbischof Odamas Verdienst. Gemeinsam mit muslimischen, orthodoxen und anglikanischen Religionsführern aus der Region bewegte er die verfeindeten Parteien über Jahre erst zum Dialog und dann zum Waffenstillstand.

Nachdem die Gymnasiasten ihren weitgereisten Gast zunächst eindrucksvoll musikalisch mit einem Ständchen der Schulband begrüßt hatten, stiegen sie jeweils mit kurzen Filmen über Misereor-Projekte in Uganda in das Tagesthema ein. Danach stellte sich der Erzbischof bereitwillig den Fragen der Kinder und Jugendlichen – und die ließen sich nicht zweimal bitten.

Schnell wurde deutlich, dass sie sich mit der Biografie des 67-Jährigen und mit seiner Arbeit für den Frieden im Vorfeld auseinandergesetzt hatten. So beschäftigten sich viele Fragen mit dem Schicksal der sogenannten "night commuters" (Nachtpendler). Dabei handelt es sich um Kinder, die – um nicht von den Rebellen entführt und als Kindersoldaten eingesetzt zu werden – sich nachts auf einen Taxi-Stellplatz geflohen hatten. "Niemand hatte sich um sie gekümmert", beschrieb Erzbischof Odama. Deshalb hätten er und die anderen religiösen Führer entschieden, einige Nächte mit den Kindern an ihrem Zufluchtsort zu verbringen.

Vier Nächte habe er, so wie die Kinder, nur auf einer Matte auf dem nackten Boden liegend geschlafen. "Wir haben uns bewusst erniedrigt, so wie die Kinder erniedrigt wurden, um darauf hinzuweisen, dass sie ein Recht auf Schutz haben", erklärte Odama. Auch den Kindern hätten sie zeigen wollen: "Ihr und wir sind eins."

Von diesen Schilderungen zeigten sich die Schülerinnen und Schüler sehr beeindruckt. Ebenso interessierten sie sich aber auch für Leben und Lebensverhältnisse in Uganda. Ihre Fragen zielten unter anderem auf die Rolle der Frauen und auf die Rolle der katholischen Kirche und der anderen Religionen in dem Land ab.

Nach seiner Kindheit befragt, erzählte Erzbischof Odama vor allem von seinem Vater: "Von ihm habe ich gelernt, nie Rache zu nehmen und alle Menschen menschlich zu behandeln." Der 67-Jährige gab Auskunft über seine Laufbahn und seine Aufgaben als Erzbischof: "Vor allem will ich immer zu den Menschen gehen und mit ihnen reden." Zu Fragen nach dem Umgang mit Homosexualität in seinem Heimatland erklärte er, man müsse einander zuhören und das Thema "mit Ruhe und in Reife" behandeln. Aus Ausgrenzung entstehe Gewalt, und dazu dürfe es keinesfalls kommen.

Von Deutschland zeigte sich Erzbischof Odama begeistert: "Ich erlebe es als reiches, aber freundliches Land. Und alle Menschen sind so präzise, so strukturiert." Neben diesem Unterschied benannte er augenzwinkernd noch eine Gemeinsamkeit: "Auch in Uganda spielen die Kinder gern Fußball – allerdings mit einem selbstgemachten Ball aus Blättern des Bananenbaums."

Begeistert dankte der hohe Geistliche den Jungen und Mädchen für ihre "sehr guten Fragen. Ihr habt viele sehr wichtige Themen angesprochen." Neben diesem Dank äußerte er aber abschließend auch noch eine Bitte: "Vergesst nie die gute Tradition des Teilens, wie Misereor sie pflegt. Erhaltet sie unbedingt aufrecht, damit die Welt menschlich sein kann."

  • Wer sich ebenfalls mit Erzbischof Odama austauschen will, hat dazu im Bistum Münster noch zweimal Gelegenheit. Am Freitag (14. März 2014) stehen um 19.30 Uhr im Pfarrheim St. Martini in Münster Vortrag und Diskussion auf dem Programm. Am Sonntag (16. März 2014) kommt der Misereor-Gast um 9.30 Uhr zu einem Gottesdienst, in dem er predigen wird, in die Kirche Christ König in Marl. Ab 10.30 Uhr sind dann auch hier Interessierte zu Vortrag und Gespräch im Pfarrheim Christ König willkommen

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de