Ewald Brünen verlässt seine Josef-Pieper-Schule

Nach 22 Jahren am Bischöflichen Berufskolleg Josef-Pieper verabschiedet sich der Schulleiter in den Ruhestand.
Unglaublich aber wahr, die Zeit Ewald Brünens als Schulleiter der JPS ist vorbei! Auf einer Abschlussveranstaltung in der gläsernen Halle im Salinenpark fand am 1.Juli die offizielle Verabschiedung Ewald Brünens in den Ruhestand statt.

Die Veranstaltung, die mit einer Eucharistiefeier unter der Leitung der Pfarrer Thomas Lemanski, Felix Schnetgöke und Pfarrer Cyprien, aus Ruanda, begann, wurde souverän moderiert von der stellvertretenden Schulleiterin Maria Hüwe, die nunmehr auch die Geschicke der Josef-Pieper-Schule kommissarisch weiter führen wird. Es war einiges los in der Halle, die durch offizielle Gäste, Kollegium, Mitarbeiter-Team, Ehemalige, Schüler und Freunde gut gefüllt war; wobei sich viele dieser Rollen bei vielen Gästen gar nicht mehr trennen lassen. Ewald Brünen hatte den Beistand seiner Frau Monika auch an diesem Tag und wurde begleitet von seinen Kindern und auch Enkeln.

Es war eine würdevolle, von Lachen und Melancholie geprägte Abschiedsfeier, so wie es wohl sein muss für den Abschluss einer erfolgreichen beruflichen Karriere. Alle Reden, Beiträge und Gespräche zeichneten das Bild eines menschlichen, empathischen und äußerst beliebten Schulleiters, der von einem unglaulichen Optimismus geprägt war und ist, der in den letzten 22 Jahren mitriss und überzeugte. Schulseelsorgerin Helga Streffing sprach von einer "Haltung", die er in die Schule brachte, die Beispiel und Impuls war. In der Ansprache für das Kollegium sprach Christiane Preuhsner vom "Opti-Boy"!

Der Festakt bestand aus mehreren Beiträgen, der immer wieder vom A-Cappella Gesang der Gruppe MitVox, ein besonderer Wunsch von Herrn Brünen, aufgelockert wurde.

Frau Hüwe übergab zunächst das Wort an Herrn Dr. Middendorf, als Leiter der Hauptabteilung Schule und Erziehung des Generalvikariats Münster. Er betonte Brünens Engagements in schulpolitischen Dingen sowie die Neu-Installation zahlreicher Bildungsgänge. Schließlich scherzte er, dass der Zu-Verabschiedende ja dort gearbeitet habe, wo andere Urlaub machen, nämlich an einem der schönsten Orte der Stadt Rheine.

Frau Jasmin Geyer sprach für die Schülerinnen und Schüler und betonte überzeugend Brünens ausgeprägten empathischen Fähigkeiten gepaart mit seinen unterrichtlichen Kompetenzen.
Frau Beate Schwingenheuer von der Bezirksregierung in Münster erläuterte seinen Werdegang und die freundschaftliche Zusammenarbeit in vielen Gremien.

Von der Stadt Rheine war eigens Herr Norbert Kahle als stellvertretender Bürgermeister erschienen und hob die immense Bedeutung von Bildung, Internationalität und Familienfreundlichkeit für die Stadt Rheine hervor. Hierin hätte sich die Josef-Pieper-Schule ein Renomme erworben. Mittlerweile gibt es 40 Kitas in Rheine, nicht zuletzt würde die Schule für gute Erzieherinnen und Erzieher sorgen. Auch hierfür zeichne Herr Brünen ganz wesentlich Verantwortung. Vom sozialpädagogischen Beirat betonte Hildegard Eilinghoff eindrücklich die Bedeutung des praktizierten Austausches von Schule und sozialpädagogischen Arbeitsfeldern. Dieser sein von enormer Bedeutung, von dem auch die Schule enorme profitiere.

Da Herr Brünen begeistert Theater spielt und zahlreiche Stücke in der Schule inszeniert hatte, musste er sich dann einem musikalischen Quiz unterziehen, in dem er Fragen zu "seinen" ehemaligen Stücken beantworten durfte. Conferencier war Musiklehrer Burkhard Langer, der live unterstützt durch seinen konzertierenden Lehrer-/ Schülerchor dem Chef auf die Sprünge half.

Dann kamen die Worte zur Verabschiedung für das Kollegium und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch Christiane Preuhsner. In einer Mischung aus Witz, Information und tiefer Sympathie wurde in mehreren Punkten der Tagesablauf Herr Brünens dargestellt:

"Sie sind in den letzten Jahren immer sehr, sehr früh aufgestanden, um dann mit dem Fahrrad in Ostbevern, auch in der dunklen Jahreszeit über noch dunklere Feldwege zum Bahnhof zu gelangen. Dann fuhren Sie mit dem Zug zum Hbf Münster, wo Sie den Anschlusszug nach Rheine um 7.02 Uhr nahmen. In Rheine wurden Sie schon von Weitem von den Mitarbeitern der Radstation begrüßt, die Sie und uns Mitarbeiter immer auf dem aktuellen Stand, wer wo wann wie unterwegs ist, brachten, z.B.: "Der Chef ist längst weg" oder "der Chef kommt heute nicht" oder "Chef, Deine Arbeiter sind noch nicht da"..." Übrigens waren auch Mitarbeiter der Radstation von Herrn Brünen eingeladen und anwesend. Erwähnte wurde das sogenannte Küchenkabinett der JPS, der Unterricht, der unglaubliche Optimismus und, dass Herr Brünen immer seine Tür am Büro geöffnet habe und sich für jeden, jederzeit sofort Zeit nahm und sich ernsthaft mit seinem Gegenüber in menschlicher Haltung beschäftigte. Wie zur Bestätigung dieser Aussage applaudierte die anwesende Schulgemeinschaft hier ganz besonders kräftig. Frau Preuhsner erinnerte an viele gemeinsame Erlebnisse mit dem Kollegium, mit den Mitarbeitern. Eine tolle Rede, die Herr Brünen rührte, und mit den Worten schloss:
"Ach, jetzt haben wir doch wieder einige Minuten überzogen. Behalten Sie Ihren Optimismus und bleiben Sie gesund! Herr Brünen - Danke für ALLES."

Als "Erinnerungsbuch" gab es dann ein von Kollegen erstelltes Foto-Buch, das Schnappschüsse aus Herrn Brünens Schulleiterleben zeigt.

Nach so vielen Worten wurde es höchste Zeit für einen wortlosen Dialog, durchgeführt von einigen Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft der Schulleiterinnen und Schulleiter, deren Sprecher Herr Brünen ist. Es war eine großartige Umsetzung der Kabarett-Idee der Gruppe "Ohne Rolf" , die hier zwei Schulleiter genial technisch und inhaltlich umsetzten und ganz individuell auf Herrn Brünen zugeschnitten hatten. Sie blätterten vorbereitete Plakate um, auf denen Worte, Gedanken, ja sogar eigentlich spontane Äußerungen vorgedruckt standen. Eine tolle Nummer, wie überhaupt der Arbeitskreis sehr rege war und alle Mitglieder kabarettistische Begabungen zu besitzen scheinen, so beantragten sie die Aufnahme des neuen Verbs "brünen" in den Sprachgebrauch, womit wohl eine spezielle Sichtweise auf all zu enge Reglementierungen durch die Schulrahmenrichtlinien u.ä.m. gemeint waren.

Jetzt war es aber Zeit, dass Ewald Brünen noch zu Wort kam. Er bedankte sich herzlich bei allen Gästen und betonte, wie wichtig Mitarbeiter und Kollegen seien, dass Schule gelinge. Sie müssen sich auf neue Ideen einlassen und den Weg mit gehen, wenn auch nicht immer sofort und gleich. Es gebe eine große Solidarität und Wertschätzung, eine besondere, positive Atmosphäere in der Schule, entstanden aus der Haltung aller an der JPS. Er betonte, dass er viele Bildungsreformen und vorläufige Rahmenrichtlinien überhaupt nicht vermissen werde. Sind sie gerade veröffentlicht und versuche die Schule sich darauf einzustellen, kämen schon wieder neue und die vorherigen seien noch nicht einmal evaluiert. Hier gab es besonders kräftigen Beifall bei den Zuhörern. Herr Brünen bedankte sich ganz besonders bei seine Stellvertreterin Maria Hüwe, die ein Glücksfall für die Schule und für dieses Amt sei. Sie werde es schaffen den Übergang zu einer neuen Leitung, in eine weiterhin gute Richtung, zu gestalten. Er wünschte der kommissarischen Leiterin viel Kraft und Erfolg.

Abschließend wurde allen Anwesenden nochmals klar, dass es nun eine Ende mit der Ära Brünen an der JPS hatte. Doch bevor Melancholie ausbrach, wurde zum Empfang und zum Imbiss geladen. Zahlreiche Gespräche schlossen sich an und viele Wiedersehenstermine wurden abgemacht. Übrigens bricht Herr Brünen, begleitet von einigen Schülern und einer Kollegin, am Sonntag für drei Wochen nach Ruanda zu einem Partnerprojekt auf. Um einen Mangel an Aufgaben und Beschäftigung muss sich wohl niemand bei Herrn Brünen Sorgen machen.

Ewald Brünen wurde im Dezember 1950 in Rheine geboren, besuchte ab 1957 die katholische Volksschule St.Elisabeth um dann auf das Gymnasium Dionysianum zu wechseln. Hier bestand er im Juni 1970 die Reifeprüfung des altsprachlichen Gymnasiums. Die Uni Münster reizte ihn mit ihrer Fakultät für Katholische Theologie, an der er sich mit den Fächern Katholische Theologie, Germanistik und Pädagogik einschrieb. Er baute sein Studium so auf, dass er sich für das Lehramt qualifizierte, aber auch gleichzeitig die Möglichkeit hatte als Laienmitarbeiter in der Kirche wirken zu können. 1974 bestand er die Fachprüfung für das Lehramt an Realschulen. 1975 bestand er sein Diplom in katholischer Theologie und erhielt das Zeugnis über die erste philologische Staatsprüfung für das Lehramt am Gymnasium.

1976 nahm er dann sein Referendariat auf an der Loburg, dem Gymnasium Johanneum in Ostbevern. Er absolvierte auch dieses erfolgreich, so dass er anschließend hier ab 1978, zunächst als Studienrat, die Fächer Deutsch und Religion unterrichtete. Im Jahre 1994 hörte er den Ruf des Bischöflichen Berufskollegs in Rheine, das er sehr erfolgreich bis heute leitete. Ostbevern blieb er als Wohnort verbunden. Hier lebt er bis heute mit seiner Familie , und engagiert sich u.a. intensiv in der Kirchengemeinde. Auch im Volleyball ist er nach wie vor gefährlich, wenn er sich jeden Freitagabend mit Loburgern zum Spiel trifft.

Übrigens bekam die Schule unter der Ägide Herr Brünens, ihren heutigen Namen. Er kannte den Religionsphilosphen Josef-Pieper noch aus seiner Studienzeit persönlich und machte diesen Namensvorschlag, von dem er dann, zusammen mit der mittlerweile verstorbenen Lehrerin Dr. Jutta Breyl, den Träger und die Schulgemeinschaft überzeugte.

 

Text und Foto: Paul Schulze Langenhorst
Kontakt: sekr.leitung-schule[at]bistum-muenster.de