Erzieher an Bord der „MS Günther“

, Stadtdekanat Münster

Langsam wendet die „MS Günther“ im münsterischen Hafen und nimmt Kurs auf die städtische Schleuse im Dortmund-Ems-Kanal. Ein Schiff als Veranstaltungsort: Die Verantwortlichen des Aktionsprogramms „Kita – Lebensort des Glaubens“ und des „flügge – Das Netzwerk für Junge Erwachsene“ des Bistums Münster haben sich bewusst dafür entschieden. „Für unsere pädagogischen Fachkräfte, die neu an Bord einer katholischen Kindertageseinrichtung sind, haben wir uns einen untypischen Seminarort einfallen lassen“, erklärt Karolin Thater, Mitarbeiterin des Kita-Aktionsprogramms.

Gruppenbild der Teilnehmenden

„Alle Mann an Bord“, hieß es für 15 neue pädagogischen Fachkräfte, die in den vergangenen Monaten ihren Dienst in einer katholischen Einrichtung aufgenommen haben.

© Bistum Münster

© Bistum Münster

Die Organisatoren wollten mit der Veranstaltung „Komm, mach mit uns die Welle! Join the Crew!“, an der am 25. Oktober 15 neue Bistumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter teilnahmen, ein Zeichen setzen: Je weniger Bewerber es gibt, desto wichtiger sei es, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden und eine gute Einarbeitung sicher zu stellen, sind sich Karolin Thater, Marcus Bleimann, Leiter der Fachstelle Kita-Pastoral im Bistum, und Imke Sievers vom flügge-Netzwerk sicher. „Auf der MS Günther geht es nicht darum, etwas für die Arbeit zu lernen, sondern etwas für sich selbst zu tun“, sagt Thater. In Zeiten, in denen pädagogische Fachkräfte händeringend gesucht würden, sei das besonders wichtig. Täglich bestimmen Meldungen, die mehr als 100.000 fehlende Erzieherinnen und Erziehern beklagen, die Schlagzeilen. 

Es habe sich gezeigt, erklären die Bistumsvertreter, dass junge Erzieherinnen und Erzieher nach den ersten Monaten der Berufspraxis einen Ort bräuchten, an dem sie sich mit anderen austauschen könnten und erkennen: „Ich bin mit meinen Fragen und Erfahrungen nicht allein.“ So bot das Seminar den pädagogischen Fachkräften die Chance, sich zu orientieren, durchzuatmen und die vielen neuen Eindrücke und Einflüsse der ersten Monate zu verarbeiten. „Unser Kernanliegen war es, mit ihnen persönlich auf den eigenen Berufsweg zu blicken und zu schauen, was in den vergangenen Monaten passiert ist. Was sind meine Stärken, wie bringe ich mich ins Team ein?“, verdeutlicht Imke Sievers.

Die maritime Symbolik zog sich wie ein roter Faden durch den Tag. Neben Kompass und Anker bekamen die Teilnehmenden farblich unterschiedliche Kordeln, die sie miteinander und ineinander verknoten sollten – auf der Suche nach den Knoten- und Wendepunkten in ihrem Leben. Die Mitarbeitenden hatten viele Fragen: „Wie kann ich als Erzieher religiöse Inhalte vermitteln, die ich selber in Frage stelle?“, „Wie oft darf ein Vertrag befristet verlängert werden?“, „Darf ich mit meinem Partner zusammenwohnen?“ Karolin Thater schätzt den offenen Austausch im geschützten Rahmen: „Kritisches Denken anzuregen und zu fördern und seine Talente als Teil der Gemeinschaft einzubringen, das macht Kirche aus.“ 

Niels Kleischmann aus Lüdinghausen zeigte sich begeistert von der Veranstaltung: „Es ist toll, dass die Kirche daran interessiert ist, dass wir neue Erfahrungen, Eindrücke und Impulse bekommen“, erklärte er. „Und es war spannend zu hören, wie es in den anderen Einrichtungen abläuft.“ Besonders freute ihn die positive Antwort auf seine Frage, ob er als evangelischer Christ fest in einer katholischen Einrichtung angestellt werden kann. 

Auch seine Kollegin Svenja Weckermann war beeindruckt: „Toll, dass wir es dem Bistum wert sind, ein Boot zu chartern.“ Auf der „MS Günther“ habe es in anderer Atmosphäre die Gelegenheit gegeben, eigene Anliegen einzubringen und sich darüber auszutauschen, freute sie sich. 

Jürgen Flatken